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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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ebenfalls schon bessere Tage gesehen. Elisabeth wurde sich erst jetzt bewusst, dass sie selbst einen ähnlichen Eindruck machen musste. In Agnes’ Augen flackerte es, Elisabeth konnte nicht sagen, was ihre Schwester bewegte.
    »Na, was haben wir denn da für eine Nebelkrähe«, rief von Reinach aus. Elisabeth sah, dass Agnes bis auf den Ansatz ihres Busens errötete.
    »Schickt die schnell in den Badezuber«, rief von Reinach aus, »und die Köchin, ihre Schwester, gleich dazu!«
    Elisabeth ließ sich davon nicht beirren. Sie nahm noch ein paar Kirschen von ihrem Teller, stand auf und ließ sich ohne Widerstand von den Wachen hinausführen. Agnes wurde in ihre Mitte genommen. In der Küche nahm eine Dienerin die beiden in Empfang.
    »Geht nur schon nach nebenan, im Kessel ist heißes Wasser. Ich hole schnell geeignete Kleidung für Euch.«
    Elisabeth und Agnes begaben sich in den angrenzenden Raum. Er war gemauert und von einem tonnenförmigen Gewölbe überdeckt. Zwei Zuber standen bereit. Dienerinnen liefen und füllten sie mit heißem Wasser, brachten Handtücher und Seife. Elisabeth entkleidete sich und ließ sich in einen der Zuber gleiten. Eine Dienerin wusch ihr die Haare, trocknete sie mit einem weichen Tuch ab. Das gleiche geschah mit Agnes. Als sie aus den Wannen stiegen, lagen schon Kleider für sie bereit. Elisabeth zog ein blau schimmerndes Kleid aus Seide an, das einen Ausschnitt bis zu den Schultern hatte. Agnes erhielt ein Brokatkleid mit einem Leibchen, das ihre kleinen Brüste fest zusammenpresste. Nachdem ihre Haare getrocknet waren, bedeckten die Dienerinnen sie mit Federhüten aus Samt und geleiteten sie wieder hinunter in den Esssaal. Inzwischen spielte eine Gruppe von Musikanten zum Tanz auf, die Stimmung war noch ausgelassener. Die geschminkten Damen umgirrten die Männer, schwenkten ihre Weinbecher, setzten sich ihren Liebhabern auf den Schoß. Von Reinach erhob sich bei Elisabeths Kommen. Dabei fiel ein Becher um und ergoss seinen Inhalt über den Tisch.
    »Wie schön Ihr seid, Elisabeth«, sagte er mit schwerer Zunge. »Ich darf Euch doch Elisabeth nennen?«
    »Tut, was Ihr nicht lassen könnt, Hans Heinrich von Reinach«, gab Elisabeth zurück. »Ich wundere mich nur, dass Eure Familie nicht an den Festlichkeiten teilnimmt.«
    »Meine Frau ist ein Sauertopf«, sagte von Reinach. »Wie gern würde ich mal wieder so ein appetitliches Vögelchen wie Euch in den Armen halten!«
    »Das Vögelchen wählt selbst sein Plätzchen aus«, meinte Elisabeth und setzte sich auf einen freien Stuhl am Tisch. Der Kommandant lief dunkelrot an. »Wenn Ihr so eine Henne seid, werde ich mich wohl an Eurer Schwester schadlos halten müssen«, schrie er und wankte auf Agnes zu. Mit Entsetzen sah Elisabeth, dass Agnes lieblich lächelnd auf den Kommandanten zuschritt und sich von ihm die Hände küssen ließ.
    »So, Ihr dient also unter dem Kommandanten von Reinach«, sagte Kardinal Weltlin und musterte Jakob. »Wie seid Ihr denn um Himmels willen zu dieser zweifelhaften Ehre gekommen?«
    Jakob schluckte.
    »Ob diese Ehre zweifelhaft ist, liegt im Ermessen des Betrachters«, antwortete er.
    »Ich komme auf jeden Fall nicht als Feind zu Euch, sondern um Elisabeth und Agnes Weber auszulösen.«
    Über das feine Gesicht des Kardinals glitt es wie ein Schatten. »Wisst Ihr, wie es ihnen geht?«
    »Als ich sie zuletzt gesehen habe, waren sie munter wie Fische im Wasser. Aber das könnte sich auch schnell ändern, mein Kommandant macht nicht viel Federlesens.«
    »Und Ihr seid der kaiserliche Söldner …«
    »Hauptmann«, verbesserte Jakob.
    »Der kaiserliche Hauptmann, mit dem Elisabeth Weber … den Elisabeth in Baden gepflegt hat.«
    »Das hat sie sehr gut gemacht, zusammen mit den Wirtsleuten vom ›Roten Ochsen‹.«
    »Diese Wirtsleute, Melvine und Paul, leben inzwischen übrigens in Freiburg«, erklärte der Kardinal. »Sie haben sich des Wirtshauses ›Zum roten Bären‹ angenommen, das in einem sehr heruntergekommenen Zustand war. Die Gäste in ihrer Holzbude am Rhein waren ihnen ausgegangen.«
    »Das ist auch kein Wunder«, meinte Jakob. »Seit der Belagerung kommen die Offiziere nicht mehr, und die armen Leute können es sich nicht leisten, ins Wirtshaus zu gehen.«
    Jakobs Bewunderung für diesen Mann stieg. Er bewahrte nicht nur seine Haltung, sondern vermied alles, um Jakob nicht bloßzustellen. Was hätte er ihm auch erzählen sollen? Der Kardinal hätte die Wahrheit ja doch herausbekommen.
    »Und

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