Die Köchin und der Kardinal
welcher Auftrag hat Euch nun zu mir geführt?«
»Der Kommandant von Reinach ist bereit, die beiden Frauen gegen eine gewisse Summe auszulösen.«
»Wie hoch ist diese Summe?«
»Er hat keine genauen Zahlen genannt. Ihr zahlt, was Euch die Mädchen wert sind.«
»Eine ist mir vor allem wert«, sagte der Kardinal. »Wir werden uns mit dem Herzog besprechen, dann werden wir Anweisung geben, Geld und Schmuck zu holen und Euch damit betrauen.«
So einfach war das? Der Kardinal zog an einer Glocke, um seinen Diener zu rufen, gab ihm die Order, sie bei Bernhard von Sachsen-Weimar zu melden. Kurze Zeit später kehrte der Diener zurück und berichtete, der Herzog sei bereit, sie zu empfangen. Jakob folgte dem Kardinal durch das Haus. Ein weiterer Diener, der vor der Tür stand, klopfte an und ließ sie hinein, nachdem von drinnen Antwort gekommen war. Sie betraten das Zimmer des Herzogs. Es war behaglich mit hellen Möbeln und Teppichen ausgestattet. Bernhard stand vor einem Schreibpult am Fenster. Bei ihrem Eintreten drehte er sich um. Er war ein hochgewachsener Mann mit schmalem Gesicht, langen, dunklen Haaren und einem Knebelbart. Über seinemRock trug er einen Lederkoller mit silbernen Knöpfen, an den Beinen seidene Schlumperhosen und Becherstiefel an den Füßen.
»Ihr seid also Jakob Gruber und kommt aus der Festung Breisach«, begann Bernhard ohne große Umschweife. »Nehmt doch bitte Platz.«
Er wies auf einen zierlichen Tisch mit drei Stühlen. Sie setzten sich.
»Ich bin ein Unterhändler des Herzogs von Reinach«, sagte Jakob. »Und habe den Auftrag, ein Lösegeld für zwei angesehene Frauen auszuhandeln.« Er sah, wie es im Gesicht des Kardinals zuckte. Bernhards Züge verfinsterten sich. »Ihr dient dem Herzog von Reinach? Eigentlich sollte ich Euch sofort am höchsten Mast aufknüpfen! Wie seid Ihr denn durch den Belagerungsring gekommen?«
Jakob zögerte. Den geheimen Gang durfte er auf keinen Fall verraten!
»Der Ring ist noch nicht ganz geschlossen, so gelang es mir, unerkannt nach Freiburg zu kommen.«
»Was, Ihr seid unberitten hierhergelangt? Warum habt Ihr Euch kein Pferd genommen?«
»Das wiederum«, setzte Jakob dagegen, »wäre zu sehr aufgefallen.«
»Nun, sei’s drum«, brummte Bernhard. »Wer sind nun diese Frauen?«
»Elisabeth und Agnes Weber, ursprünglich beheimatet in Calw im Schwarzwald.«
»Woher will von Reinach wissen, dass uns diese Frauen so wichtig sind, dass wir Lösegeld dafür bezahlen würden?«
»Bernhard«, mischte sich der Kardinal ein. »Erinnerst du dich nicht an die Köchin Elisabeth, die so hervorragende Mahlzeiten zu bereiten verstand?«
Über Bernhards Gesicht glitt ein Lächeln. »Ja, ich erinnere mich. Und da war noch eine Schwester, diese Trosshure. Es warim Burgund, ich weiß. Eine gute Köchin können wir immer brauchen!«
»Und Agnes könnten wir in ein Kloster bringen, das arme Ding hat gar keine so schlechten Anlagen«, fügte der Kardinal hinzu.
Was war nur geschehen bei diesem Aufenthalt in Burgund? Oder schon vorher, in Straßburg, in Paris? Jakob hatte Elisabeth nie gefragt, warum sie vom Kardinal weggegangen war. Auf jeden Fall schienen beide bereit, sich auf den Handel einzulassen. Und Jakob musste es zu Ende bringen, so schwer ihm auch die Vorstellung fiel, dass Elisabeth wieder fern von ihm sein würde.
»Was ist Euch die Freilassung der beiden wert?«, fragte er.
Bernhard und der Kardinal tauschten einen Blick.
»Hundert Golddukaten«, beschied Bernhard von Sachsen-Weimar. »Ich werde meinen Zahlmeister veranlassen, Euch das Geld gleich auszuzahlen.«
»Danke, Hoheit«, sagte Jakob und neigte seinen Kopf.
»Und wie soll die Übergabe vonstatten gehen?«, fragte der Kardinal.
»Ich werde zwei bewaffnete Reiter mitschicken, die sollen die Damen in Empfang nehmen«, meinte Bernhard. »Aber merkt Euch eines, junger Mann«, sagte er, zu Jakob gewandt. »Euer Kommandant und Feldzeugmeister ist ein äußerst übler Patron! Im Februar dieses Jahres, vor der Einnahme von Freiburg durch meine Truppen, hat er die ganze Zeit die wildesten Fastnachtsscherze getrieben und gefeiert, dass es nicht mehr feierlich war! Dafür hasse ich ihn ganz persönlich, mit jeder Faser meines Herzens! Kardinal Weltlin kann bestätigen, dass ich die Bevölkerung geschont habe. Ich bin kein skrupelloser Feldherr, mir kann man vertrauen.«
»Das glaube ich gern, Hoheit«, sagte Jakob.
»Wollt Ihr nicht mir, dem Verfechter der rechten Sache, den Eid schwören?«,
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