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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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einen Obolus entrichten. In der Vorstadt, durch die sie kamen, roch es nach Gerbflüssigkeit und Rinderurin. Es gab einzelne Läden von Metzgern und Bäckern, die gerade ihre Türen öffneten. Elisabeth und die Wachsoldaten ritten durch die schmalen Gassen. Überall lag Unrat herum. Mit Freude sah Elisabeth, dass in den Gärten und auf den Äckern Karotten, Erdbeeren, Gurken, Sellerie und Lauch wuchsen. An den Bäumen hingen Kirschen in dicken Trauben. Vor einem unscheinbaren Gebäude machten die Reiter, die sie begleiteten, halt.
    »Hier sollen wir Euch abliefern«, sagte der eine, stieg ab und half ihr vom Pferd. Ein Diener nahm Elisabeth in Empfang. »Seine Exzellenz, der Kardinal, ist schon auf«, sagte er. »Ich soll Euch zu ihm bringen.«
    Elisabeths Herz klopfte heftig. Würde Thomas Weltlin ihr Vorwürfe machen, hatte er die Achtung vor ihr verloren? Der Diener öffnete die Tür zu dem Raum des Kardinals, nachdem er angeklopft hatte, und empfahl sich dann. Der Kardinal stand inmitten des Zimmers und blickte ihr entgegen. Er sah noch genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Seine große, schlanke Gestalt war in die schwarze Soutane gehüllt, die er immer trug, wenn er nicht im Amt der Kirche stand. In seinem bräunlichen Gesicht funkelten die Augen, um die herum sich ein feiner Kranz von Fältchen gebildet hatte. War er überhaupt noch im Amt? Elisabeth bewegte sich langsam auf ihn zu, wollte sich niederknien und seinen Ring küssen, doch er hob sie auf.
    »Elisabeth, wie freue ich mich, dich wiederzusehen!«
    »Ich freue mich auch, Herr Kardinal. Wo sind wir hier eigentlich?«
    »Im Johanniterhaus von Freiburg. Ich darf doch ›du‹ sagen, Elisabeth? Du bist mir so sehr ans Herz gewachsen, dass es nichts mehr gibt, was uns je trennen könnte.«
    Damit hatte Elisabeth nicht gerechnet, aber es erstaunte sie nicht nur, es beglückte sie. Der Kardinal klingelte nach dem Diener.
    »Lass uns ein Frühstück bringen, mit Schinken, Speck, Rühreiern, Soleiern in der Brühe«, er zwinkerte Elisabeth zu, »und weißem und schwarzem Brot. Dazu Butter und heißen Würzwein, es ist noch recht kalt heute Morgen.«
    »Warum seid Ihr … bist du so gut zu mir, Thomas Weltlin?«, fragte Elisabeth.
    »Setz dich doch, dort in den Korbsessel«, meinte er. »Ich habe dich einfach immer gerngehabt, von Anfang an. Und nicht nur wegen deiner Kochkünste«, fügte er hinzu.
    »Warum hast du mich dann weggeschickt, als wir in Straßburg waren?«
    Er atmete hörbar aus. »Ich alter Esel hätte es wissen müssen«, entgegnete er. »Dass du eine Liebschaft mit einem jungen Soldaten beziehungsweise Hauptmann hattest, hat mich nicht einmal so getroffen. Aber als Agnes erzählte, was du im Tross getrieben hättest – da habe ich die Beherrschung verloren. So, mit diesem Wissen, konnte ich dich nicht mehr an meiner Seite haben.«
    »Aber es stimmte ja gar nicht, Agnes selbst hat es doch im Burgund mit den Männern getrieben.«
    »Das hat sie mir dann auch gestanden, Elisabeth. Sie versuchte, sich an mich heranzumachen, aber wenn ich schon bei dir widerstanden habe, meines Amtes wegen, dann bei ihr noch viel mehr. Um mich zu bestrafen, so dachte ich, hat sie mich mit nicht nur einem Diener betrogen.«
    »Was ist nur in sie gefahren?« Elisabeth schüttelte den Kopf. »Wart ihr beide da schon in Freiburg?«
    »Ja, wir lebten hier, seit Bernhard die Stadt eingenommen hatte.«
    »Wie kam es, dass du nicht inhaftiert worden bist? Wegen der Lutherbibeln, meine ich?«
    »So genau weiß ich das gar nicht. Ich glaube, dass Richelieu verfügt hat, mich zu Bernhard von Sachsen-Weimar zu bringen. In Freiburg kam es dann zur Trennung von Agnes.«
    »Das hat sie mir aber ganz anders erzählt«, meinte Elisabeth.
    »Das musste sie ja auch, um vor dir nicht wieder als Tross- und Kardinalshure dazustehen.«
    »Was mich aber gewundert hat«, überlegte Elisabeth, »dass sie nicht versucht hat, die Spielleute, mit denen ich im Kaiserstuhl lebte, zu verführen und auf ihre Seite zu bringen.«
    »Ich habe sie inzwischen durchschaut, Elisabeth. Sie braucht Männer, die Macht haben, Macht und Geld, damit sie ihr Schmuck, schöne Kleider und gutes Essen schenken.«
    Der Diener trug das Frühstück auf, und eine Weile lang machten sie sich darüber her.
    »Deshalb hat sich Agnes jetzt auch an den Hals des Kommandanten von Breisach geworfen«, nahm Elisabeth den Faden wieder auf.
    »So wie du dich an den Hals des Jakob Gruber geworfen hast?«
    Elisabeth

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