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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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geblieben?«
    Von Reinachs Stirnadern schwollen bedenklich an. »Was hast du nur die ganze Zeit mit der Versorgung? Wir haben einen großen Nachschub an Mehl bekommen, die Bäcker können jeden Tag backen, und Ende Mai haben wir einen Brottransport aus Basel zu uns umgelenkt. Bevor die Feinde die Reihen wieder schließen konnten, haha.«
    »Hier auf der Burg scheint es jede Menge Essbares zu geben«, fuhr Jakob fort. »Hast du und haben die Reichen alles bekommen?«
    Von Reinach streckte abwehrend die Hände von sich. »Wo denkst du hin? Die Leute haben genug bekommen, können eben nicht haushalten. Und meine dreitausend Männer muss ich schließlich auch versorgen.«
    »Wir müssen schließlich an unsere Kinder denken«, setzte von Reinachs Frau hinzu. »Die sollen das hier doch gesund überstehen, oder nicht?« Herausfordernd schaute sie Jakob ins Gesicht. Er blickte auf die pausbäckigen Kleinen.
    »Vom Fleische sind sie nun gewiss nicht gefallen«, meinte er.
    »Du machst dir zu viele Sorgen«, redete von Reinach weiter. »Wir werden einen Trupp ins Elsass schicken, um Korn herbeizuschaffen. Unsere Besatzung umfasst dreitausend Mann, wie ich schon sagte, du Knollfink!«
    »Immerhin stehen uns sechstausend Mann Fußvolk, fünftausendachthundert Reiter, vierhundert Arbeiter für die Schanzen und fünfundzwanzig Geschütze gegenüber«, meinte Jakob und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    Von Reinach schnippte mit den Fingern. »Die haben doch selber bald nichts mehr zum Beißen«, sagte er. »Da können sie noch so viele Schanzen errichten und Ketten über den Rhein legen, um Durchbrüche von uns zu verhindern. Die Brücke haben sie auch nicht gesprengt gekriegt.«
    Jakob hatte sein Mahl beendet und erhob sich.
    »Ich werde mich jetzt zurückziehen«, sagte er, »und wünsche eine angenehme Nacht, die Damen und Herren.«
    Der Platz, an dem Agnes gesessen hatte, war inzwischen leer. Jakob stieg die Treppe zu seinem Gemach hinauf. Vor seiner Zimmertür stand Agnes. Sie wirkte sehr aufgeregt.
    »Könnte ich einen Augenblick in dein Zimmer kommen, ich muss etwas Dringendes mit dir bereden«, sagte sie. Jakob schaute sich vorsichtig um, drückte auf die Klinke und zog Agnes in den Raum hinein.
    »Was kann denn so dringend sein, das du deinen Freund allein lässt?«, wollte er wissen.
    »Das ist es ja gerade. Ich liebe ihn nicht. Außerdem lässt er immer seine Frau und seine Kinder neben sich sitzen. Wenn sie da sind, behandelt er mich wie Luft!«
    »Und deshalb tust du hier so geheimnisvoll? Jetzt sag schon, was steckt dahinter, warum wolltest du mich so dringend sprechen?«
    »Ich sagte ja schon, ich liebe ihn nicht«, antwortete Agnes und zog einen Schmollmund. Sie blickte ihn gerade an. »Aberdich liebe dich, Jakob, schon vom ersten Moment an, als ich dich das erste Mal gesehen habe.«
    Der Schreck fuhr ihm heiß in alle Glieder. »Wann hast du mich denn das erste Mal gesehen, Agnes?«
    »Im Kaiserstuhl, als du mit Elisabeth zusammen warst.«
    »Hast du von … Elisabeth und mir gewusst?«
    »Ja, ich habe es von Anfang an mitbekommen.« Sie schlug ihre langbewimperten Augen nieder. »Schon in Baden, im Schloss, habe ich nachts aus dem Fenster geschaut und gesehen, wie Elisabeth zu der Gartenlaube gegangen ist.«
    »Ich liebe deine Schwester, Agnes.«
    »Das macht mir nichts aus.« Eine zarte Röte überzog ihr Gesicht. Sie sah sehr jung, sehr verletzlich aus. »Deshalb kannst du doch trotzdem ein wenig lieb zu mir sein. Jetzt, wo Elisabeth nicht da ist.«
    Jakob war verblüfft über ihre Offenheit, ja Dreistigkeit, mit der sie das vortrug. Irgendetwas musste sie doch damit bezwecken, nachdem sie sich vor den Augen aller an den Kommandanten herangemacht hatte.
    »Ich werde dich behandeln wie auch sonst immer, Agnes«, sagte er.
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu, griff nach seiner Hand. »Bitte, lass mich nicht allein«, sagte sie mit einer Stimme, die wie die eines kleinen Mädchens klang.
    Jakob zog seine Hand zurück. Mit einem Aufschluchzen warf sie sich in seine Arme.
    Er löste ihre Hände von seinem Hals und schob sie sanft zurück.
    »Agnes, ich bitte dich, lass diese Spielchen! Wenn der Kommandant davon erfährt …«
    »Das ist mir vollkommen gleichgültig, was der von mir denkt! Oder was seine Frau von mir denkt und was die fetten Kinder von mir denken! Ich will nur dich, Jakob, habe dich immer gewollt!«
    »Bitte geh jetzt«, bat Jakob sie. »Du bringst uns noch um Kopf und Kragen!«
    Agnes schlug die

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