Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
Vom Netzwerk:
Fensterläden. Die Stallungen für die Pferde waren noch in einem verwahrlosten Zustand. Vor der Wirtschaft standen Tische und Stühle in der Sonne. Melvine eilte herbei, als sie die beiden erblickte, nahm Elisabeth in den Arm und drückte sie fest. Dem Kardinal reichte sie die Hand.
    »Es ist schon ein Elend mit der Stadt«, sagte der Kardinal. »Ich hoffe, ihr beide habt genug Gäste, um euch über Wasser zu halten.«
    »Leider sind es nur die, die zahlen können«, meinte Paul, der die letzten Worte gehört hatte. »Wir geben ebenfalls den Armen, aber wir wollen schließlich auch nicht verhungern.«
    »Was steht denn heute auf der Speisekarte?«, fragte der Kardinal.
    »Schweinebraten mit Erbsenbrei«, sagte Paul. »Oder eine Suppe aus Birnenschnitzen, weißen Bohnen und Speck.«
    Elisabeth bestellte die Suppe, der Kardinal den Braten. Als die duftenden Speisen vor ihnen standen, griffen sie herzhaft zu. Allmählich füllte sich der Wirtschaftsgarten mit Leuten, die vornehm gekleidet waren. Es ist ungerecht, dachte Elisabeth, aber auch ich möchte essen und nicht hungern.
    »Wie ist die Versorgungslage in der Stadt?«, fragte sie Melvine, nachdem alle Gäste ihr Essen erhalten hatten. Melvine und Paul setzten sich an ihren Tisch.
    »Bernhard von Sachsen-Weimar hat die Bevölkerung seit der Übernahme der Stadt im April aufgefordert, Früchte, Gemüse und Wein anzubauen«, berichtete Paul. »Sie brauchen das aber für sich selbst. Die Reichen weigern sich, Geld und Schmuck herauszugeben. Und so muss Bernhard sehen, dass er Lebensmittel für sich und seine Truppe kaufen kann. Was er hier nicht bekommt, lässt er sich aus Straßburg schicken.«
    »Die haben wohl immer genug zum Essen«, meinte Elisabeth und lächelte den Kardinal an.
    »Die Straßburger waren wohl immer etwas weiter vom Schuss«, gab der Kardinal zurück.
    »Was gibt es nun tatsächlich in der Stadt zu kaufen, Melvine?«, fragte Elisabeth.
    »Es gibt schon noch einiges«, sagte Melvine. »Aber von Tag zu Tag merkt man, dass es knapper wird. Auf dem Markt gibt es noch einiges Sommergemüse. Dazu Kirschen, Himbeeren, Erdbeeren. Getreide und Hülsenfrüchte.«
    »Getrocknete Birnen und Äpfel vom letzten Jahr«, setzte Paul hinzu.
    »Wie steht es mit Fleisch und Fisch?«, wollte Elisabeth wissen.
    »Forellen, Neunaugen, bis jetzt auch noch Maifische aus der Dreisam.«
    »Und Lachse aus den höher gelegenen Schwarzwaldflüssen«, ergänzte Melvine.
    »Dann sind wir ja recht gut bestückt«, meinte Elisabeth. »Wie steht es bei Euch, Herr Weltlin?«
    »Zur Zeit ist noch alles da«, versetzte der Kardinal.
    »Und doch scheint es mir, als würden viele Menschen hier hungern«, sagte Elisabeth.
    »Das ist nun einmal so, das ist gottgewollt«, rief eine Dame vom Nebentisch herüber. Sie war gut gekleidet und mit Goldschmuck behängt.
    »Uns hat Gott im Auge gehabt, als er die weltlichen Güter verteilte«, pflichtete ihr der Gatte bei.
    Elisabeth konnte es nicht glauben. »Meint Ihr nicht, dass Ihr etwas von Eurem Reichtum abgeben könntet?«, fragte sie.
    Melvine trat sie unter dem Tisch mit dem Fuß.
    »Das hat allein der Herzog zu entscheiden«, erwiderte die Dame mit einem hochmütigen Gesichtsausdruck.
    »Ihr solltet vorsichtig sein mit solchen Äußerungen«, raunte Melvine Elisabeth zu. »Das könnte sonst unsere Gäste vertreiben, und wovon sollen wir sonst leben?«
    Elisabeth sah ein, dass bei diesen Leuten Hopfen und Malz verloren war. Sie würden immer nur an sich selber denken. Eine Wolke hatte sich vor die Sonne geschoben.
    Der Kardinal zog sein Geldsäckchen heraus und zahlte.
    Elisabeth fiel etwas ein.
    »Wo sind denn eure Hunde geblieben?«, fragte sie Paul, der daraufhin feuchte Augen bekam. Melvine wandte sich ab.
    »Die sind uns weggefangen worden«, meinte Paul düster. »Wahrscheinlich haben arme Leute sie verspeist.«
    Der Abschied von den Wirtsleuten war gedrückt.
    »Kommt bald einmal wieder vorbei, wir wollen auch wieder eine Räucherei einrichten«, sagte Paul.
    Der Kardinal überreichte Elisabeth, wie schon früher, einen Beutel mit Dukaten, Gulden und Kreuzern.
    »Ich muss noch ins Münster, derweil kannst du auf dem Markt noch etwas für das Abendbrot einkaufen«, sagte er.
    Auf dem Marktplatz trennten sie sich, der Kardinal begab sich zum Portal des Münsters, Elisabeth ging zu den Ständen und kaufte frisches Brot, Wurst, Käse und Butter. Sie wollte schon jetzt anfangen zu sparen. Sie ließ sich die Waren in einen kleinen

Weitere Kostenlose Bücher