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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Jakob Suppe in eine Schüssel. Sie war gut mit Salz, Pfeffer und Ingwer gewürzt. Nachdem er seinen erstenHunger gestillt hatte, begann er seinem Heerführer von den Geschehnissen der letzten Tage zu berichten.
    »Wir lagen zwei Tage und Nächte in Calw«, sagte er. »Da haben wir uns nicht gerade mit Ruhm bekleckert.«
    »Was meinst du damit?«, fragte van Werth und nahm ihn scharf ins Visier.
    »Ich habe versucht, es zu verhindern, aber es kam zu Mord und Totschlag und zur Brandschatzung.«
    »Das Töten von Menschen habe ich verboten«, sagte van Werth grimmig. »Dafür werden sie mit Stockhieben bestraft werden. Nur in der Not habe ich es ihnen gestattet.«
    »Sie glaubten wohl, sie wären in Not«, versetzte Jakob. »Ein Teil von ihnen ist dann den Flüchtigen nach, auch das konnte ich nicht verhindern.«
    Hoffentlich haben sie die Mädchen nicht gefunden, setzte er in Gedanken hinzu, hoffentlich haben sie niemanden erwischt.
    »Sei’s drum, wir sind im Krieg«, brummte van Werth. »Auf jeden Fall hast du dich bewährt, und ich werde dich ab sofort zum Hauptmann befördern. Du weißt, was das bedeutet.«
    »Ja, das weiß ich, Jan«, sagte Jakob.
    Die Magd und ein Knecht erschienen mit Platten, auf denen Krebspasteten lagen, gesottene Hechte, weißes Hühnerfleisch und gekochte Erbsen mit Buttersoße. Ein weiterer Diener brachte Krüge mit Neckarwein. Jakob ließ es sich schmecken, auch wenn die Bilder der letzten Tage ihn noch verfolgten.
    »Denkst du über das nach, was geschehen ist?«, fragte van Werth. »Das solltest du nicht. Wer die Schlacht bei Nördlingen überstanden hat, der sollte stolz und unbeeindruckt durch die Welt gehen. Dem Krieg entkommt keiner, Jakob, du nicht, ich nicht und nicht ein Söldner, kein Mann, keine Frau, kein Kind, kein Huhn, kein Pferd und keine Kuh. Versuch das Beste für dich dabei herauszuschlagen, für dich und für uns alle.«
    Jakob dachte daran, wie es früher gewesen war, vor dem großen Krieg. Als der im Jahre 1618 begann, war er gerade einmalvier Jahre alt gewesen. Seine Eltern waren Anfang der dreißiger Jahre bei einem Überfall der Schweden ums Leben gekommen. Plötzlich, wie aus dem Nichts, waren die Feinde da gewesen, hatten zusammengehauen, was sie finden konnten, alles an sich gerafft und sämtliche Leute auf dem Hof erdolcht, auch die Knechte und Mägde. Er selbst war mit dem Leben davongekommen, weil er sich in einem Taubenschlag versteckt hatte. Damals hatte er sich geschworen, den Tod seiner Eltern zu rächen, indem er sich für das kaiserliche Heer anwerben ließ. Nun, er hatte bis heute schon viele seiner Feinde getötet, konnte nur keine richtige Genugtuung dabei empfinden.
    »Für uns alle?«, fragte er dagegen. »Das glaube ich nicht, nicht mehr. Es gibt keine Freundschaft, nicht einmal die geringste Kameradschaft unter den Söldnern. Bei den Musketieren war es etwas besser, aber auch da neidet man sich die besten Brocken. Wenn man sich nicht gerade gegenseitig bestiehlt, so versucht man doch, dem anderen alles vor der Nase wegzuschnappen!«
    »Das ist ja der Grund, warum ich dich befördert habe«, sagte van Werth. »Ich habe dich, Gott und der Teufel wissen warum, in mein Herz geschlossen, und ich wollte nicht mehr, dass du am Hungertuch nagen musst. Von jetzt an wird es dir besser ergehen.«
    Jakob nahm sich noch von der Krebspastete und dem Huhn.
    »Das weiß ich dir auch wirklich zu danken, Jan! Was hast du denn für Pläne?«
    »In zwei Tagen können wir weiterziehen, nehme ich an, dann ist dieses Städtlein auch leer gefressen.«
    »Kümmert es dich gar nicht, dass die Leute verhungern werden? Der Winter steht vor der Tür, sie können nichts mehr anbauen, und den Rest an Vieh, Brot und Speck habt ihr ihnen genommen.«
    »Das kümmert mich in der Tat nicht, denn ich habe gesehen, dass sie hier wundervolle frische Forellen haben, die in der Enzund den Nebenbächen stehen, dazu Krebse, Schnecken, Wild in den Wäldern …«
    »Wenn du meinst …«, sagte Jakob mit einem Seufzer. Er leerte seinen Weinbecher.
    »Deine Frage nach dem Wohin, Jakob. Ich will nach Ettlingen und dort ins Winterquartier gehen.«
    »Ich bin immer dein ergebenster Hauptmann, Jan!«, versetzte Jakob und hielt seine Hand an den Hut.
    Die Magd kam noch einmal herein und brachte Feigen in Wein eingelegt sowie mit Honig gesüßtes Apfelmus. Während sich van Werth davon bediente, empfahl sich Jakob und zog sich auf die Kammer zurück, die ihm der Knecht anwies.

4.
    Mitten in der

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