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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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zur Küche hinüber.
    »Eure Frau ist zum Markt gegangen, sie musste noch etwas besorgen«, meinte Elisabeth. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Agnes dem einen Soldaten einen verstohlenen Blick zuwarf. Aber das musste ja noch nichts heißen.
    »Ich werde die Eier zubereiten«, sagte Elisabeth. Sie stand auf, räumte ihres und das Geschirr ihrer Schwester zusammen und verschwand in der Küche. Dort nahm sie eine gusseiserne Pfanne, stellte sie auf den Rost, gab etwas Schmalz und Speck hinein und verrührte die Eier darin. Sie würzte mit Salz, Pfeffer und Muskat. Elisabeth bemühte sich, möglichst wenig Geräusche zu verursachen, weil sie hören wollte, was draußen in der Gaststube gesprochen wurde.
    »Werdet Ihr hierbleiben oder weiterziehen, wenn man fragen darf?«, wollte der Wirt von den beiden Söldnern wissen.
    »Wir wollen so schnell wie möglich zum Heer des Bernhard von Sachsen-Weimar«, war die Antwort des Bauerngesichtes. »Denn hier kann man ja seines Lebens nicht sicher sein.«
    »Wie meint Ihr das?«, hörte Elisabeth Agnes fragen.
    »Damit meine ich, schönes Mädchen«, es folgte eine Pause, während der er ihr gewiss tief in die Augen sah, »damit meine ich, dass wir jederzeit mit einem Überfall der Kaiserlichen rechnen müssen.«
    »Und dann gnade uns Gott«, ließ sich der andere vernehmen. »Denn Bernhard von Sachsen-Weimar musste nach der Schlacht bei Nördlingen bis an den Oberrhein zurückweichen.«
    »Warum haben die Protestanten diese Schlacht eigentlich verloren?«, fragte der Wirt.
    »Weil die Spanier dem Kaiser zu Hilfe kamen«, entgegnete der erste Schwede. »Allein hätte er das nicht geschafft, so ausgehungert, wie sein Heer war. Und dort gab es nichts mehr zum Essen.«
    »Dann habt Ihr wohl mitgekämpft, auf der Seite der Protestanten?«, meldete Agnes sich wieder zu Wort.
    »Ja, es war eine scheußliche Schlacht«, antwortete das Bauerngesicht. »Und wir können von Glück sagen, dass wir es bis hierher geschafft haben. Gleich nach dem Frühstück werden wir weiterziehen, zum Elsass hin.«
    »Wir werden Bernhard mit seinem Heer und dem Tross schon finden«, bemerkte der andere.
    Elisabeth schnitt frisches Brot in Scheiben, verdünnte Bier mit Wasser, goss es in einen Krug, stellte zwei Becher dazu und ließ die Speckeier auf einen Zinnteller gleiten. Sie legte noch zwei Löffel dazu und trug alles auf einem Brett in die Gaststube. Die Söldner blickten sie freudig an.
    »Das ist ja ein fürstliches Frühstück!«, sagte das Bauerngesicht. Die beiden begannen sich über das Essen herzumachen.
    »Wie ist denn das Leben in einem Tross?«, fragte Agnes weiter. Was mochte sie damit bezwecken? Hatte sie etwa vor, sich den beiden Söldnern anzuschließen?
    »Für uns Soldaten ist es eine angenehme Sache«, sagte der zweite lachend zwischen zwei Bissen. »Viele haben ihre Frauen und Kinder bei sich, und wenn sie keine haben, dann dienen ihnen die Huren zu ihrem Vergnügen.«
    Elisabeth bemerkte, dass Agnes heftig ausatmete.
    »Und Eure Frauen kochen auch für Euch, nicht wahr?«, stellte Agnes fest.
    »Ja, aber Ihr dürft Euch das nicht so vorstellen, als ob es allen immer nur gut gehen würde«, schaltete sich das Bauerngesicht wieder ein. »Wir haben zwar alles, was wir zu Hause nicht entbehren möchten, bei uns: Händler, Metzger, Bäcker, Bader, sind also rundum versorgt. Aber wenn ein Ort leer gegessen ist, müssen wir weiterziehen, und das Spiel beginnt von vorn. Häufig treffen wir auf feindliche Heere mit ihren Trossen, müssen kämpfen oder fliehen. So viele Menschen auf einem Haufen, das bringt auch Seuchen mit sich, Krankheiten wie die Pest oder die Ruhr, dazu Flöhe, Läuse und Ratten.«
    »Manche Heere sind schon allein durch diese Krankheiten ausgerottet worden«, setzte der andere hinzu.
    Die beiden Söldner beendeten ihr Mahl, drückten dem Wirt zwei Gulden in die Hand und empfahlen sich. Agnes saß wie festgewachsen auf ihrem Stuhl.
    »Das ist nichts für dich, so ein Tross, Agnes«, sagte Elisabeth zu ihrer Schwester. »Jetzt hör auf zu träumen und hilf mir, das Geschirr in die Küche zu bringen.«
    »Wer sagt denn, dass ich in einem Tross leben will?«, fragte Agnes mit hochgezogenen Augenbrauen. »Sagte ich nicht, ich würde gern die Mätresse eines bedeutenden Mannes sein?«
    »Auch das ist nicht deine Bestimmung«, gab Elisabeth zurück. »Und jetzt hilf mir endlich mit dem Geschirr.«
    Die Mädchen begaben sich in die Küche. Elisabeth hatteWasser aufgesetzt, das sie

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