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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Nacht erwachte Elisabeth von Stimmen, die aus der Gaststube zu ihr drangen. Es waren männliche Stimmen, und bald darauf polterten genagelte Stiefel die Treppe herauf. Elisabeth wurde es abwechselnd heiß und kalt, weil sie an die schrecklichen Stunden in ihrem Elternhaus denken musste. Etwas schleifte an ihrer Tür entlang, wahrscheinlich ein Sack oder ein Felleisen, das von seinem Besitzer hinter sich hergezogen wurde. Elisabeth zog die Bettdecke über sich und regte sich nicht. Sie wagte kaum zu atmen. Nebenan quietschte eine Tür, lautes Lachen, wieder die genagelten Stiefel, ein Fluch: »Schlag mich der Donner, der Hagel zerreiß mich, du Rülp!«
    Es waren offensichtlich zwei Männer, die in die Kammer neben der ihren gezogen waren. Elisabeth horchte auf den Atem ihrer Schwester. Er war ruhig und gleichmäßig. In der anderen Kammer wurde noch gezecht, Elisabeth hörte Bechergeklirr, das Klatschen von Karten auf dem Tisch und weitere Flüche. Endlich wurde es still, ein Schnarchen tönte zu ihr herüber. Elisabeth fiel in einen unruhigen Schlaf. Später erwachte sie noch einmal. Der Mond schien durch das Fenster herein. Elisabeth sah, dass Agnes nicht in ihrem Bett war. Sie rieb sich die Augen. Sie wird doch nicht …, dachte sie. Über diesem Gedanken schlief sie wieder ein.
    Am anderen Morgen, nach einer Wäsche am Brunnen im Garten, den die Wirtsleute hinter dem Haus angelegt hatten, ging Elisabeth in die Gaststube. Agnes saß schon angekleidet an einem der Tische und löffelte ihren Haferbrei. Sie sah frisch und ausgeruht aus. Elisabeth setzte sich zu ihr, zog ebenfalls eine Schüssel zu sich heran, tat Haferbrei aus einem Topf hinein.Aus der Küche kam Melvine, die Wirtin. Sie hatte eine Pfanne mit gebratenem Speck in der Hand. Es duftete köstlich.
    »Hier, damit ihr beiden mir nicht vom Fleisch fallt«, sagte sie lächelnd, spießte mit einem Messer Speckscheiben auf und legte sie ihnen auf den Brei.
    »Heute gibt es einiges zu tun«, sagte sie dann. »Wir bekommen frische Forellen aus der Oos, die werden mit Kräutern, Wein und Rahm gegart. Dazu müsst ihr Kräuter und Wurzelwerk aus dem Garten holen. Als Nächstes kommt dann der Metzger und bringt Kalbskoteletts und allerlei vom heutigen Schlachttag. Ich hole noch Eier und Sahne vom Markt.« Sie winkte ihnen zu, warf sich einen Umhang über und ging hinaus.
    »Du warst letzte Nacht verschwunden«, sagte Elisabeth zu ihrer Schwester.
    »Das kann nicht sein, das hast du geträumt«, entgegnete Agnes.
    »Doch, ich bin mir ganz sicher. Wo warst du?«
    Agnes kräuselte die Stirn und kratzte sich hinter dem Ohr. »Wenn ich so überlege: Ich war draußen im Hof, beim Abtritt, um mich zu erleichtern.«
    Elisabeth dachte daran, dass im Nebenzimmer später alles ruhig gewesen war.
    »Dann will ich dir mal glauben«, sagte sie. »Jetzt hilf mir das Geschirr spülen, bevor wir in den Garten hinausgehen.«
    In diesem Augenblick kam Paul, der Wirt, zur Tür herein. Er wünschte ihnen einen guten Morgen und erzählte, dass gestern mitten in der Nacht zwei schwedische Söldner angekommen seien, die eine Kammer für mehrere Tage zu mieten begehrten. Er habe es ihnen nicht abschlagen können, brauche auch das Geld.
    »Ihr müsst Euch nicht entschuldigen«, sagte Elisabeth.
    »Haben sie Euch gestört?
    »Ja, schon ein wenig«, meinte sie.
    »Ich werde mit ihnen sprechen«, antwortete der Wirt. Es polterte wieder auf der Stiege. Warum mussten diese Männer immer mit so viel Krach ihr Erscheinen ankündigen? Zwei große, blonde Soldaten betraten den Raum und setzten sich an einen der Tische. Sie schauten neugierig zu ihnen herüber. Beide trugen Ziegenbärte am Kinn und waren mit bunten Wämsern, Pumphosen und Stulpenstiefeln bekleidet. Ihre Filzhüte hatten sie neben sich auf einen der Stühle gelegt.
    »Guten Morgen«, sagte der eine mit fremdländischem Klang.
    »Auch ich biete einen guten Morgen«, fiel der andere ein. Er hatte das Gesicht eines Bauern. »Ihr wundert Euch wohl, dass wir nicht in unser schwedisches Heimatland zurückgegangen sind?«
    »Das wundert mich nicht«, versetzte Paul. »Wir haben alleweil Söldner aus allen Ländern hier. Und schließlich ist ja der Markgraf auf der Seite der Franzosen und Schweden. Gegen Kaiser Ferdinand.«
    »Könntet Ihr uns ein paar gerührte Eier mit Speck machen?«, fragte der andere. Er klopfte auf seinen Beutel am Gürtel. »Wir können selbstverständlich bezahlen.«
    »Zweimal gerührte Eier mit Speck«, rief der Wirt

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