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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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wandte sich dem anderen Fenster zu. Es lag nach dem Schlossgarten hin. Zierliche Wege zwischen Buchsbäumen waren da angelegt, ein Springbrunnen versprühte sein Wasser in der Luft. Kaiserkronen und Pomeranzen standen auf den Beeten, zusammen mit Rosen und Schleierkraut. Auf einem kleinen Acker waren Reben mit goldroten Beeren angepflanzt, dahinter erstreckte sich ein Gemüsegarten. In einer Ecke entdeckte Elisabeth eine Gartenlaube,zierlich aus weiß gelacktem Holz erbaut und mit Efeu überwachsen. Es klopfte. Die Dienerin brachte eine Auswahl von Kleidern, aus Samt, Seide, Damast und Barchent, verziert mit Kragen und Manschetten, mit Silberborten und Stickereien. Sie goss warmes Wasser in eine Porzellanwaschschüssel, die vor einem vergoldeten Spiegel stand. Dann zündete sie die Kerzen in den Silberleuchtern an, knickste und zog sich zurück. Elisabeth wusch sich mit dem warmen Wasser, zog dann eines der Kleider und einen Mantel aus schwerem rotem Brokat an. Sie eilte zu Agnes, die sich gerade ein Bad in einem Zuber gönnte. Glücklich strahlte Agnes ihre Schwester an. Elisabeth beschloss, sich ein wenig draußen umzusehen. Die Sonne war im Begriff unterzugehen, drüben über dem Rheintal mit der gezackten Linie der Berge. Im weiten Innenhof inspizierte Elisabeth den Marstall mit edlen Araberpferden, eine Scheune, den Kutschenpark, den Fruchtkasten und die Häuser der Bediensteten. Sie spazierte im Garten umher, schlüpfte in die Laube. Innen war es schattig grün. Um ein Holztischchen standen drei Stühle, auf den Boden waren Kissen und Decken gebreitet, als würde hier ab und zu ein Schäferstündchen abgehalten. Elisabeth kannte das von einigen der reichen Calwer Familien, die dem Adel angehörten, sich aber dazu herabließen, sich dem anderen Geschlecht anzudienen wie das gemeine Volk. Schließlich kehrte Elisabeth in das Schloss zurück. Kaum wollte sie auf der breiten Treppe nach oben eilen, als ein Glöckchen zum Abendessen rief. Ein langer Tisch war mit einem weißen Damasttuch bedeckt. Überall standen Körbe mit weißem Brot. An der Stirnseite nahmen der Markgraf Friedrich und der Kardinal Platz, ihnen zur Seite versammelten sich die Haushofmeister und sonstige höhere Bedienstete. Elisabeth saß dem Markgrafen und dem Kardinal schräg gegenüber. Der Markgraf hatte ein feistes, doch unbekümmertes Gesicht mit Hängebäckchen. Der Kardinal schaute Elisabeth einen Augenblick lang in die Augen. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihraus. Agnes, die neben ihr saß, hatte den Blick wohl bemerkt, denn sie stieß ihre Schwester unter dem Tisch mit dem Fuß an und zischelte ihr zu: »Was der wohl an dir findet!«
    »Ihr seht heute Abend ganz bezaubernd aus«, sagte der Kardinal, an Elisabeth gewandt.
    »Das habe ich Euch zu verdanken, Eure Eminenz«, antwortete sie und bemühte sich, nicht zu erröten.
    Als ersten Gang gab es eine Gemüseconsommé. Die Tischgesellschaft begann, sich lebhaft zu unterhalten, über den neuesten Klatsch, das Essen, die Mode und die Unbilden des Krieges. Elisabeth musste an sich halten, um nicht zu hastig zu essen, so hungrig war sie. Der Kardinal ergriff das Wort.
    »Der Krieg hat vor uns nicht haltgemacht, und auch vor den Franzosen nicht. Bernhard von Sachsen-Weimar ist an den Rhein zurückgedrängt worden, aber ich sage euch, der französische König wird ihn mit Geld und Soldaten unterstützen, denn es gilt nicht nur den habsburgischen Kaiser zurückzuschlagen, sondern wenigstens Teile des Elsass sollen katholisch bleiben, was ja auch in unserem Sinne wäre.«
    Die ihm zunächst Sitzenden pflichteten ihm durch Nicken bei und löffelten ihre Suppe. Elisabeth bemerkte, dass die umsitzenden Männer sie mit Wohlwollen, die Frauen dagegen mit eher feindseligen Blicken betrachteten. Als hätte er es gesehen, stellte der Kardinal sie vor.
    »Das sind Elisabeth und Agnes Weber, die aus der Stadt Calw im Schwarzwald entkommen konnten, als die Kaiserlichen darüber herfielen. Ich habe Euch noch gar nicht gefragt, wer Eure Eltern sind.«
    »Mein Vater ist Mesner beim Superintendenten Andreä«, sagte Elisabeth nicht ohne Stolz. »Doch beide Eltern sind mit dem jüngeren Bruder seit dem Tag verschollen. Wir wissen nicht, ob sie nach Calw zurückgekehrt sind.«
    Die Blicke der umsitzenden Damen waren eine Spur freundlicher geworden.
    »Andreä ist nach Calw zurückgekehrt, soweit ich weiß«, gab der Kardinal zurück. »Nachdem er mit seinen Leuten in Gernsbach fast aufgespießt und

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