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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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dass nunmehr die Angelegenheit geklärt sei. Sollte sich jedoch herausstellen, dass der Kardinal weiter an ketzerischem Gedankengut festhalte, werde er vom Papst nicht nur seiner Ämter enthoben, sondern auch exkommuniziert. Kurze Zeit später war Agnes wieder da. Seltsam steif durchquerte sie das Tor in der Klostermauer und meldete sich bei Mutter Regiswind.
    Die rief sofort den Kardinal und Elisabeth herbei.
    »Ich freue mich so sehr, dass du wieder da bist!«, rief Elisabeth und schloss ihre Schwester in die Arme. Auch die Äbtissin und der Kardinal begrüßten Agnes herzlich.
    »Was ist geschehen, wo warst du?«, fragte Elisabeth. Agnes räusperte sich und schaute zu Boden.
    »Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«, meinte Mutter Regiswind. »Erzähl schon!«
    »Also, ich hatte mal wieder die Nase voll vom Kloster«, begann Agnes zögernd zu berichten, »und konnte nicht einschlafen. Da hörte ich, wie es in der Dunkelheit draußen vor meinem Zellenfenster raschelte. Ich erhob mich, um nachzusehen, was da wäre.«
    »Hattest du gar keine Angst?«, fragte Elisabeth.
    »Doch, aber ich wollte sie nicht zeigen. Zu meinem Schrecken sah ich, dass die Gitterstäbe durchgesägt waren. Kaum wurde ich dessen gewahr, als auch schon von außen zwei Fäuste nach mir griffen und mich aus dem Fenster zogen. Ich wollte schreien, aber der Mann, der mich mit einer Hand hielt, hatte seine andere Faust auf meinen Mund gepresst.«
    »Aber wie ist das möglich?«, fragte der Kardinal. »Eure Zelle liegt doch im ersten Stock!«
    »Sie hatten eine Strickleiter an der Mauer angebracht«, fuhr Agnes fort. »Ich wurde gefesselt, geknebelt und zu einem Wagen geschleift.«
    »Wie viele Männer waren es?«, fragte Elisabeth.
    »Zwei. Sie trugen Mönchskleidung, soweit ich das bei der Dunkelheit erkennen konnte. Wir fuhren die halbe Nacht hindurch, bis wir zu einem Kloster kamen.«
    »Weißt du, welches Kloster es war?«, wollte Mutter Regiswind wissen.
    »Nein, aber es war ein sehr altes Kloster, und es lag in der Ebene, am Rhein. Wenn ich aus meiner dortigen Zelle blickte, konnte ich ihn fließen sehen.«
    »Und dort bist du die ganze Zeit gewesen?«, fragte Elisabeth. »Hat man dich gut behandelt?«
    »Ja, schon«, meinte Agnes. »Ich bekam gut zu essen, und es hat mich keiner belästigt. Das war es doch, was du wissen wolltest.«
    »Ja, das wollte ich wissen«, meinte Elisabeth. »Auf jeden Fall haben wir uns große Sorgen gemacht!«
    »Hast du nicht gedacht, ich täusche die Entführung nur vor?«
    »Nein«, sagte Elisabeth, »das habe ich nicht gedacht. Schließlich kam ein Schreiben vom päpstlichen Inquisitor, der uns auf diese Entführung hinwies.«
    »Dürfen die das einfach so, jemanden aus einem Kloster rauben?«, fragte Agnes.
    »Ich glaube nicht, dass Agnes wirklich aus dem Kloster geraubt worden ist«, warf der Kardinal ein. »Das kann nämlich alles gar nicht so geschehen sein. Das Sägen an den Gitterstäben hätten wir hören müssen. Und es kann niemand eine Person aus dem Fenster ziehen, wenn er auf einer Strickleiter steht.«
    Agnes wurde feuerrot. Sie räusperte sich, fing an zu weinen, dann beruhigte sie sich wieder und berichtete: »In Wirklichkeit bin ich fortgelaufen, weil ich es nicht mehr aushielt. Nachts im Wald bekam ich Angst und bin immer weitergegangen, bis ich auf eine Straße kam. Wie ich so auf dieser Straße weiterging, holte mich ein Wagen ein, auf dem zwei Mönche saßen.«
    Elisabeth erschrak. Dann gab es diese Mönche also wirklich!
    »Was haben sie mit dir gemacht, Agnes?«, fragte sie atemlos.
    »Sie haben mich gefragt, woher ich komme, und als ich sagte: aus dem Kloster Lichtenthal, wollten sie wissen, wer dort sonst noch wohnt.«
    »Hast du es ihnen gesagt?«, fragte Mutter Regiswind.
    »Ja, was war denn schon dabei? Dann wollten sie wissen, ob es hier im Kloster verbotene Bücher gebe. Und als ich fragte, welche Bücher verboten seien, zählten sie einige auf. Und ich sagte ihnen, dass ich sie gesehen hätte.«
    »Was hast du gesehen?«, rief Elisabeth.
    »Diese Bücher. Sie waren in deinem Rucksack, Elisabeth.«
    »Was hattest du mit meinem Rucksack zu schaffen?«
    »Ich wollte wissen, was drin ist. Weil du immer so geheimnisvoll damit getan hast. Du warst nicht da, und da habe ich in deiner Zelle nachgeschaut.«
    »Was geschehen ist, ist geschehen«, meinte der Kardinal. »Es war nicht recht, was du getan hast, Agnes. Bitte mache so etwas nie wieder. Sei immer offen bei allem, was

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