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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Ländern, neuen Zielen, einem neuen Leben entgegen. Ein Sturm kam auf, ließ das Schiff hin und her schlingern, legte es auf die Seite. Elisabeth klammerte sich an der Reling fest, es war kalt, ihre Finger konnten den Griff nicht mehr halten. Langsam löste sich ihre Hand vom Geländer, sie rutschte auf den Planken des Schiffes entlang, rutschte dem Abgrund entgegen.
    Die drei Offiziere wurden vor den Weibel gebracht, mit jeweils zwanzig Stockhieben bestraft und ihres Dienstgrades entsetzt. Sie kamen in eine andere Abteilung und mussten fortan als einfache Soldaten ihren Lebensunterhalt bestreiten. Daher waren es nur noch sieben Offiziere, die Elisabeth zu versorgen hatte. Die versuchten erst gar nicht, ihr zu nahe zu treten. So verlebte Elisabeth die beiden nächsten Wochen voller Unruhe und Neugierauf die Reise nach Rheinfelden, wo Bernhard von Sachsen-Weimar den Rest seines Heeres und Trosses erwartete. Es waren noch etwa zweitausend Soldaten im Lager und ein Vielfaches an Frauen, Kindern, Vieh und Wagen. Am Abend des 22. Januar 1638 brachte ein Bote die Weisung von Bernhard, dass sie am nächsten Tag nach Rheinfelden aufbrechen sollten. Elisabeth hatte zwiespältige Gefühle: Einerseits würde sie dadurch Jakob wieder näherkommen. Aber wie in aller Welt sollte es ihr gelingen, ihn zu sehen, gar mit ihm zu sprechen? Er kämpfte ja auf der anderen, der feindlichen Seite! Wenn je herauskam, dass sie sich mit einem Kaiserlichen eingelassen hatte, wäre sie gewiss des Todes. Das Beste würde sein, sich wieder in den Schutz von Bernhard von Sachsen-Weimar zu begeben und die Truppe mit all ihren Kräften zu unterstützen.

20.
    Inzwischen war es Mitte Februar geworden. Das Heer Johann von Werths lag nun schon lange im Winterquartier in Villingen. Wie immer, vertrieben sich die Soldaten ihre Zeit mit Kartenspielen, Trinken und Feiern. Zwischendurch mussten sie ständig ausrücken, um Beute zu machen. Auch Jakob war die Zeit lang geworden. Und so war er fast erleichtert, als Ende Februar Johann von Werth, der sich in München und Augsburg von einer schweren Verletzung erholte, unerwartet auftauchte. Er versammelte seine Offiziere im Sitzungssaal des Rathauses.
    »Potzsapperlot«, fluchte er. Sein Hals war mit einer festen Bandage verbunden.
    »Da will ich mich mal ein wenig von den Scharmützeln erholen, schon kommt der Weimarer und zwingt mich wieder, herbeizueilen und zu handeln! Als sei es nicht genug gewesen, dass mir in Rheinau der Hals durchschossen wurde. Dieser verdammte Kerl hat schon Anfang Februar mit der Belagerung von Rheinfelden begonnen, ein paar Tage später dann mit schwerem Geschütz angegriffen. So eine unverschämte Frechheit!« Van Werths Gesicht war hochrot, seine Stimme schnappte fast über. Er sammelte sich wieder und fuhr fort: »Wir müssen uns beeilen, meine Herren, um die Stadt endlich zu entsetzen, sie ist strategisch äußerst wichtig für uns!«
    Schon am folgenden Tag brach van Werth mit sechstausend Mann, einem Teil seines Heeres, auf. Jakob graute es vor dem Ritt durch den Schwarzwald, der um diese Jahreszeit tief verschneit war. Wie lange sie wohl brauchen würden, um nach Rheinfelden zu kommen? Über Donaueschingen, Hüfingen undLöffingen zogen sie nach Bonndorf und ruhten im dortigen Schloss ein paar Stunden aus. Beim Weiterritt sah Jakob die weißen Höhen, nur unterbrochen von den dunkleren Inseln der Wälder. In der Ferne verschwamm die Spitze des Feldbergs im Dunst. Die Nacht sank schnell herab, es wurde noch kälter. Je tiefer sie in den Schwarzwald eindrangen, desto mehr hatten sie mit den winterlichen Verhältnissen zu kämpfen. Der Schnee türmte sich meterhoch auf den Wegen, so dass sich die Männer mit ihren Pferden mehr oder weniger hindurchgraben mussten. Jakob fror entsetzlich, in seinem Bart hatten sich kleine Eiskristalle gebildet. Ferdl, sein Rappe, hielt sich tapfer, aber auch er wurde immer langsamer, je höher sich die Schneemassen ihnen entgegenstellten. So war Jakob froh, als sie endlich, am Abend des zweiten Tages, Todtmoos erreichten, einen Flecken mit ein paar Bauernhäusern und einer Kirche. Hier rasteten sie wieder einige Stunden. Auf der Weiterreise stolperten einige Pferde, brachen sich die Beine und mussten erschossen werden. Glücklicherweise waren im nachfolgenden Tross genügend Ersatzpferde vorhanden. Allmählich wurden die Berge niedriger, der Hotzenwald kam in Sicht, ein Waldgebirge mit Hochflächen und tief eingeschnittenen Tälern. Während sie

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