Die Köchin und der Kardinal
das Wehratal durchquerten, begann es zu schneien. Die Flocken wirbelten vom Himmel, ihr Treiben wurde immer dichter. Jakob hatte Mühe, seinen Vordermann nicht aus den Augen zu verlieren.
Erst als die Berge zum Rhein hin abfielen, nahm die Höhe der Schneedecke ab. In die Schneeflocken mischte sich Regen, so dass die Wege glatt und rutschig wurden. Endlich, am vierten Morgen ihrer Reise, sahen sie die Stadt Rheinfelden unter sich liegen. Das Heer Bernhard von Sachsen-Weimars lagerte auf beiden Seiten des Flusses. Friedlich kräuselte sich Rauch in den Himmel, niemand schien das kaiserliche Heer zu bemerken.
Elisabeth stand vor ihrem Zelt und blickte zu den Bergen des Hotzenwalds hinüber.
Was war denn das? Sie kniff ihre Augen zusammen, um besser sehen zu können. Gerade kam eine große Zahl von Fußvolk und Reitern die verschneiten Wege herab, die weiter unten schon morastig und rutschig waren. Jetzt war es so weit! Es musste das Heer der Kaiserlichen sein. Sollte sie Bernhard von Sachsen-Weimar melden, dass das Heer von Werths und Savellis im Anmarsch war? Sie wandte sich schnell in Richtung des Zeltes von Bernhard, doch sie merkte, dass alle Männer schon nach den Waffen und Rüstungen liefen. In Windeseile wurde auf dem Platz unterhalb von Rheinfelden das Heer aufgestellt, dreitausendneunhundert Mann sollten es sein.
Das Schlachtfeld war nur etwa hundert Meter entfernt. Am liebsten hätte Elisabeth sich irgendwo versteckt, aber das Geschehen hielt sie zu sehr im Bann. Sie merkte, dass ihre Handflächen feucht wurden, die Beine knickten ihr fast ein. Pater Josef stand neben ihr und feuerte die Soldaten an. Bei den nachfolgenden Kämpfen konnte sie nicht mehr unterscheiden, wer Freund und wer Feind war. Sie sah nur Hunderte erhobener Piken, hörte das Donnern der Musketen, das Trappeln und Wiehern der Pferde und die heiseren Schreie der Männer. So ging das eine lange Zeit hin und her. Elisabeth hatte keine Hoffnung, dass Bernhard die Schlacht gewinnen könnte. Elisabeth sah Männer mit kaiserlichen Uniformen, die Kanonen Bernhards erbeutet hatten. Soldaten zu Fuß zogen die Kanonen hinter sich her, hinüber auf die Seite van Werths. Andere Söldner näherten sich, auf Pferden und zu Fuß, dass Schlamm und Schneereste nur so spritzten. Sie stießen ein wildes Kampfgeheul aus und kamen immer näher, preschten direkt auf sie zu! Schnell lief Elisabeth zu ihrem Zelt, gefolgt von Pater Josef. Drinnen verkroch sich Elisabeth in ihrem Bett und zog die Decke über sich, Pater Josef versuchte, sich hinter einer Truhe zu verstecken. Das Brüllen der Männer, das Heulen und Jammernvon Frauen und Kindern war zu hören. Schwere Gegenstände fielen von den Wagen auf den Boden, hitzige Rufe erklangen. Der Eingang ihres Zeltes wurde ruckartig aufgerissen, schwere Stiefel polterten herein. Jemand riss die Decke von Elisabeths Pritsche. Angsterfüllt starrte sie die drei Männer an, die verschmutzt und teilweise blutend vor ihr standen.
»Wo habt ihr eure Vorräte?«, schrie der Vorderste Elisabeth an. Der zweite zog Pater Josef hinter der Truhe hervor und richtete seinen Dolch auf ihn.
»Her mit den Wertgegenständen, wo sind sie?«, brüllte er den Pater an. Der schlotterte vor Angst.
»Wir haben keine Wertgegenstände«, stotterte er.
»Die Vorräte sind im Küchenzelt«, sagte Elisabeth mit zittriger Stimme.
Der Soldat packte sie grob am Arm und zerrte sie aus dem Bett.
»Steh auf, du Schlampe, und zeig uns, wo sie sind!«, herrschte er sie an. Elisabeth musste an sich halten, um aufrecht stehen zu bleiben.
»Und wenn wir den Fraß haben, können wir uns auch an dir gütlich tun!«, rief ihr der andere Mann zu. Er hatte Pater Josef den Dolch an die Kehle gesetzt. Dessen Augen waren weit aufgerissen vor Angst, er wimmerte vor sich hin.
»Was geht hier vor sich?«, ertönte plötzlich eine laute Stimme, die Elisabeth bekannt vorkam. Sie traute ihren Augen nicht. Durch den Zelteingang trat … Jakob. Er hielt eine Pistole in der Hand, richtete sie auf die Männer und schrie: »Haltet sofort ein, Plündern ist bei Prügelstrafe verboten!«
Die Soldaten schauten trotzig drein und machten keine Anstalten, zurückzuweichen. Jakob richtete seine Pistole auf sie und bedeutete ihnen mit einem Wink, das Zelt zu verlassen. Ängstlich drückten sie sich an ihm vorbei zum Zelteingang. Dort drehten sie sich um und liefen davon, so schnell sie konnten. Jakob gab kein Zeichen des Erkennens.
»Ich muss mich für das Betragen meiner
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