Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
Vom Netzwerk:
Elisabeth schauderte vor der Kälte zurück und zog ihren Umhang fester um sich. Sie betrat ihr Zelt und befestigte die Kerze auf einem Halter. Ein warmer Schein erfüllte den Raum, den sie mit einer Felldecke und einem kleinen Flickenteppich verschönert hatte. Elisabeth holte das Kochbuch der Anna Wecker aus ihrem Rucksack, legte sich auf ihr Bett und begann zu lesen. Ab und zu machte sie sich mit einem Bleistift Notizen in ihrem eigenen Kochbuch. Das Rezept von heute, das ihr eine Marketenderin aus dem Tross verraten hatte, schrieb sie gleich dazu.
    Am Abend nahm sie nicht am Essen im Offizierszelt teil. Sie schöpfte sich eine kleine Schüssel mit Eintopf, brach ein Stück Brot ab und verschwand wieder in ihrem Zelt. Am Gelächter und den Flüchen aus dem Offizierszelt konnte sie ersehen, wie die Stimmung bei den Männern war. Elisabeth gähnte, trug das Geschirr ins Küchenzelt, kehrte in ihre Behausung zurück und wusch sich in dem Eimer mit frischem Wasser, das sie am Nachmittag vom Fluss geholt hatte. Auch wenn das Wasser sehr kalt war, konnte es ihre Müdigkeit nicht vertreiben. Die Stimmen, das Gelächter und das Treiben im Lager wurden allmählich leiser. Elisabeth blies die Kerze aus, legte sich auf die Seite und dämmerte hinüber. Mitten in der Nacht, so schien es ihr, wurde sie urplötzlich wach. Da war ein Geräusch gewesen, als kratze eine Katze an der Außenwand des Zeltes. Nein, da war nichts. Angestrengt horchte Elisabeth in die Dunkelheit.Dann hörte sie es wieder, ein Kratzen, ein Knirschen, und dann einen zischenden Laut, wie wenn ein Schwert eine Leinwand durchschneidet. Sie fuhr auf und saß kerzengerade im Bett. Ihr Herz hämmerte gegen den Brustkorb. Jemand drang in ihr Zelt ein, es war ein Schatten, nein, es waren zwei, nein, drei Schatten! Die Gestalten kamen rasch näher, stürzten sich auf sie, ein Dunst von Alkohol schlug Elisabeth entgegen. Einer hielt sie mit eisernem Griff umklammert, der zweite riss die Decken weg, in die sie sich gewickelt hatte, der Dritte nestelte an seiner Hose herum, wie Elisabeth den raschelnden Geräuschen entnahm.
    »Dir werden wir’s zeigen, Strickstrumpf«, stieß der hervor, der sich jetzt, flankiert von den beiden anderen, mit seinem schweren Gewicht auf sie legte. Elisabeth benahm es fast den Atem. Sie wollte schreien, brachte aber nur ein ersticktes Gurgeln hervor. Hatte sie nicht nach Christoph rufen sollen? Sie holte tief Luft, legte alle Kraft in ihre Stimme und stieß einen hohen, spitzen Schrei aus. Sofort legte sich die Faust des Vierschrötigen wie eine Pranke auf ihren Mund. Der Mann hatte ihr den Rock hochgeschoben, sein steifes Glied zwischen ihre Beine gesteckt und versuchte, in sie einzudringen. Elisabeth drehte und wand sich, ihr wurde fast schlecht vor Anstrengung. Da hörte sie draußen einen leisen Pfiff und wusste, was er bedeutete. Wenn Christoph und seine Burschen nur rechtzeitig kamen, sonst war sie verloren! Wer wusste, was die Offiziere mit ihr anstellen würden, so betrunken, wie die waren! Elisabeth hörte den schweren Atem des Vierschrötigen, hörte ihn grunzen, hörte, wie die anderen ihn leise anfeuerten, aber sie hörte auch noch etwas anderes. Ein Getrappel von Füßen draußen, das immer näher kam. Bevor der Mann sein mächtiges Glied in sie hineinschieben konnte, wurde er von hinten hochgerissen und zu Boden geworfen.
    Im Halbdunkel entspann sich ein heftiger Kampf. Elisabeth hörte es krachen, wenn eine Faust das Gesicht eines Gegnerstraf, hörte unterdrückte Schreie, roch den metallischen Geruch nach Blut.
    »Ihr Mistkerle, ich werde den Weibel holen, der wird euch schon mit Peitschenhieben versorgen«, schrie Christoph, »gleich morgen, und jetzt macht, dass ihr fortkommt, ihr elendes Gesindel!«
    Ein schnelles Stampfen von Füßen, die Zeltbahn raschelte, und die drei betrunkenen Männer waren fort. Mit Feuerstein und Zunderschwämmchen entzündete Christoph die Kerze. Er schickte die anderen Burschen fort und besah sich Elisabeths Verletzungen. Außer ein paar blauen Flecken hatte sie glücklicherweise nichts davongetragen.
    »Ich bleibe für den Rest der Nacht hier, Elisabeth, wenn Ihr es gestattet«, sagte er.
    Elisabeths Körper schmerzte, aber sie fühlte eine tiefe Müdigkeit. »Ja, bleib nur, Christoph, aber heute Nacht wird gewiss niemand mehr kommen.«
    Gleich darauf war sie eingeschlafen. Sie träumte, dass sie auf einem Schiff weit hinaus ins blaue Meer fuhr. Sie stand an der Reling und blickte neuen

Weitere Kostenlose Bücher