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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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klar, dass er keine Wahl hatte. Er konnte seinem Vater nicht mehr helfen, sondern nur versuchen, sich selbst zu retten, so wie es der alte Osbert in jenem letzten Augenblick von Klarheit aufgegeben hatte.
    Dass sein Vater sich geopfert hatte, dass ihre Mission, ihn zu befreien und zu den Clans zu bringen, kläglich gescheitert war, erfüllte Dag mit Bitterkeit. Ein Teil von ihm hätte am liebsten aufgegeben, hätte dem Schmerz und der Erschöpfung nachgegeben und sich den Zwergen ergeben. Doch ein anderer Teil rannte unbeirrt weiter, für seine Gefährten, für Aryanwen und für seine Tochter.
    Der Tunnel führte leicht bergab, was ihnen das Laufen erleichterte, und bog dann um eine Kurve. Mehrere Nebengänge zweigten ab, von denen die Flüchtlinge den mittleren wählten – aber schon nach wenigen Schritten endete ihr verzweifelter Sturmlauf. Denn aus der Dunkelheit drang ihnen ein Schnauben entgegen, heiß und dampfend wie der Atem eines Drachen.
    Aber es war keine lebende Kreatur, die die Gefährten hörten, sondern eine Maschine.
    Unter Tausenden hätte Dag dieses Geräusch herausgekannt.
    Es war das todbringende Schnauben einer Kaldrone.

20
    D en Rest der Nacht hatten sie in dem Kellerloch verbracht.
    Bei näherer Betrachtung hatte es sich als sehr viel weniger geräumig erwiesen, als es zunächst erschienen war, und sie vermochten nicht einmal aufrecht darin zu stehen; mit angezogenen Beinen auf dem Boden kauernd, hatten die Orks ausgeharrt und gelauscht, hatten gewartet, dass die tödliche Kälte und das Rauschen der Schwingen zurückkehrten, aber nichts war geschehen. Und irgendwann waren das Menschenkind und Rammar eingeschlafen – das Kind leise vor sich hin gurrend, Rammar lauthals schnarchend, als gelte es, auch noch den Rest des Waldes von Trowna umzusägen. Nur Balbok war wach geblieben und hatte aufgepasst, das Kind in den langen Armen und den saparak auf den spitzen Knien.
    Als der Morgen heraufdämmerte und ein viereckiges Stück orangefarbener Himmel über dem Kellerschacht zu sehen war, weckte Balbok seinen Bruder.
    »Hä? Was ist?«, schreckte der aus dem Schlaf und glotzte Balbok mit großen Augen an. »Ich bin von uns beiden der König, damit du’s nur weißt!«
    »Morgen«, muhte Balbok. »Du hast wohl geträumt?«
    »Geträumt? Ich?« Rammar schaute sich um. Erst jetzt schien ihm bewusst zu werden, wo – und vor allem auch in welcher Zeit – sie sich befanden. »Natürlich nicht, umbal . Ich habe ja nicht mal geschlafen!«
    »Douk.« Balbok grinste. »Natürlich nicht.«
    »Ist das Biest weg?« Rammar spähte misstrauisch nach oben.
    »Ich denke schon.«
    »Herrje. Das Denken überlass gefälligst mir, hast du verstanden? Und jetzt pack zusammen, ich will endlich raus aus diesem Loch.«
    »Alannah auch«, meinte Balbok mit Blick auf das Menschenkind, das gerade erwachte. »Sie hat bestimmt Hunger, und irgendwo dort oben muss noch unsere Ziege stehen.«
    »Wenn das Biest sie nicht gefressen hat«, versetzte Rammar schnaubend.
    »Was das wohl gewesen ist?«
    »Woher soll ich das wissen?«, raunzte Rammar. »Jetzt sieh endlich zu, dass du deinen faulen Hintern hochkriegst und sieh nach, ob die Luft draußen rein ist!«
    »Warum ich?«
    Rammar holte so scharf und tief Luft, als wollte er platzen. »Du sollst keine dämlichen Fragen stellen, sondern tun, was ich dir sage, umbal !«, donnerte er, seine ganze schwergewichtige Autorität in die Waagschale werfend.
    »Korr«, erklärte sich Balbok einverstanden, »aber dann musst du den Menschling nehmen.«
    »Als ob ich das nicht könnte. Werde ja wohl noch mit so einem kleinen hässlichen Milchgesicht fertig.« Mit gefletschten Zähnen nahm Rammar das zappelnde Bündel entgegen. Verdrießlich schaute er auf das Kind herab, dessen Erwiderung ein helles, entwaffnendes Lächeln war.
    »Ich glaube, sie mag dich«, meinte Balbok.
    »Pah, wenn schon – ich lege keinen Wert darauf, von Milchgesichtern gemocht zu werden. Schon gar nicht von welchen, die sich noch in die Hosen shnorshen. Und jetzt endlich rauf mit dir, du langes Elend, los!«
    Balbok nickte bereitwillig. In gebückter Haltung schlich er zur Deckenöffnung, dann richtete er sich langsam auf und lugte vorsichtig hinaus.
    »Und? Was siehst du?«, zischte Rammar.
    »Eine Ziege.«
    »Sonst nichts?«
    »Sonst nichts.«
    »Dann raus mit dir!«
    Leichtfüßig stemmte sich Balbok hinauf und schlüpfte durch die Öffnung. Dann ließ er sich das Kind hinaufreichen, das er behutsam

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