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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sah. »Es sagt kein Wort, aber es kommt auf mich zu, und während es sich mir nähert, sieht es mir genau in die Augen.« Schaudernd wandte er den Blick, sah zuerst den Alchemisten, dann Vigor Hilfe suchend an. »Seine Augen sind blau wie Stahl … und so dunkel wie die Nacht.«
    »Und dann?«, wollte Ansgar wissen. »Was geschieht dann?«
    »Ich rufe nach meinen Wachen, aber niemand kommt. Und plötzlich steht das Kind vor mir. In seinen Händen hält es einen Gegenstand, ein Buch … Ich verlange von ihm, mir das Buch zu geben, und es sieht so aus, als wollte es mir gehorchen … und dann fühle ich den Stich. Ich blicke an mir herab und sehe, dass das Buch in Wahrheit ein Dolch gewesen ist, der bis zum Heft in meiner Brust steckt. Das ist der Moment, in dem ich erwache. Wieder und wieder …«
    »Bisweilen«, sagte Ansgar, »spricht im Traum die Vorsehung uns.«
    »Das beruhigt mich nun gar nicht«, sagte Winmar.
    »Ein Traum ist wie eine Stimme, die wir hören …«
    Winmar erschrak. »Von was für einer Stimme redest du?«, fuhr er den Alchemisten an.
    »Von der des Schicksals, mein König«, erwiderte der Gelehrte gelassen und trat an die andere Seite des Bettes. »Womöglich spricht es durch diesen Traum zu Euch.«
    »Schicksal?«, spottete Vigor. »Seit wann glaubt Euresgleichen an etwas wie Schicksal?«
    »Die Alchemie versteht sich als die Kunst, die Elemente zu beherrschen, das ist wohl wahr«, räumte Ansgar ein, »und wir haben auf diesem Gebiet große Erfolge errungen – jedoch nur, weil die Vorsehung es so wollte. Alles auf dieser Welt ist miteinander verbunden, General. Selbst ein Krieger wie Ihr sollte das wissen.«
    Vigor schnitt eine Grimasse. Er machte keinen Hehl daraus, dass er nichts vom Gerede des Alchemisten hielt, und wenn Winmar ehrlich zu sich war, musste auch er sich eingestehen, dass er keine Ahnung hatte, wovon Ansgar sprach. Dennoch fürchtete er, dass der Gelehrte womöglich recht haben könnte, was seine Deutung des Traumes betraf. Schließlich hatte Winmar es schon zuvor erlebt, dass fremde Stimmen zu ihm sprachen …
    »Angenommen, es ist, wie du sagst«, knurrte er. »Eröffnet mir dieser Traum die Aussicht auf meinen Tod?«
    Ansgar strich die Kapuze zurück. Das kahle Haupt kam zum Vorschein und die schmalen, aschfarbenen Züge. Das dunkle, fast schwarze Augenpaar richtete sich auf den König. »Ich denke, er ist eine Warnung, nicht mehr und nicht weniger«, eröffnete er schließlich. »Ich habe es Euch schon gesagt, und ich sage es wieder: Das Kind aus Eurem Traum kann nur das Menschenkind sein, das die Hure Aryanwen in sich trägt. Es war ein Fehler, sie am Leben zu lassen.«
    »Und ich sage, was ich immer sage«, erwiderte Vigor, noch ehe der König antworten konnte, »Ihr mischt Euch in Dinge, die Euch nichts angehen! Die Entscheidungen des Königs habt Ihr nicht infrage zu stellen! Beschränkt Euch auf Eure Giftmischereien, Ansgar!«
    »Und Ihr solltet Euch damit bescheiden, in Euren Folterkellern wehrlosen Gefangenen nutzlose Geständnisse abzuringen, General«, konterte der Gelehrte.
    »Nutzlos?«
    »Ist es Euch etwa gelungen, die Flamme des Widerstands zu ersticken?« Ansgars Stimme wurde kreischend. Sie schmerzte in Winmars Ohren.
    »Das werde ich noch. Die bisherigen Ergebnisse sprechen für sich.«
    »Tun sie das? Ich weiß nur, dass …«
    »Genug davon!«, brüllte Winmar mit lauter Stimme, die die beiden Kontrahenten sofort verstummen ließ. »Genügt es nicht, dass Albträume mir den Schlaf rauben? Müssen meine obersten Berater sich auch noch gegenseitig bekriegen?«
    »Verzeiht, mein König«, bat Vigor. Zu sehen, wie beide die Häupter senkten und einen Schritt zurücktraten, besänftigte Winmar ein wenig. »Ihr seid Maden, einer wie der andere, aber ich benötige euch beide, so wie ich beide Hände benötige.« Er hob die fleischigen Pranken mit den goldenen Ringen, die er auch zum Schlafen nicht ablegte, und ballte sie. »Ich will, dass Abhilfe geschaffen wird, habt ihr verstanden?«
    »Nichts leichter als das«, beschied Ansgar ihm kaltschnäuzig. »Holt Euer Versäumnis nach, und Ihr werdet wieder Ruhe finden, davon bin ich überzeugt.«
    »Mein Versäumnis nachholen? Du meinst, ich soll das Menschenweib töten lassen?«
    »Wenn Aryanwen nicht mehr ist, hört auch das Kind auf zu existieren – und mit ihm die Bedrohung. Das verspricht mir einen ruhigen Schlaf.«
    »Das Kind stellt keine Bedrohung dar«, wandte Vigor ein.
    »Es ist Tandelors

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