Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
der König davon erfahren – und ich habe nicht den Eindruck, dass er ein Mann ist, der leicht verzeiht.«
    »Nein«, erwiderte Aryanwen und starrte in die Flammen. »Ganz sicher nicht. Er ist ein böser Mann, Mutter.«
    »Dann war es richtig, nach Elfenhain zu kommen.«
    Aryanwen sandte der alten Hebamme einen Blick und konnte nicht verhindern, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. »Bitte«, flüsterte sie. »Helft mir, mein Kind gesund und wohlbehalten zur Welt zu bringen. Es ist alles, was mir von meinem Geliebten geblieben ist.«
    »Wir werden alles tun, was dafür notwendig ist«, versicherte Acha ruhig.
    »Ich weiß.«
    »Dann weißt du vermutlich auch, dass die Frauen von Elfenhain ihre Dienste nicht verschenken.«
    »Das ist mir klar«, versicherte Aryanwen. »Ich werde bezahlen, was immer Ihr verlangt!«
    »Um Geld und Gold geht es uns nicht. Wir haben alles, was wir brauchen.«
    »Was begehrt Ihr dann?«
    »Eine Genyra, die ihr Kind in Elfenhain zur Welt bringt, ist dem Orden der Hebammen für den Rest ihres Lebens verbunden«, erklärte Acha. »So ist es seit den Tagen der alten Könige gewesen.«
    »Verbunden? Auf welche Weise?«
    »Durch eine Schuld, die es einzulösen gilt. Eine Gefälligkeit, eine Information – was auch immer.«
    »Wann wird das sein?«, wollte Aryanwen wissen.
    »Zu gegebener Zeit«, entgegnete die Hebamme ausweichend. »Vielleicht schon sehr bald, vielleicht auch erst in vielen Jahren. Bist du damit einverstanden?«
    »Ja, Mutter Hebamme«, bestätigte Aryanwen ohne Zögern – sie hatte ohnehin keine andere Wahl.
    Acha nickte zufrieden. »Bei Tagesanbruch werden die Wehen wieder einsetzen, und diesmal werden sie sich nicht mehr aufhalten lassen. Dann müssen wir rasch aufbrechen und das letzte Stück Weg hinter uns bringen. Das Kind wartet nicht länger. Sobald wir Elfenhain erreicht haben, wird es mit aller Macht ins Leben drängen.«
    »Ich bin bereit«, versicherte Aryanwen gefasst.
    »Ich weiß, dass du das bist, Genyra. Nun schließe die Augen und schlafe ein wenig. Der neue Tag wird dich viel Kraft kosten.«
    »Was er wohl bringen wird?«, fragte Aryanwen bang, die sich in diesem Moment inbrünstig wünschte, dass Dag bei ihr wäre, um ihr beizustehen.
    »Schmerz«, lautete die ernüchternde Antwort, »und unendliche Freude. Ein neues Leben zur Welt zu bringen, ist mit nichts zu vergleichen, was du je zuvor erlebt hast, Genyra. Und wenn du das Kind – dein Kind – erst im Arm hältst, wirst du von einem Gefühl der Liebe überwältigt werden, das alles andere verblassen lässt. Du wirst das Leben von einer Seite kennenlernen, die dir bislang verborgen blieb, und es wird dich auf eine Art mit Glück erfüllen wie nichts zuvor in deinem Leben. Und vor allem«, fügte sie hinzu, wobei Aryanwen einmal mehr das Gefühl hatte, als würde die alte Hebamme sie bis ins Mark durchschauen, »wirst du wieder etwas haben, wofür es sich zu leben lohnt.«

18
    W elch unerwartetes Vergnügen.« Die feisten Züge König Lavans verzerrten sich und straften seine Worte ganz unverhohlen Lügen. »Was verschafft mir die Ehre Eurer Anwesenheit, Oberst Vigor?«
    »General«, verbesserte Vigor mit derselben offen zur Schau gestellten Falschheit. »Dringende Geschäfte im Auftrag seiner Majestät König Winmars führen mich nach Süden. Und natürlich wollte ich es nicht versäumen, dem Hof von Tirgaslan einen Besuch abzustatten.«
    »Natürlich – und bei dieser Gelegenheit ein wenig herumzuspionieren«, fügte Lavan freudlos lächelnd hinzu.
    »Aber nein, wo denkt Ihr hin? So etwas würde mir doch niemals in den Sinn kommen.«
    Sie saßen einander an einer kurzen Tafel gegenüber, die in einem der Audienzräume des Palasts stand. Einst waren diese Räume dazu angetan gewesen, jeden Besucher tief zu beeindrucken: Die Decke war reich verziert, ebenso wie der Kamin, in dem ein wärmendes Feuer flackerte; Statuen schmückten die Ecken, Boden und Wände waren von prächtigen Teppichen bedeckt, die Darstellungen aus der bewegten Geschichte Tirgaslans zeigten, von seiner Gründung bis zu den Tagen König Corwyns und Königin Alannahs.
    Jedenfalls war das früher so gewesen.
    Jetzt war der Boden kahl, und wo einst die Wandteppiche gehangen hatten, prangten nur noch helle Flecke – eine Folge der Wiedergutmachung, die Tirgaslan infolge seiner Niederlage an den Zwergenherrscher zu leisten hatte und die, da die Kassen leer waren, in Sachgütern entrichtet wurde. Winmars Eintreiber hatten

Weitere Kostenlose Bücher