Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)
pflegen beide einen gewissen Hang zur Rachsucht.«
»Tun wir das?« Lavans Grinsen signalisierte Vigor, dass er den richtigen Ton getroffen hatte. »Und was haben wir davon?«
»Wenn wir unsere Kräfte vereinen, können wir gegen Winmar bestehen«, erwiderte Vigor. »Wäre ich davon nicht überzeugt, würde ich mich Euch nicht anvertrauen, sondern den Befehl, der mir erteilt wurde, einfach ausführen.«
»Es fiele Euch schwer«, entgegnete Lavan gelassen, »denn mein Weib hat Tirgaslan auf eigenen Wunsch verlassen, um meinen Erben an einem entlegenen Ort zur Welt zu bringen. Aber nehmen wir an, Ihr hättet recht. Nehmen wir an, wir verbündeten uns, und es gelänge uns tatsächlich, Winmar zu beseitigen – was dann? Wer würde sein Nachfolger?«
»Jemand, der dieser Aufgabe würdig ist«, antwortete Vigor ohne Zögern. »Der nicht an sein eigenes Wohl denkt, sondern an das des Zwergenvolks, und der sich nicht dunklen Künsten verschrieben hat.«
»Lasst mich raten – Ihr sprecht von Euch selbst.«
»Nicht, weil ich es will«, stellte Vigor klar, »sondern weil ich mich meiner Pflicht nicht entziehen kann. Ich hatte nie ein Problem damit, meinem Herrscher zu dienen, solange er dem Reich diente. Doch Winmar dient nur noch Winmar, sein Denken kreist nur noch um sich selbst. Es ist an mir, die Ehre des Zwergenvolkes wiederherzustellen!«
»Schöne Worte. Aber Ihr wisst doch genau, dass der Adel das niemals hinnehmen würde. Er steht treu zum König.«
»Die Edlen des Reiches fürchten sich vor Winmar und sind eingeschüchtert, das ist alles.«
»Und die Magier, von denen Ihr sprecht? Wie es scheint, verfügen sie über einige Macht …«
»Damit wird es bald vorbei sein«, stieß Vigor angewidert hervor. »Wenn Winmars Herrschaft beendet ist, werde ich meine Orks auf das elende Pack hetzen und es in Stücke hauen lassen.«
»Natürlich, Eure Orks.« Lavan nickte. »Gefährden sie Eure Pläne nicht mehr, als sie ihnen nützen? Vergessen wir nicht, dass die Schlacht von Ansun für Winmar nicht zuletzt deshalb siegreich ausging, weil die Ork-Söldner von Tirgaslan und Ansun ihren Dienst verweigerten.«* [* nachzulesen in DIE HERRSCHAFT DER ORKS ]
»Das vergesse ich nicht, keine Sorge«, versicherte Vigor. »Und Ihr solltet nicht vergessen, dass Eure Königsmacht mit einem Zwergenherrscher steht und fällt, der Euch wohlgesinnt ist.«
»Und das wollt ausgerechnet Ihr sein?« Lavan lachte freudlos auf. »Unter allen Zwergen Erdwelts dürfte es kaum jemanden geben, der uns Menschen mehr verabscheut als Ihr.«
»Damit mögt Ihr recht haben«, gab Vigor zu und strich sich einmal mehr über den geflochtenen Bart. »Aber noch mehr hasse ich das, was Winmar aus dem Zwergenreich gemacht hat – einen Hort dunklen Zaubers und unheilvoller Mächte.«
Lavan schürzte die Lippen. »Ich hätte nie gedacht, dass Ihr abergläubisch seid.«
»Mit Aberglauben hat das nichts zu tun. Wann seid Ihr das letzte Mal in Gorta Ruun gewesen? Man kann die Präsenz der Dunkelheit dort bereits fühlen. Winmar und seine Alchemistenbrut ziehen sie an wie der Dung die Fliegen. So kann und darf es nicht weitergehen.«
»Ich verstehe.«
»Also?« Vigor blickte dem Menschen direkt ins feiste Gesicht. »Ich habe mich Euch offenbart, Lavan, nun trefft Eure Entscheidung, auf wessen Seite Ihr künftig stehen wollt. Und bedenkt, was dabei für Euch auf dem Spiel steht.«
»Das tue ich schon die ganze Zeit über«, versicherte der König von Tirgaslan. »Wie es aussieht, bin ich auf Euer Vertrauen nun ebenso angewiesen wie Ihr auf das meine – das ist doch der Grund für den Verlauf dieses Gesprächs.«
»Was meint Ihr damit?«
»Kommt, Vigor, beleidigt mich nicht. Glaubt Ihr, ich wüsste nicht, was Ihr damit bezweckt? Meint Ihr, ich kenne nicht die Geschicke, mit denen man auf einen schlichten Geist Einfluss nehmen kann? Nach allem, was Ihr mir gesagt und eröffnet habt, kann ich doch gar nicht anders, als mich mit Euch zu verbünden, nicht wahr? Nachdem Ihr mich zum Mitwisser Eurer verräterischen Pläne gemacht habt.«
Vigor kniff die Lippen zusammen. Lavans herablassender Tonfall verunsicherte ihn ein wenig, aber er ließ es sich nicht anmerken. Die Hauptsache war, dass sich der falsche König seinem Willen fügte, alles andere war im Augenblick zweitrangig. »Wie ich sehe, habe ich Euch unterschätzt«, ließ er sich gar zu einem Kompliment herab.
»Das habt Ihr«, versicherte Lavan und erhob sich, sodass er plötzlich auf seinen
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