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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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im Arm ihrer Mutter lag. »Wenn wir ihr nicht helfen, wird der garstige König das Kind umbringen.«
    »Und?«
    Balbok antwortete nicht. Stattdessen beugte er sich herab, streckte einen Klauenfinger nach dem Kind aus – und grinste, als es danach griff.
    »Shnorsh.« Rammar verdrehte die Augen. »Du hast schon als Orkling am liebsten mit Würmern und anderem Kleinzeug gespielt. Das heißt aber noch längst nicht, dass du weißt, wie man mit einem Menschenkind umgeht.«
    »Ihr braucht nicht viel zu wissen«, versicherte Aryanwen. »Wenn sie danach verlangt, gebt ihr Ziegenmilch zu trinken und haltet sie warm. Bringt sie sicher zu ihrem Vater und haltet euch vom Scharfgebirge fern. Das ist alles.« Sie wandte sich an Balbok. »Willst du sie … einmal halten?«
    Das ohnehin schon lange Gesicht des Orks wurde noch länger. »Ich … weiß nicht, ob …«
    Sie nickte, und noch ehe er widersprechen oder die Flucht ergreifen konnte, hatte sie sich schon erhoben und war dabei, ihm das Kind auf die langen Arme zu laden.
    »Douk!«, rief Rammar, der alarmiert aufgesprungen war, seiner Leibesfülle zum Trotz. »Tu’s nicht, umbal !«
    Aber es war schon zu spät.
    Balbok hielt die kleine Alannah im Arm.
    Die dunklen Augen des Kindes schauten zu ihm auf, klar und voller Neugier – und als sie das grüne Gesicht mit den von Eiter unterlaufenen Kuhaugen sah, lächelte das Mädchen.
    »Huhu«, machte Balbok.
    »Umbal!«, wetterte Rammar. »Hör auf zu grinsen wie ein Schwachsinniger und gib das Balg sofort wieder her!«
    »Nein, Balbok, hör nicht auf ihn«, wandte Aryanwen ein, die sich langsam entfernte – der Schmerz, den sie dabei in ihrer Brust fühlte, war so überwältigend, dass sie glaubte, vergehen zu müssen. Die Stimme brach ihr, Tränen stürzten ihr in die Augen. Nur eiserner Wille brachte sie dazu, einen Fuß hinter den anderen zu setzen und sich langsam von ihrem Kind zu entfernen – und die Überzeugung, dass es so besser war.
    »Du machst das sehr gut, Balbok«, ermutigte sie den hageren Ork, in dessen Armen sie ihre Tochter zurückließ.
    »Weib!«, schrie Rammar. »Bleib hier!«
    Aryanwen schüttelte den Kopf, die Tränen liefen jetzt ungehemmt über ihr Gesicht. »Ich muss gehen!«
    »Aber wir sind Orks«, wandte Rammar zeternd ein. »Uns ist verdammt noch mal nicht zu trauen!«
    »Ich denke, dass ich das besser weiß«, widersprach Aryanwen mit brüchiger Stimme, »und Alannah weiß es auch.« Ein letztes Mal betrachtete sie ihr Kind, das rosige Antlitz, das Lächeln in seinem Gesicht, das Strahlen seiner Augen. »Lebt wohl«, flüsterte sie. »Ich hoffe von Herzen, dass wir uns wiedersehen – wenn nicht, dann richtet Dag aus, dass ich ihn liebe.«
    Sie ertrug den Anblick nicht länger. Mit aller Willenskraft, zu der sie noch in der Lage war, riss sie sich los und stürzte in das Dickicht, fort von der Lichtung, fort von den Orks und von ihrem Kind.
    »Elendes Weib, garstige Königin!«, hörte sie Rammar hinter sich zetern. »Sieh dich gefälligst vor, hörst du? Auch wenn heller Tag ist – dort draußen in der Welt herrscht finsterste Ork-Nacht!«

8
    I m großen Turm des cestrog , nach den Farben des Clans Ca’Dur der ›Rote Turm‹ genannt, war man zusammengekommen, in einem Saal, der dem Widerhall der Stimmen nach zu urteilen beträchtliche Höhe haben musste.
    Wie Lord Anghas angekündigt hatte, hatte man zunächst gespeist, an einer kreisrunden Tafel, die der Form des Raumes entsprach, und an der die besten und tapfersten Krieger der Sippe versammelt waren. Ein vielfaches Stimmengewirr herrschte in der Halle, hier und dort wurde gelacht, und von unter den Tischen drang das Knurren von Hunden, die sich um die Reste des Hammels balgten. Der Duft des gebratenen Fleisches tränkte noch immer die von Kaminfeuer erwärmte Luft. Ein Getränk wurde gereicht, das die Clansleute corig nannten und das aus vergorenen Äpfeln und Honig gewonnen wurde. Es schmeckte süß und hatte eine berauschende Wirkung, die zumindest bei einigen der Anwesenden nicht lange auf sich warten ließ. Die Gespräche an den Tischen wurden lauter, ebenso wie das Gelächter, und hier und dort wurden Lieder angestimmt.
    »Mir will scheinen«, raunte Dwethan, der neben Dag an der Tafel saß, »dass wir unser Anliegen vortragen sollten, solange der Lord und seine Krieger noch in der Lage sind, unseren Worten zu folgen.«
    Er wandte sich Anghas zu und wechselte mit ihm einige Worte der Ostsprache, die er mühelos zu

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