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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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auch dann kein ernst zu nehmender Gegner gewesen, wenn er sein Augenlicht noch gehabt hätte.
    »Darf ich an seiner Stelle kämpfen?«, fragte in diesem Augenblick jemand – Dag erkannte Alureds Stimme.
    Anghas schien einen Moment nachzudenken. »Willst du das, Daghan?«, fragte er dann.
    »Nein«, erwiderte Dag laut und mit fester Stimme, während er sich gleichzeitig einen Narren schalt. »Ich werde selbst für mich kämpfen.«
    Hier und dort schlug jemand mit der Faust auf den Tisch, was wohl Anerkennung zum Ausdruck bringen sollte. Zumindest dies, dachte Dag, hatte er also schon erreicht.
    Den Stock in den Händen, trat er noch ein paar Schritte vor. Das Feuer, dessen Wärme er deutlich spüren konnte, ließ er zur Rechten hinter sich. Irgendwo dort vor ihm, so nahm er an, stand sein Gegner, der ihn …
    In diesem Moment fuhr der Schmerz in seine Eingeweide.
    Ohne Vorwarnung.
    Ansatzlos.
    Das Ende des Stabes traf ihn mit voller Wucht und bohrte sich in seinen Unterleib. Dag rang nach Atem. Der Schmerz war so heftig, dass ihm die Luft wegblieb. Tränen schossen ihm in die Augen, schlagartig wurde ihm speiübel. Seinen eigenen Stock wie eine Balancierstange vor sich haltend, brach er in die Knie und landete auf den schmutzigen, von Stroh bedeckten Dielen.
    »Aye, Junge«, hörte er Ferghas sagen, der über ihm stand, und es war offenkundig, dass er dabei grinste, »bist du bereit für eine ordentliche Tracht Prügel?«
    Und Dag ahnte, dass es ein langer Kampf werden würde.

9
    V erraten.
    Verlassen.
    Gescheitert.
    Die Liste der Eigenschaften, mit denen Vigor sein Schicksal beschrieb, war lang und ebenso düster wie die Zukunft, der er entgegenblickte.
    Die Zelle, in die man ihn gesteckt hatte, war feucht und eng und mit einer Tür aus rostigem Eisen verschlossen. Selbst Vigor blieb die Ironie nicht verborgen: Ausgerechnet er, der er schon unzählige Kreaturen in dunkle Verliese gesperrt hatte, saß nun selbst in einer Zelle – und das just in dem Augenblick, da er sich zum ersten Mal in seinem Leben für die Wahrheit entschieden hatte. Aber Vigor konnte nicht darüber lachen, zu unheilvoll waren die Aussichten.
    Zwar hatte er noch vor seinem Eintreffen in Tirgaslan das Herz eines Fuchses nach Gorta Ruun schicken lassen, um Winmar vorzugaukeln, dass seine Mission geglückt wäre, und auf diese Weise Zeit zu gewinnen. Doch spätestens, wenn Lavan einen Boten nach Gorta Ruun entsandte – was er vermutlich längst getan hatte –, würde der König vom Verrat seines obersten Folterknechts erfahren. Und man brauchte keiner dieser schleimigen Wahrsager zu sein, um vorauszusehen, was dann geschehen würde.
    Anfangs hatte Vigor noch Hoffnung geschöpft.
    Der Gedanke an seine getreuen Orks, an Krushak und die anderen, die womöglich versuchen würden, ihn zu befreien, hatte ihn aufrecht erhalten – aber die Köpfe, die draußen im Zellengang wie Trophäen an der Wand hingen und entsetzlichen Gestank verbreiteten, während sie von Fackelschein beleuchtet langsam verwesten, hatten ihn eines Besseren belehrt. Lavan hatte die Orks kurzerhand gefangen nehmen und hinrichten lassen – und so hatte Vigor auch seine letzte Aussicht auf Rettung eingebüßt.
    Seither saß er beinahe reglos in seiner Zelle und empfand bittere Reue – nicht der unzähligen Geschöpfe wegen, die er in den Kerker gebracht und unter Qualen zu Tode gefoltert hatte. Sondern weil er versucht hatte, Lavan als Verbündeten zu gewinnen, statt ihn bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu töten. Und weil er nicht schon früher gegen Winmars Alchemistenbrut aufbegehrt und sein Leben stillschweigend in den Dienst eines Wahnsinnigen gestellt hatte.
    Er hatte es nicht verdient, hier in dieser Zelle zu sitzen, das war Vigors tiefste Überzeugung – andererseits hatte er schon viele Gefangene erlebt, die dieselbe Überzeugung an den Tag gelegt hatten, und nicht einer von ihnen hatte den Kerker von Gorta Ruun lebend verlassen. Nur etwas gab es, mit dem sich Vigor trösten konnte: Die Folter würde ihm erspart bleiben, da er ja bereits alles gestanden hatte.
    Wie lange er schon allein in dem von spärlichem Fackelschein beleuchteten Halbdunkel saß, wusste er nicht zu sagen. Er hatte den Überblick verloren, zumal er nur in unregelmäßigen Abständen mit Wasser und Brot versorgt wurde und er wegen der Eisen, mit denen er an die Zellenwand gekettet war, auch stets nur für kurze Zeit in Schlaf fiel. Ob es draußen Tag war oder Nacht, entzog sich

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