Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
beherrschen schien. »Folge mir«, forderte er Dag dann auf, und beide erhoben sich und traten in die Mitte der Halle, wo das wärmende Feuer flackerte.
    Schlagartig verstummten die Gespräche – Dag wusste nicht, ob auf ein Zeichen Anghas’ hin oder einfach nur, weil jemand ins Zentrum des Tafelrunds getreten war. Überhaupt hatte er keine Ahnung, wie viele Blicke auf sie gerichtet waren. Oder ob die Männer und Frauen, die wohl die derben Wollkleider und Haartrachten des Hügelvolks trugen, mit Wohlwollen auf sie blickten. Ihre Neugier jedoch glaubte er deutlich fühlen zu können.
    Es war still geworden im Saal. Selbst die Hunde waren verstummt, nur noch das Knacken des Feuers war zu hören. Und in die Stille hinein ergriff Dwethan das Wort.
    »Meine Freunde«, begann er, »Ihr alle kennt mich als treuen Verbündeten eures Stammes und eures Volkes. Ihr kennt mich als Heiler und als Seher, weswegen mich manche von euch einen Druiden nennen, und in all den Jahren, die ich bei euch weile, habe ich nie eine Gegenleistung verlangt für das, was ich tat. Heute jedoch, Krieger des Clans Ca’Dur, trete ich mit einem Anliegen vor euch, das diesen jungen Mann betrifft. Sein Name ist Daghan. Er ist der Sohn Herzog Osberts von Ansun.«
    Hier und dort gab es Gemurmel, einige erhoben ihre Stimme.
    »Er ist ein Krüppel!«, rief jemand. »Blind wie ein Stück Holz!«
    In Ansun wäre ein Gefolgsmann, der so sprach, von seinem Herrn zurechtgewiesen worden – Lord Anghas jedoch schwieg. Die Hügelbewohner waren bekannt für ihre schlechten Umgangsformen und ihre Eigenart, stets das auszusprechen, was sie dachten. Einige der Krieger lachten.
    »Ein jeder von uns ist das, was er nun einmal ist, mein unbedachter Freund, mit allen Stärken und Schwächen«, konterte Dwethan gelassen. »Deine Schwäche scheint mir ganz offenkundig deine Zunge zu sein.«
    Noch mehr Krieger lachten, und die Tatsache, dass der zurechtgewiesene Clansmann nicht widersprach, machte deutlich, welch großen Respekt selbst die gestandenen Krieger dem Druiden entgegenbrachten.
    Dag hatte das Gefühl, das Wort ergreifen zu müssen. Dwethan hatte ihn aus seiner Einsiedlerhöhle geholt und ihn hierher gebracht. Nun musste er selbst das Heft des Handelns übernehmen.
    »Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft, Lord Anghas«, sagte er laut und mit fester Stimme, »ebenso, wie ich Euch und den Euren dafür danke, dass Ihr die Kämpfer Annuns nach ihrer Niederlage in Eure Burg und Mitte aufgenommen habt. Ihr Anführer Alured ist mein Freund seit Kindertagen und beinahe wie ein Bruder für mich, und ich …«
    Er unterbrach sich, als er die Unruhe bemerkte, die seine Worte auslösten – und ihm dämmerte jäh, dass er einen schwerwiegenden Fehler begangen hatte.
    »Still, Junge«, raunte Dwethan ihm zu. »Du bist noch nicht an der Reihe.«
    Unter den Kriegern wurden empörte Rufe laut, auch Lord Anghas ließ ein unwilliges Schnauben vernehmen. »Wer ist Euer Begleiter, Druide, dass er glaubt, vor dieser Versammlung sprechen zu dürfen?«, fragte er so, als wäre Dag gar nicht da.
    »Ihr wisst, wer er ist«, sagte Dwethan nur.
    »Der Sohn eines Herzogs zu sein, bedeutet in den Hügellanden gar nichts«, erwiderte der Clansherr unwirsch. »Ehre ist kein Geburtsrecht, sie wird durch Taten erworben. Welche Taten also hat dieser junge Mann vorzuweisen? Wie viel Ruhm hat er als Krieger erworben? Wie viele Siege hat er errungen?«
    Dag wusste, dass Anghas in seine Richtung starrte – und wusste doch nichts zu erwidern. Sein Leben lang hatte er geglaubt, dass in Kriegen kein Ruhm zu erringen sei. Und statt glänzender Siege klaffte eine vernichtende Niederlage in seiner Vergangenheit wie ein großes dunkles Loch. Er ließ den Kopf sinken, was Dwethan zum Anlass nahm, ihn zu verteidigen.
    »Verzeiht ihm seine unbedachten Worte, Männer des Roten Clans!«, rief er. »Er ist ein Fremder unter euch und kennt eure Gebräuche nicht.«
    »Das ändert nichts daran, dass er mich und meine Krieger beleidigt hat, indem er unerlaubt das Wort ergriff«, beharrte Anghas. »Hier im Hügelland wird der Wert eines Mannes an zwei Dingen bemessen: An der Anzahl der Pferde, die er sein Eigen nennt, und an den Taten, die er vollbringt. Ein guter Name allein ist nutzlos. Wenn du also vor uns sprechen willst, Daghan, Sohn des Osbert, wirst du dir dieses Recht verdienen müssen.«
    Dags erste Reaktion war Trotz. Zu gerne hätte er dem Clanslord und seinen Männern vom Kampf um Ansun

Weitere Kostenlose Bücher