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Die Koenigin der Schattenstadt

Die Koenigin der Schattenstadt

Titel: Die Koenigin der Schattenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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aufbäumte. Er näherte sich mit hoher Geschwindigkeit, und während er sich auf sie zudrehte, wuchs er immer noch weiter an und riss alles mit sich, was sich ihm in den Weg stellte.
    Die fliegende Galeone neben ihm sah fast klein aus. »Vielleicht hat Makris recht, Jordi«, murmelte Kopernikus plötzlich. »Cortez ist immerhin ein geschickter Flieger. Wahrscheinlich gelingt es ihm doch, uns aus dieser Sache herauszumanövrieren.« Er setzte ein aufmunterndes Lächeln auf, doch es wirkte unecht. »Wir haben eine ganze Galeonenstadt in die Knie gezwungen, dann werden wir das hier auch noch durchstehen.«
    Weshalb hatte Jordi nur das Gefühl, das keines dieser Worte aus tiefstem Herzen kam?
    Der Falke drehte zur Seite, sodass die Galeone aus dem Blickfeld des Jungen verschwand.
    Jordi stolperte zu einem der Sprachrohre. »Wo ist Kamino?«, rief er hinein.
    »Ich bin bei Cortez«, hörte er ihre Stimme.
    »Wir sind . . .«
    »Haltet euch fest«, warnte Cortez sie vor. »Die Seufzerstürme gewinnen an Kraft. Wir werden diesem Malfuria-Ding davonfliegen, geschwind wie der Wind.« Er lachte aufmunternd und dann war die Verbindung auch schon unterbrochen.
    Der Falke schaukelte erneut, als er eine Schleife flog.
    »Davonfliegen ist keine Lösung. Der Falke wird dem Rabenfedernsturm niemals entkommen«, sagte Makris. Ihre Stimme klang plötzlich müde. »Ich habe gesehen, was Malfuria mit den Galeonen der Armada gemacht hat. Und dieser kleine Flieger, von dem Jordi spricht, wird erst recht nichts gegen den Rabenfedernsturm ausrichten können.«
    »Trotzdem«, beharrte Jordi, »ich muss es versuchen.«
    »Ich komme mit dir.«
    »Aber . . .«
    Kopernikus hob die Hand. »Nein, Jordi, hör mir zu. Ich . . .« Er brach ab und wendete sich Makris de los Santos zu. »Ich werde mit dem Jungen gehen.« Er sprach jetzt nur zu ihr. »Doch vorher, Makris, werde ich Euch helfen, ob Ihr es nun wollt oder nicht.«
    »Nur Malfuria kann mir helfen«, erwiderte sie trotzig. »Ihr seid lediglich . . .«
    Er legte ihr den Finger auf die Lippen und sie verstummte, als sie ihn dort spürte. »Ihr redet ziemlich viel dummes Zeug.«
    Die Zigeunerhexe wollte etwas erwidern, als der Falke abermals ins Rollen geriet.
    »Hoffe, ihr seid alle angeschnallt«, dröhnte Cortez’ Stimme aus dem Sprachrohr.
    Niemand beachtete ihn.
    »Ihr werdet sterben, Makris.« Kopernikus wartete gar nicht erst ab, ob sie etwas erwiderte. »Ihr tragt das Gift der Culebra in Euch, das Euch langsam in Stein verwandelt. Und ich – ich kann das nicht zulassen. Selbst wenn Ihr das anders seht.« Er stockte. Jordi hatte ihn noch nie so verlegen erlebt.
    Makris de los Santos war ganz durcheinander. »Was redet Ihr da?« Die Unsicherheit merkte man auch ihr an. »Ihr könnt nicht einfach . . .«
    »Haltet doch einmal nur den Mund«, sagte Kopernikus zu ihr und es klang besorgt und aufrichtig und fast schon zärtlich. Er strich ihr vorsichtig eine Strähne der schwarzen Locken aus dem Gesicht. »Wenn ich gehe, dann will ich dies in der Gewissheit tun, dass Ihr leben werdet. Fällt es Euch so schwer, das zu verstehen?«
    »Ihr redet Unsinn!«
    »Jordi kann den Pájaro nicht alleine steuern. Ich werde ihn begleiten.«
    »Aber . . . ?«
    Kopernikus griff nach dem bunten Arm der Zigeunerhexe. »Habt keine Angst«, sagte er leise. Dann führte er die Hand, die über und über mit den winzigen Mosaiksteinchen bedeckt war, zu seinen Augen und etwas, das tief in seinem Blick verborgen war, kam hervor und floss Makris in den Arm hinein. Es sickerte in die Ritzen zwischen den kleinen Steinen, die bei der Berührung leise klimperten. Makris seufzte auf und die schimmernden Amethyste funkelten für einen Moment, als würden sie Kopernikus etwas schenken, das einem Blick gleichkam.
    »Mein Herz war so kalt wie die Steine auf Eurer Haut«, sagte Kopernikus mit brüchiger Stimme. »Aber nun gehört es Euch allein.« Er berührte kurz nur ihre Augen. »Das hat es von Anfang an getan.« Und bevor sie ihm etwas antworten konnte, stand er auf und ging auf den Ausgang der Messe zu.
    »Kopernikus!«, rief Makris de los Santos und die klingende Musik, die die vielen Mosaiksteine an ihren Armen machten, begleitete seinen Namen. »Wartet.«
    Er blieb stehen.
    »Ich hätte dich gerne noch einmal gesehen.« Eine Träne schimmerte auf ihrer Wange.
    »Denk an mich, wie es dir gefällt.« Sein Gesicht war plötzlich das eines alten Mannes geworden. Tiefe Falten durchzogen die bleiche Haut und das Haar war im

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