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Die Koenigin der Schattenstadt

Die Koenigin der Schattenstadt

Titel: Die Koenigin der Schattenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Herz aus Schatten gegeben. Und nun?« Er schaute ebenfalls zum Horizont. »Gehört Malfuria der Dunkelheit. Wie ich einst.«
    »Aber Ihr seid kein Schatten! Ihr habt Euch von alldem gelöst!«
    Er schüttelte den Kopf. Die Galeone war zurückgefallen und gab ihnen einen Moment Atempause. »La Sombría hat sich von mir gelöst. Das ist ein großer Unterschied.« Er sah sich um und ein feines Lächeln erschien auf seinem mittlerweile greisen Gesicht. »Aber weißt du was?«, fragte er. »Es tut mir nicht länger leid darum. Ich sehne mich nicht mehr zurück.« Ein Husten schüttelte ihn. »Das, was an uralter Magie in meinem Herzen gelebt hat, das gehört jetzt Makris de los Santos.«
    »Also wird sie leben?«, fragte Jordi leise.
    Kopernikus nickte. »Sie wird immer einen Arm aus bunten Mosaiksteinen haben und Augen aus Amethyst. Aber sie wird keine Schmerzen haben und sie wird auch nicht sterben. Jedenfalls nicht an dem, was die Culebra ihr zugefügt hat.«
    Jordis Blick traf den von Kopernikus. Das faltige Gesicht hatte nunmehr kaum noch Ähnlichkeit mit dem jungen Mann, der vor wenigen Minuten in der Messe neben Makris gekniet hatte. Die Jahrhunderte, die Kopernikus mit La Sombrías Hilfe betrogen hatte, kehrten zurück und forderten ein, was ihnen zustand.
    Etwas in der Ferne zischte. Es war ein Ton, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Malfuria folgte dem Falken, der Manöver flog, eines waghalsiger als das nächste. Und die Geräusche, die der Sturm dabei machte, waren furchterregend.
    »Aber warum«, fragte Jordi, »ist Malfuria hinter dem Falken her? Denkt er, Ihr seid dort? Macht er auf Euch Jagd?«
    Ein Schuss streifte den Pájaro und ließ ihn unsanft zur Seite kippen. Der Kolibri stürzte auf den Sand zu und nur in allerletzter Sekunde brachte Kopernikus ihn wieder auf Höhe.
    »Nein«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich bin bedeutungslos. Sie sind hinter deiner Freundin her.«
    »Catalina ist nicht hier.«
    »Aber du.«
    Jordi spürte sein Herz plötzlich schneller klopfen. »Ihr meint . . .?«
    »Agata la Gataza kennt Catalina. Sie weiß, wer du bist.«
    Endlich verstand er. »Ich bin der Köder? Sie sind hinter mir her?«
    »Sie wollen Catalina.«
    »Aber warum? Was soll sie für sie tun?«
    Kopernikus sagte es ihm. Blut rann ihm aus den Augen.
    »Weiß Catalina davon?«
    Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
    Jordi sah sich nach der Galeone um. Das ganze Schiff war voller Harlekine. Flüsterer, wie Kopernikus sie nannte. Sie würden ihn in die Schattenstadt bringen.
    »Ich muss so schnell wie möglich zu ihr«, sagte er mit fester Stimme. »Sie muss die Zusammenhänge kennen! Kassandra und La Sombría. La Gataza.«
    Kopernikus nickte. »Du musst sie finden, bevor es die anderen tun.«
    Ein Schatten fiel auf den Kolibri. Plötzlich war die Galeone wieder über ihnen.
    »Finsterfalter!«
    Ein Schwarm der dunklen Falter stürzte sich auf den Pájaro, doch bevor sie den Kolibri erreichten, wurde die dichte Wolke der schwarzen Leiber durcheinandergewirbelt und löste sich auf. Mit gebrochenen Schwingen stürzten die Falter in die Dünen, wo die Sandgeister über sie herfielen und sie auf der Stelle auffraßen.
    »El Cuento«, entfuhr es Jordi.
    Er klammerte sich fest, als der Wind ihr kleines Fluggefährt durchrüttelte, doch dann fiel sein Blick auf den Falken und sein Herz blieb fast stehen.
    Die Rabenfedern hatten sich zu einer Sturmfront formiert, die fast schon ein Gesicht erkennen ließ, das wutentbrannt seiner Beute nachspürte. Malfurias Federn attackierten den Falken, als müssten sie einen unstillbaren Hunger stillen.
    Und gleich darauf, ganz ohne Vorwarnung, stürzte das Fluggerät ab.
    Zuerst dachte Jordi, es sei ein geschicktes Manöver, nur ein Sinkflug, um die Verfolger abzuschütteln. Es sah aus wie einer der vielen Tricks, mit denen Cortez bisher seinen Kopf noch immer aus der Schlinge hatte ziehen können. Der Falke begann einen steilen Sinkflug und dann, gerade verschwunden hinter einer hohen Düne, gab es einen Knall und ein grell kreischendes und hoch aufflammendes Meer aus Feuer breitete sich aus.
    Jordi und Kopernikus waren wie gelähmt.
    Gedanken und Gefühle wirbelten Jordi durch den Kopf – noch konnte er nicht glauben, was gerade geschehen war. Er dachte an Kamino mit den lila Haaren; an Makris, wie sie zuletzt gelächelt hatte mit den Steinaugen; an den unverwüstlichen Cortez. Er starrte in die Flammen fern am Horizont und fragte sich,

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