Die Königin der Weißen Rose
Tochter, Herzogin Marie, ist Erbin eines der reichsten Herzogtümer in der Christenheit.
Margaret, durch und durch eine Yorkistin, dabei blind für die Fehler ihrer Familie, schlägt vor, ihr Bruder George, der erfreulicherweise wieder frei ist, solle ihre Stieftochter heiraten. Sie denkt dabei mehr an Georges Bedürfnisse als an die ihres Burgunder Mündels, jedenfalls finde ich das. George ist natürlich sofort Feuer und Flamme für diesen ehrgeizigen Plan. Er verkündet Edward, er werde entweder die Herzogin von Burgund oder die Prinzessin von Schottland ehelichen.
«Ausgeschlossen», sagt Edward zu mir. «Er ist schon so treulos genug, jetzt, wo er durch mich die Bezüge eines Herzogs bekommt. Wäre er reich wie ein Prinz mit einem unabhängigen Vermögen, wäre keiner von uns mehr vor ihm sicher. Denk nur an die Schwierigkeiten, die er uns in Schottland machen würde! Großer Gott, mal dir nur aus, wie er unsere Schwester Margaret in Burgund piesackenwürde. Sie ist gerade erst verwitwet, ihre Stieftochter ist erst seit kurzem Waise. Da würde ich ihnen eher einen Wolf schicken als George.»
FRÜHJAHR 1477
George brütet über der abschlägigen Haltung seines Bruders. Da kommt uns Unerhörtes zu Ohren, so unerhört, dass wir zunächst denken, es handele sich um ein übertriebenes Gerücht: Es kann einfach nicht wahr sein. Plötzlich verkündet George, Isabel sei nicht am Kindbettfieber gestorben, sondern an einer Vergiftung, und er lässt die Giftmischerin ins Gefängnis werfen.
«Niemals!», rufe ich. «Ist er verrückt geworden? Wer sollte Isabel etwas antun wollen? Wen hat er ins Gefängnis werfen lassen? Und warum?»
«Schlimmer als Gefängnis», sagt Edward und betrachtet ungläubig den Brief in seiner Hand. «Er muss verrückt geworden sein. Er hat diese Dienerin in aller Eile vor die Geschworenen gezerrt und ihnen befohlen, sie für schuldig zu befinden. Dann hat er sie wegen Mordes enthaupten lassen. Sie ist schon tot. Tot auf Georges Wort hin, als gäbe es in diesem Land kein Gesetz. Als stünde er über dem Gesetz und über dem König. Er regiert in meinem Königreich, als hätte ich Tyrannei gestattet.»
«Wer ist es? Was war sie?», will ich wissen. «Ein armes Dienstmädchen?»
«Ankarette Twynho.» Er liest ihren Namen aus dem Beschwerdebrief vor. «Die Geschworenen sagen, er hätte ihnen Gewalt angedroht und sie zum Schuldspruch gezwungen,obwohl keine Beweise gegen sie vorlagen, nur seine Aussage. Sie hätten es nicht gewagt, sich zu wehren. Er hätte sie gezwungen, eine unschuldige Frau in den Tod zu schicken. Er hat sie der Hexerei und Vergiftung im Dienst einer großen Hexe beschuldigt.» Er hebt den Blick vom Brief und sieht in mein bleiches Gesicht. «Eine große Hexe? Weißt du irgendetwas hierüber, Elizabeth?»
«Sie hat für mich in seinem Haushalt spioniert», gebe ich zu. «Aber das ist alles. Ich hatte doch nicht den geringsten Grund, die arme Isabel zu vergiften. Was hätte mir das gebracht? Und das mit der Hexerei ist Unsinn. Warum sollte ich sie mit einem Zauberbann belegen? Ich mag weder sie noch ihre Schwester, aber ich habe ihnen nie etwas Schlechtes gewünscht.»
Er nickt. «Ich weiß. Natürlich hast du Isabel nicht vergiften lassen. Aber wusste George, dass die Frau, die er der Hexerei bezichtigte, in deinen Diensten stand?»
«Vielleicht. Warum sollte er sie sonst beschuldigen? Was hätte sie tun können, um ihn dermaßen zu erzürnen? Will er mich warnen? Will er uns drohen?»
Edward wirft den Brief auf den Tisch. «Das weiß nur Gott! Was für einen Gewinn erhofft er sich durch den Mord an einer Dienerin, außer mehr Schwierigkeiten und Gerüchte? Ich muss handeln, Elizabeth. Das kann ich ihm nicht durchgehen lassen.»
«Was hast du vor?»
«George hat einen eigenen kleinen Beraterstab: gefährliche, unzufriedene Männer. Einer von ihnen ist ein notorischer Weissager, wenn nicht mehr als das. Ich lasse sie alle verhaften und mache ihnen den Prozess. Ich verfahre mit seinen Männern so, wie er es mit deinem Dienstmädchen gemacht hat. Das wird ihm eine Lehre sein. Er kann weder uns noch unsere Diener herausfordern, ohneein persönliches Risiko einzugehen. Ich hoffe nur, er hat genug Verstand, um das zu erkennen.»
Ich nicke. «Und sie können uns nichts anhaben?», frage ich. «Diese Männer?»
«Nur wenn du, wie George es allem Anschein nach tut, daran glaubst, dass sie uns mit einem Zauber belegen können.»
Ich lächle in der Hoffnung, meine Angst
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