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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Junge und könnte seine Gesundheit leichtfertig solchen Gefahren aussetzen. Am nächsten Tag geht es ihm noch schlechter, er steht zwar für ein Weilchen auf, doch er ermüdet rasch und legt sich wieder hin. Am folgenden Tag befindet der Arzt, er solle zur Ader gelassen werden, und Edward flucht, sie dürften ihn nicht anrühren. Ich übermittle den Ärzten den Willen des Königs, aber als er schläft, gehe ichin sein Zimmer und betrachte sein gerötetes Gesicht, um mich davon zu überzeugen, dass es nichts als eine vorübergehende Krankheit ist. Weder hat er die Pest noch hohes Fieber. Er ist ein kräftiger und gesunder Mann. Mit einer Erkältung kann er in einer Woche fertigwerden.
    Doch sein Zustand bessert sich nicht. Er klagt jetzt über stechende Schmerzen im Bauch und schreckliche Hitzewellen. Eine Woche später ist die Angst zu Gast bei Hofe, und ein stummes Grauen hat sich meiner bemächtigt. Die Ärzte sind nutzlos. Sie wissen nicht einmal, was ihm fehlt, woher das Fieber kommt oder wie man es senkt. Er kann nichts bei sich behalten. Er erbricht alles und kämpft mit dem Schmerz in seinen Eingeweiden, als herrsche Krieg. Ich halte in seinem Zimmer Wache, meine Tochter Elizabeth ist an meiner Seite; wir pflegen ihn mit zwei weisen Frauen meines Vertrauens. Hastings – sein Freund aus Kindheitstagen und Gefährte bei allen Unternehmungen, auch bei dem leichtsinnigen Angelausflug – hält im Vorzimmer Wache. Die Hure Shore kniet Tag und Nacht vor dem Altar von Westminster Abbey, so trägt man mir zu, in größter Angst um den Mann, den sie liebt.
    «Lasst mich hinein, ich möchte ihn sehen», fleht Hastings mich an.
    Ich starre ihn kalt an. «Nein, er ist krank. Er braucht keinen Gefährten, der mit ihm hurt, trinkt oder spielt. Also braucht er Euch nicht. Ihr habt seine Gesundheit ruiniert, Ihr und Eure Spießgesellen. Ich pflege ihn, bis er wieder gesund ist, und wenn es nach mir geht, wird er Euch danach nicht mehr wiedersehen.»
    «Lasst mich hinein, ich möchte ihn sehen», wiederholt er. Er macht nicht einmal den Versuch, sich zu rechtfertigen. «Ich will ihn einfach nur sehen. Es ist mir unerträglich, ich muss ihn sehen.»
    «Wartet hier draußen wie ein Hund», sage ich grausam. «Oder geht zur Hure Shore und sagt ihr, dass sie jetzt Euch zu Diensten sein kann, denn der König ist fertig mit Euch beiden.»
    «Ich warte hier», sagt er. «Er wird nach mir fragen. Er wird mich sehen wollen. Er weiß, dass ich hier warte, um ihn zu sehen. Er weiß, dass ich hier draußen bin.»
    Ich gehe an ihm vorbei ins Schlafgemach des Königs und schließe die Tür, und er kann nicht einmal einen Blick auf den Mann erhaschen, den er liebt. Der unter seinem prunkvollen Betthimmel liegt und nach Luft ringt.
    Edward schaut auf, als ich hereintrete. «Elizabeth.»
    Ich gehe zu ihm und halte seine Hand. «Ja, Geliebter.»
    «Weißt du noch, wie ich zu dir nach Hause zurückgekommen bin und gesagt habe, ich hätte Angst?»
    «Ja.»
    «Jetzt habe ich wieder Angst.»
    «Du wirst wieder gesund», flüstere ich eindringlich. «Du wirst wieder gesund, mein Gemahl.»
    Er nickt und schließt für einen Moment die Augen. «Ist Hastings draußen?»
    «Nein», sage ich.
    Er lächelt. «Ich will ihn sehen.»
    «Jetzt nicht», sage ich und streichele ihm über den Kopf. Er ist glühend heiß. Ich nehme ein Handtuch, tauche es in Lavendelwasser und wasche ihm zärtlich das Gesicht. «Du bist nicht kräftig genug, um irgendwen zu empfangen.»
    «Elizabeth, hol ihn herein und ruf alle Männer aus meinem Kronrat herbei, die im Palast sind. Schick nach meinem Bruder Richard.»
    Einen Augenblick denke ich, ich hätte mich angesteckt, so ein Leibschneiden habe ich, doch dann merke ich, dass das Angst ist. «Du brauchst sie nicht jetzt zu empfangen,Edward. Du musst dich jetzt nur ausruhen und wieder zu Kräften kommen.»
    «Hol sie», sagt er.
    Ich wende mich ab und rufe der Pflegerin einen scharfen Befehl zu, und sie läuft hinaus und gibt ihn an die Wache weiter. Sofort verbreitet sich am Hof die Nachricht, dass der König seine Berater einberufen hat, und alle wissen, dass er im Sterben liegt. Ich stelle mich ans Fenster, mit dem Rücken zum Fluss. Ich will weder das Wasser sehen noch den Glanz auf dem Schwanz der Nixe, noch will ich Melusines Todeswarnung hören. Die Lords kommen der Reihe nach herein, Stanley, Norfolk, Hastings, Kardinal Thomas Bourchier, meine Brüder und Cousins, meine Schwäger und ein halbes Dutzend anderer: alle

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