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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Diensten behalten.
    Er ist doch noch ein Junge. Und jetzt muss er sich gegen einen kampfgestählten Mann behaupten, der wild entschlossen ist, Unrecht zu begehen. Als Richard meinen Bruder Anthony, welcher der Freund meines Sohnes und sein lebenslanger Vormund und Beschützer war, und meinen jüngeren Sohn Richard Grey von Edward trennt, will mein Junge einschreiten. Er sagt, er wisse genau, dass sein Onkel Anthony ein guter Mann und ein ausgezeichneter Vormund sei. Er sagt, sein Halbbruder Richard sei ihm von jeher ein treuer Gefährte gewesen und er wisse, sein Onkel Anthony habe nie etwas getan, was einem großen Edelmann wie ihm nicht zu Gesicht stünde, dafür sei er viel zu ritterlich. Aber Herzog Richard erklärt ihm, es werde sich alles finden und in der Zwischenzeit müsse er bis London mit ihm vorliebnehmen, mit ihm und dem Duke of Buckingham – meinem ehemaligen Mündel, den ich gegen seinen Willen mit meiner Schwester Katherine vermählt habe und der nun überraschend in dieser Gesellschaft auftaucht.
    Er ist nur ein kleiner Junge. Er ist behütet aufgewachsen. Er weiß nicht, wie er sich gegen seinen schwarzgekleideten Onkel Richard behaupten soll, der ihm resolut den Weg abschneidet, zweitausend kampfbereite Männer in seinem Gefolge. Also trennt er sich schweren Herzens von seinem Onkel Anthony und seinem Halbbruder Richard. Wie hätte er sie auch retten können? Er weint bitterlich. Das trägt man mir zu. Er weint wie ein Kind, auf das niemand hört, aber er lässt es geschehen.

MAI 1483
    Elizabeth, meine siebzehn Jahre alte Tochter, läuft durch das Geschrei und Chaos des Westminster Palace zu mir. «Mutter! Frau Mutter! Was ist los?»
    «Wir gehen ins Asyl», fahre ich sie an. «Beeil dich. Nimm alles mit, was du brauchst, und Kleider für die Kinder. Sie sollen unbedingt die Teppiche aus den königlichen Gemächern mitnehmen und die Tapisserien auch. Lass alles nach Westminster Abbey schaffen – wir gehen wieder ins Asyl. Vergiss nicht die Schmuckkästen und Pelze. Geh durch die königlichen Gemächer und pass auf, dass nichts von Wert zurückbleibt.»
    «Warum?», fragt sie mit blutleeren, zitternden Lippen. «Was ist passiert? Was ist mit Baby?»
    «Dein Bruder, der König, ist von seinem Onkel, dem Lord Protector, entführt worden», erkläre ich. Meine Worte sind messerscharf, und ich sehe, wie sie sie treffen. Sie hat ihren Onkel Richard von jeher bewundert. Sie hatte gehofft, er würde sich um uns kümmern und uns beschützen. «Dein Vater hat meinem Feind auf dem Sterbebett die Verantwortung für meinen Sohn übertragen. Wir werden sehen, als was für ein Lord Protector er sich erweist. Aber das sollten wir lieber aus sicherer Entfernung tun. Wir gehen ins Asyl, heute, jetzt sofort.»
    «Mutter.» Sie bebt vor Angst. «Sollten wir nicht abwarten?Den Kronrat fragen? Sollten wir nicht hier auf Baby warten? Was ist, wenn Herzog Richard uns Baby wohlbehalten herbringt? Was, wenn er alles tut, wie er es als Lord Protector tun sollte? Wenn er Baby beschützt?»
    «Er ist jetzt König Edward für dich, nicht mehr Baby», sage ich heftig. «Selbst für mich. Ich sag dir eins, mein Kind: Nur Narren warten ab, ob sich ihre heranstürmenden Feinde nicht vielleicht doch als Freunde herausstellen. Unsere Sicherheit liegt ganz in meiner Hand. Und sie heißt Asyl. Wir nehmen deinen Bruder, Prinz Richard, mit, um ihn dort zu beschützen. Wenn der Lord Protector mit seiner Armee in London einmarschiert, kann er versuchen, mich davon zu überzeugen, dass es sicher ist herauszukommen.»

    Ich setze ein tapferes Gesicht auf vor meinem furchtlosen Mädchen, das jetzt eine junge Frau mit einem eigenen Leben ist. Durch den jähen Sturz aus dem Stand einer Prinzessin von England zu einem Mädchen im Versteck wurde dieses Leben abrupt zunichtegemacht. Meinen beherzten Worten zum Trotz sind wir auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt, als wir die Tür der St.-Margarets-Krypta der Abtei von Westminster verbarrikadieren, und unter uns sind: mein Bruder Lionel, Bischof von Salisbury, mein erwachsener Sohn Sir Thomas Grey, mein kleiner Sohn Richard und meine Töchter Elizabeth, Cecily, Anne, Catherine und Bridget. Als wir das letzte Mal hier waren, war ich unförmig dick mit meinem ersten Jungen und hatte allen Grund zu der Hoffnung, er werde eines Tages Anspruch auf den Thron von England erheben. Meine Mutter, meine Gefährtin und beste Freundin, lebte noch. Undwenn meine Mutter Ränke schmiedete, ihre Hexenkünste

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