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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Du, dieser Tod war nur Zufall und ein anderer hat unseren Jungen getötet und dessen Sohn muss für unsere Rache sterben?

JANUAR 1485
    An einem frostigen Nachmittag Mitte Januar warte ich darauf, dass meine Töchter vom Hof nach Hause kommen. Ich erwarte sie rechtzeitig zum Abendessen, gehe vor der Tür auf und ab und puste in meine behandschuhten Hände, um sie warm zu halten, während über den Hügeln im Westen rot wie eine lancastrianische Rose die Sonne untergeht. Ich höre Hufschläge und blicke die Straße hinunter, und da kommen sie mit großem Geleit, fast eine königliche Leibgarde, und in der Mitte die auf und ab hüpfenden Köpfe und flatternden Kleider meiner drei Mädchen. Einen Augenblick später zügeln sie ihre Pferde und sitzen ab, und ich küsse recht wahllos rosige Wangen und kalte Nasen und halte ihre Hände und rufe aus, wie groß sie geworden und wie schön sie alle miteinander sind.
    Sie laufen in den Saal und stürzen sich auf das Essen, als stünden sie kurz vorm Verhungern, und ich sehe ihnen dabei zu. Elizabeth hat nie besser ausgesehen. Sie ist erblüht, seit sie die Angst des Asyls abstreifen konnte, ganz wie ich es mir gedacht habe. Ihre Wangen haben Farbe, ihre Augen funkeln. Und erst ihre Kleider! Ich werfe einen zweiten, ungläubigen Blick auf ihre Kleider: die Stickerei und der Brokat und die eingearbeiteten kostbaren Steine. Diese Kleider sind so kostbar wie die, die ich trug,als ich Königin war. «Gütiger Himmel, Elizabeth», sage ich. «Woher hast du diese Kleider? Sie sind so prächtig wie die, die ich als Königin getragen habe.»
    Ihr Blick fliegt mir zu, und ihr Lächeln erstirbt. Cecily stößt ein kurzes, verächtliches Schnauben aus. Elizabeth fährt sie an: «Du kannst den Mund wieder zumachen. Wir haben eine Abmachung.»
    «Elizabeth!»
    «Mutter, du weißt nicht, wie sie war. Sie taugt nicht zur Zofe einer Königin. Alles, was sie kann, ist tratschen.»
    «Aber, aber, Mädchen, ich habe euch an den Hof geschickt, damit ihr lernt, euch anmutig zu benehmen, nicht um zu zanken wie die Fischweiber.»
    «Frag sie, ob sie gelernt hat, anmutig zu sein!», flüstert Cecily vernehmlich. «Frag Elizabeth, wie anmutig
sie
ist.»
    «Das werde ich, wenn ihr beide im Bett seid und wir uns unterhalten können», sage ich resolut. «Und wenn ihr nicht höflich miteinander sprechen könnt, wird das sehr früh sein.» Ich wende mich Anne zu. «Also, Anne.» Meine kleine Anne schaut zu mir auf. «Hast du deine Bücher gelesen? Und hast du deine Instrumente geübt?»
    «Ja, Frau Mutter», sagt Anne gehorsam. «Aber über Weihnachten durften wir alle Ferien machen, und ich bin mit den anderen an den Hof nach Westminster gegangen.»
    «Wir haben hier die Ferkelchen gefüttert», erzählt Bridget ihren älteren Schwestern ernst. «Und Catherine hat so viel Marzipan gegessen, dass ihr abends schlecht war.»
    Elizabeth lacht, und ihr ängstlicher Blick verschwindet. «Ich habe euch kleinen Monster vermisst», sagt sie zärtlich. «Nach dem Essen spiele ich euch etwas vor, und ihr könnt tanzen, wenn ihr wollt.»
    «Wir können auch Karten spielen», meint Cecily. «Am Hof darf man wieder Karten spielen.»
    «Hat sich der König von seinem Kummer erholt?», frage ich sie. «Und Königin Anne?»
    Cecily wirft ihrer Schwester Elizabeth einen triumphierenden Blick zu, und diese wird rot. «Oh, er hat sich erholt», sagt Cecily lachend. «Er scheint sich recht gut erholt zu haben. Wir sind alle ziemlich verblüfft. Findest du nicht, Elizabeth?»
    Meine Geduld – die bei weiblicher Gehässigkeit nie weit reicht, selbst wenn es sich um meine Töchter handelt – ist an diesem Punkt erschöpft. «So, das reicht», sage ich. «Elizabeth, du gehst jetzt mit mir in mein Privatgemach; ihr Übrigen könnt fertig essen, und du, Cecily, kannst über das Sprichwort nachdenken: Es nie der Zunge Schmerz bereitet, wenn ihr ein gutes Wort entgleitet.»
    Mit diesen Worten erhebe ich mich vom Tisch und fege aus dem Raum. Ich spüre Elizabeths Zögern, als sie mir folgt. Sie schließt die Tür meines Zimmers hinter sich, und ich frage sie schlicht: «Meine Tochter, was geht hier vor?»
    Eine Sekunde lang sieht sie aus, als wollte sie sich widersetzen, doch dann zittert sie wie ein in die Enge getriebenes Reh und sagt: «Ich hätte so gern deinen Rat eingeholt, aber ich konnte dir nicht schreiben. Ich musste warten, bis wir uns sehen. Ich wollte bis nach dem Essen warten. Ich habe dich nicht getäuscht, Frau

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