Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
sich darüber aus, und ich frage mich, ob sie auch glaubt, Edward treibe falsches Spiel mit mir.
    Als meine Mutter ihn mit einem tiefen Knicks begrüßt, gibt sie nicht zu erkennen, was sie denkt. Sie geht nicht vertraut mit ihm um wie eine Frau mit ihrem Schwiegersohn. Doch sie behandelt ihn auch nicht kalt, was sie doch sicherlich tun würde, wenn sie glaubte, er hätte uns beide zum Narren gehalten. Vielmehr grüßt sie ihn als den siegreichen König, und er grüßt sie als große Dame, als ehemalige Herzogin, und beide behandeln mich wie die auserwählte Tochter des Hauses.
    Das Essen läuft so gut, wie es laufen kann angesichts der Tatsache, dass mein Vater große Töne spuckt und beinahe platzt vor Aufregung, meine Mutter so elegant ist wie immer, meine Schwestern in ihrem gewohnten Zustand verblüffter Bewunderung verharren und meine Brüder zornig und verstockt sind. Der König sagt meinen Eltern Lebewohl und schlägt die Straße nach Northampton ein. Ich werfe einen Umhang über und laufe zur Jagdhütte am Fluss.
    Er ist vor mir da, sein großes Streitross steht im Stall, sein Knappe hat sich auf den Heuboden verzogen. Wortlos schließt Edward mich in die Arme. Auch ich sage nichts. Ich bin keine Närrin, die einen Mann misstrauisch klagend begrüßt. Abgesehen davon will ich nur von ihm berührtund geküsst werden. Ich will nur die süßesten Worte der Welt hören, und er spricht sie aus: «Ins Bett, Frau.»

    Am Morgen kämme ich vor dem kleinen versilberten Spiegel mein Haar und stecke es hoch. Er steht hinter mir und sieht mir dabei zu; versonnen wickelt er sich eine goldene Locke um den Finger und schaut zu, wie sie das Licht einfängt. «Das ist nicht gerade hilfreich», sage ich lächelnd.
    «Ich will dir auch nicht helfen, ich will dich hindern, dein Haar hochzustecken. Dein Haar ist wunderbar, ich sehe es so gern offen.»
    «Wann wollen wir unsere Hochzeit bekannt geben, Mylord?», frage ich mit dem Blick auf sein Gesicht im Spiegel.
    «Noch nicht», sagt er schnell, allzu schnell, diese Antwort hat er sich schon zurechtgelegt. «Warwick ist wild entschlossen, mich mit der Prinzessin Bona von Savoyen zu verheiraten, um den Frieden mit Frankreich zu sichern. Ich brauche ein paar Tage, um ihm zu erklären, dass das nicht mehr geht. Er wird sich erst an den Gedanken gewöhnen müssen.»
    «Ein paar Tage?», frage ich vorsichtig.
    «Sagen wir Wochen», antwortet er ausweichend. «Er wird enttäuscht sein, und er hat Gott weiß was für Bestechungen angenommen, um diese Heirat zu fördern.»
    «Er ist illoyal? Er lässt sich bestechen?»
    «Nein. Er nicht. Er nimmt zwar das Geld der Franzosen, aber nicht, um mich zu betrügen. Wir sind uns immer einig. Wir kennen einander seit Kindertagen. Er hat mir das Turnierkämpfen beigebracht, er hat mir einst mein erstes Schwert überreicht. Sein Vater war mir wie ein Vater. Ehrlich,er war für mich immer wie ein älterer Bruder. Ich hätte nicht um meinen Thronanspruch gekämpft, wenn er mir nicht zur Seite gestanden hätte. Sein Vater hat meinen Vater auf den Thron gesetzt und ihn zum König von England gemacht, und Richard Neville seinerseits hat mich unterstützt. Er ist mein Mentor und bester Freund. Er hat mich fast alles gelehrt, was ich über die Kriegsführung und die Regierungsgeschäfte weiß. Ich muss mir Zeit nehmen, ihm von uns erzählen, und ihm dann erklären, dass ich dir nicht widerstehen konnte. Das bin ich ihm schuldig.»
    «So wichtig ist er für dich?»
    «Der wichtigste Mann in meinem Leben.»
    «Aber du wirst es ihm sagen; du wirst mich an den Hof rufen?», frage ich, um einen leichten Ton bemüht. «Mich dem Hof als deine Frau vorstellen?»
    «Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.»
    «Darf ich es wenigstens meinem Vater sagen, damit wir uns offen als Mann und Frau treffen können?»
    Er lacht. «Dann kannst du es doch gleich dem Ausrufer erzählen. Nein, meine Liebe, du musst unser Geheimnis noch eine Weile hüten.»
    Ich nehme meinen hohen Kopfschmuck mit dem flatternden Schleier und setze ihn auf, ohne etwas zu sagen. Allein das Gewicht bereitet mir Kopfschmerzen.
    «Du vertraust mir doch, oder, Elizabeth?», fragt er liebevoll.
    «Ja», lüge ich. «Voll und ganz.»

    Anthony steht neben mir, als der König davonreitet, die Hand zum Gruß erhoben, ein falsches Lächeln auf denLippen. «Gehst du nicht mit ihm?», fragt er sarkastisch. «Gehst du nicht nach London, neue Kleider kaufen? Lässt dich nicht bei Hofe vorstellen? Nimmst

Weitere Kostenlose Bücher