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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Thron bringen. Er verheiratet seine Tochter Anne mit Edward of Lancaster, und dann setzt er den jungen Edward of Lancaster auf den Thron. Auf diesem Weg wird er Schwiegervater des Königs von England. George und Isabel sind nicht mehr seine erste Wahl als König und Königin von England. Das sind jetzt Edward of Lancaster und Anne. Das Beste, worauf George hoffen kann, ist, Schwager des widerrechtlichen lancastrianischen Königs von England zu werden, statt Bruder des rechtmäßigen yorkistischen Königs zu sein.»
    Georges Mutter nickt.
    «Da ist wenig für ihn zu gewinnen», bemerke ich. «Für sehr viel Plackerei und schreckliche Gefahr.»
    Ich lasse sie einen Augenblick darüber nachdenken.«Wenn er jedoch noch einmal die Seiten wechseln und an die Seite seines Bruders zurückkehren würde, reuig und wahrlich treu, würde Edward ihn wieder aufnehmen», versichere ich. «Edward würde ihm verzeihen.»
    «Das würde er?»
    Ich nicke. «Das kann ich Euch versprechen.» Ich füge nicht hinzu, dass
ich
ihm niemals verzeihen werde und dass er und Warwick für mich tote Männer sind, seit sie meinen Vater und meinen Bruder nach der Schlacht von Edgecote Moor exekutiert haben, und bald tot sein werden, was auch immer sie tun. Ihre Namen stehen in dem schwarzen Medaillon in meinem Schmuckkästchen und werden nicht ans Licht kommen, bis diese beiden Männer in ewiger Dunkelheit versunken sind.
    «George ist ein junger Mann, ihm fehlen gute Ratgeber. Es wäre wirklich gut, wenn er von jemandem hören könnte – heimlich, im Privaten   –, dass er nichts zu fürchten hat, wenn er an die Seite seines Bruders zurückkehrt», bemerkt meine Mutter beiläufig, während sie aus dem Fenster blickt. «Manchmal braucht ein junger Mann einen guten Rat. Manchmal muss man ihm sagen, dass er den falschen Weg eingeschlagen hat, dass es aber noch nicht zu spät ist, wieder auf den richtigen Weg zurückzukehren. Ein junger Mann wie George sollte nicht für Lancaster kämpfen und mit einer roten Rose am Kragen sterben. Er sollte bei seiner Familie sein, bei seinen Brüdern, die ihn lieben.» Sie unterbricht sich, um seiner Mutter Zeit zu geben, darüber nachzudenken. Es ist wirklich geschickt eingefädelt.
    «Wenn ihm nur jemand sagen könnte, dass er zu Hause willkommen ist, dann würdet Ihr Euren Sohn zurückbekommen, die Brüder wären wieder vereint, York würde wieder für York kämpfen, und George würde nichts verlieren. Er wäre der Bruder des Königs von England undDuke of Clarence. Wir können uns dafür verbürgen, dass Edward ihn wieder in seine alte Position einsetzt. Dort liegt seine Zukunft. Wählt er jedoch den anderen Weg, ist er   … wie soll man ihn nennen?» Sie unterbricht sich, um zu überlegen, wie man Cecilys Lieblingssohn wohl nennen würde, und dann fällt es ihr ein: «Ein schrecklicher Dummkopf.»
    Die Königinmutter erhebt sich, meine Mutter steht ebenfalls auf. Ich bleibe sitzen, lächle zu ihr auf, lasse sie vor mir stehen. «Eine Unterhaltung mit Euch bereitet mir stets großes Vergnügen», behauptet sie, und ihre Stimme bebt vor Zorn.
    Jetzt stehe ich auf, die Hand auf meinem runden Leib, und warte darauf, dass sie vor mir knickst. «Oh, mir auch. Guten Tag, Frau Mutter», sage ich freundlich.
    Und so ist es vollbracht, leicht wie ein Zauber. Ohne dass ein weiteres Wort gesprochen wird, ohne dass Edward überhaupt etwas davon erfährt, beschließt eine Dame aus dem Hofstaat der Königinmutter, ihre gute Freundin zu besuchen, Georges Frau, die arme Isabel Neville. Die Dame steigt tief verschleiert auf ein Schiff nach Angers, geht zu Isabel, vergeudet keine Zeit mit der Weinenden in ihrem Zimmer, sondern sucht George auf, um ihm von der zärtlichen Liebe seiner Mutter und ihrer Sorge um ihn zu berichten. George seinerseits erzählt ihr von seinem wachsenden Unmut über die Verbündeten, denen er nicht nur durch Intrigen und Ränke, sondern auch durch Heirat verbunden ist. Gott, glaubt er, segnet diese Verbindung nicht, denn ihr ungeborenes Kind ist bei dem Sturm ums Leben gekommen, und nichts hat sich für ihn wunschgemäß entwickelt, seit er Isabel geheiratet hat. So etwas Unerfreuliches sollte George doch sicher nie widerfahren? Er befindet sich in der Gesellschaft der Feindeseiner Familie und – was ihn noch härter ankommt – schon wieder an zweiter Stelle. Wendehals George sagt, er werde mit der einmarschierenden lancastrianischen Armee nach England kommen, doch sobald er den Fuß in das

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