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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Gesicht, das sie mir zuwendet, ist sorglos. «Du wirst nicht sterben, falls du das wissen willst», sagt sie direkt. «Du bist eine gesunde junge Frau. Der Kronrat schickt Lady Scrope, damit sie sich um dich kümmert, und zwei Hebammen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass du sterben wirst, nicht mehr als bei den anderen. Ich erwarte, dass du es überlebst und noch weitere Kinder bekommst.»
    «Und das Kind?», frage ich und versuche, ihre Miene zu deuten.
    «Du weißt, dass es gesund ist», antwortet sie lächelnd. «Jeder, der gespürt hat, wie dieses Kind tritt, weiß, dass es stark ist. Es gibt keinen Grund für deine Angst.»
    «Aber da ist doch etwas», sage ich bestimmt. «Du weißt doch etwas über Edward, mein Baby, meinen Prinzen.»
    Sie sieht mich kurz an und beschließt wohl, ehrlich zusein. «Ich kann nicht sehen, dass er König wird», gibt sie zu. «Ich habe die Karten gelesen und die Spiegelung des Mondes auf dem Wasser betrachtet. Ich habe versucht, den Kristall zu befragen und in den Rauch zu schauen. Ich habe alles ausprobiert, was ich kenne und was mit den Gesetzen Gottes vereinbar und an diesem heiligen Ort erlaubt ist. Aber um dir die Wahrheit zu sagen: Ich kann nicht sehen, dass er König wird.»
    Ich lache laut. «Ist das alles? Wirklich alles? Gütiger Himmel, Mutter, ich kann nicht einmal seinen Vater als König sehen, dabei ist er gekrönt und geweiht! Ich kann nicht sehen, dass ich je wieder Königin sein werde, dabei wurde meine Brust gesalbt, und ich habe die Zepter in der Hand gehalten. Ich bange hier nicht um einen Prince of Wales, sondern nur um einen gesunden Jungen. Wenn er nur gesund geboren wird und zu einem Mann heranwachsen darf, dann will ich zufrieden sein. Für mich muss er nicht König von England werden. Ich will nur wissen, dass er und ich das hier überleben.»
    «Oh, überleben wirst du das hier», sagt sie und weist mit einer lässigen Geste auf die überfüllten Räume, die Mädchen, die in einer Ecke auf einem Bett liegen, den Strohsack der Dienerinnen auf dem Boden in der anderen Ecke, die Armseligkeit unserer gegenwärtigen Situation, die Kühle in den Kellerräumen, die Feuchtigkeit in den Steinwänden, das qualmende Feuer, die Unerschrockenheit meiner Kinder, die vergessen, dass sie je an einem besseren Ort gelebt haben. «Das hier zählt nicht. Wir werden uns hieraus befreien.»
    «Wie?», frage ich ungläubig.
    Sie beugt sich vor und flüstert mir ins Ohr: «Weil dein Gatte in Flandern keine Weinreben anbaut und keinen Wein keltert. Weder krempelt er Wolle, noch lernt erweben. Er stattet eine Truppe aus und gewinnt Verbündete, beschafft Geld und plant eine Invasion in England. Die Londoner Händler sind nicht die Einzigen im Land, die York Lancaster vorziehen. Edward hat noch nie eine Schlacht verloren. Hast du das schon vergessen?»
    Unsicher nicke ich. Er mag geschlagen und im Exil sein, doch es stimmt, dass er noch nie eine Schlacht verloren hat.
    «Glaubst du also nicht, dass er siegen wird, wenn er auf Henrys Streitmacht trifft, selbst wenn diese von Warwick befehligt und von Margarete von Anjou vorangetrieben wird?»

    Es ist keine Niederkunft, wie sie einer Königin geziemen würde, kein zeremonieller Rückzug vom Hofe sechs Wochen vor der Geburt. Keine Läden werden geschlossen, kein Zimmer wird gesegnet.
    «Unsinn», sagt meine Mutter munter. «Du hast dich doch vom Tageslicht zurückgezogen, oder? Zeremonieller Rückzug? Ich glaube nicht, dass je eine Königin so zurückgezogen gelebt hat. Wer war je zuvor auf einen Rückzug im Asyl angewiesen?»
    Es ist keine angemessene königliche Geburt mit drei Hebammen und zwei Ammen und Schaukelstühlen und adligen Patinnen und Kindermädchen, die sich bereithalten, und Gesandten, die mit kostbaren Geschenken aufwarten. Der lancastrianische Hof schickt Lady Scrope, um dafür zu sorgen, dass ich alles habe, was ich brauche, und ich interpretiere das als freundliche Geste des Earl of Warwick mir gegenüber. Aber ich muss mein Kind zur Welt bringen, ohne dass mein Gatte und der Hofstaatvor der Tür warten. Ich habe kaum Hilfe bei der Geburt. Seine Paten sind der Abt von Westminster und der Prior, seine Patin ist Lady Scrope. Die einzigen Menschen, die bei mir sind, sind weder große Lords des Landes noch ausländische Könige, die sonst bei einem königlichen Neugeborenen Pate stehen, aber es sind gute und freundliche Menschen, die in Westminster bei uns ausharren.
    Ich nenne ihn Edward nach dem Wunsch seines

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