Die Königin von Theben
den Waffen!«, schrie der Schnauzbart. »Der Palast wird angegriffen!«
Es war Herays Amtssitz, den Chomu hatte in Brand setzen lassen, und er bedauerte, dass der Hausbesitzer nicht selbst anwesend gewesen war.
Die Nachbarn waren so fassungslos, dass sie nicht wagten, irgendetwas zu tun.
Als Ahotep eintraf, waren sie noch immer wie versteinert.
»Ist Heray wohlauf?«, fragte sie besorgt.
»Ja«, antwortete eine Witwe, die am ganzen Leib zitterte. »Und es war der Keramikhändler, der das Haus angezündet hat.«
»Und dann? Was hat er dann gemacht?«
»Mit seinen Freunden … Sie haben gesagt, sie wollen den Palast zerstören!«
Ihre beiden Söhne, ihre Mutter, Qaris … Ahotep war am Rand einer Ohnmacht, aber es gelang ihr schnell, ihre Fassung wiederzugewinnen. »Das sind Verräter! Kommt alle mit mir, wir müssen sie aufhalten!«
An der Spitze eines armseligen Häufleins aus alten Männern, Frauen und Kindern, stürmte die Königin zum Palast zurück.
Wenn es ihr nicht gelingen sollte, die ihren zu retten, würde sie Chomu mit ihren eigenen Händen umbringen.
Vor dem Palast hatte sich schon eine aufgebrachte Menge versammelt.
Unter der Leitung des Afghanen und des Schnauzbarts war es den Wachen gelungen, den Angriff wenigstens aufzuhalten. Heray hatte ein paar Bauern zusammentrommeln können, die ihnen zu Hilfe gekommen waren.
»Die Königin!«, schrie einer der Kollaborateure. »Schauen wir, dass wir wegkommen!«
Ein paar Minuten Unentschiedenheit erwiesen sich als fatal für Chomus Anhänger. Heray und der Schnauzbart nutzten die Gelegenheit, um die Rädelsführer unschädlich zu machen, während der Afghane Chomu überwältigte.
»Wagt es nicht, mich anzufassen!«, sagte dieser stöhnend, als er sah, dass die Niederlage besiegelt war.
Ahoteps Blick erschreckte ihn noch mehr als Herays Schwert, dessen Spitze auf seine Brust gerichtet war.
»Du hast Thebaner getötet«, sagte die Königin mit gemessenem Ernst, »und du wolltest die königliche Familie auslöschen. Gibt es ein schlimmeres Verbrechen?«
»Ihr seid für die Widerstandskämpfer, die sich weigern, die Autorität des Hyksoskönigs anzuerkennen … Das ist das schlimmste Verbrechen!«, rief Chomu aus. »Wenn Ihr Euch endlich unterwerft, werde ich bei unserem einen und einzigen Herrscher für Euch die Stimme erheben und ihn bitten, Theben zu verschonen.«
»Du wirst wegen Hochverrats gerichtet werden, Chomu. Und als Feind des Vaterlandes, das dich immer beschützt hat.«
»Ihr begreift es also nicht … dass Ihr selbst schon verurteilt seid, mit den Aufständischen … Ich habe dem König eine Botschaft geschickt. Bald wird er hier sein, und meine Verdienste werden endlich anerkannt.«
54
A hotep drückte Kamose fest an sich, dann hob sie den kleinen Ahmose auf und überschüttete ihn mit Zärtlichkeiten. Die beiden Kinder hatten gar keine Zeit gehabt, Angst zu haben. Wenn es dem wütenden Mob gelungen wäre, in den Palast einzudringen, wäre Qaris mit ihnen geflohen, während Teti die Kleine, an der Spitze ihrer letzten Getreuen, versucht hätte, die Angreifer aufzuhalten.
»Du darfst nicht die geringste Schwäche zeigen«, empfahl sie ihrer Tochter. »Diesmal ist Chomu mit seinen Anhängern zu weit gegangen.«
»Noch viel weiter, als du glaubst … Er hat König Apophis benachrichtigt.«
Die Königinmutter erbleichte. »Also … werden die Hyksos sich in Marsch setzen! Ist unsere Armee bereit?«
»Sie wird es sein.«
Laute Schreie ließen die beiden Frauen aufspringen.
Waren das wieder Kollaborateure, die gegen den Palast anrannten?
»Es ist der König«, sagte Qaris beruhigend.
Von einer Brieftaube gewarnt, war Seqen sofort mit seinen Männern von dem geheimen Stützpunkt aufgebrochen. Die Thebaner, erschrocken und entsetzt zunächst, waren nach kurzer Zeit begeistert, als sie Ahoteps Gemahl an der Spitze ihrer Landsleute entdeckten, die sie verschollen glaubten.
Der Pharao stürmte in den Palast.
»Ahotep!«
Sie umarmten sich lange.
»Beruhige dich, die ganze Familie ist wohlauf und in Sicherheit. Aber einige Wachen sind tot … Und wenn der Schnauzbart und der Afghane nicht eingegriffen hätten, hätten Apophis' Anhänger uns alle niedergemacht.«
»Können sie noch Schaden anrichten?«
»Heray kümmert sich um sie. Aber Chomu hat den Hyksos eine Nachricht geschickt.«
»Ich bereite sofort die Verteidigungslinien vor, um ihre erste Angriffswelle zu brechen. Danach werden wir zum Gegenangriff
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