Die Königin von Theben
hinwegfegen!«
»Du hast umsonst gekämpft, und du wirst vergeblich sterben! Doch vorher wirst du mir die Namen deiner Komplizen verraten. Der Palast verfügt über einige bemerkenswerte Foltermeister … Wenn ich dir einen Rat geben darf, so sprich, bevor du in ihre Hände gerätst!«
9
E ure Tochter lebt, Majestät«, verkündete der Leibarzt. »Der Ton des Herzens ist tief und regelmäßig. Ich kann kein Zeichen irgendeiner Krankheit erkennen.«
»Aber warum bewegt sie sich nicht, warum sieht sie mich nicht an?«, fragte Teti die Kleine.
»Ich bin außerstande, das zu erklären.«
»Es muss doch ein Mittel geben, das sie aufweckt!«
»Ich werde in den alten Schriften nachschlagen.«
»Beeil dich!«
Ahotep lag ausgestreckt auf ihrem Bett, mit offenen Augen und starrem Blick. Ein Ritualpriester von Karnak hatte sie auf der Schwelle des Kultraums der Mut gefunden, man hatte sie aufgehoben und zur königlichen Residenz getragen.
Die erstaunliche Diagnose des Leibarztes konnte Tetis Ängste nicht besänftigen. Wenn Ahotep nicht aus dieser fürchterlichen Starre erwachte, konnte man kaum behaupten, dass sie lebendig sei.
Dumpfer Lärm erschreckte sie. Gleich dem regelmäßigen Geräusch eines Rammbocks warf sich etwas von außen gegen die Zimmertür.
Die Königin öffnete, und sie hatte kaum Zeit, zur Seite zu springen: Lächler, der Hund, sprang mit großen Sätzen durch den Raum und legte sich knurrend zu Füßen des Bettes.
Von da an gelang es niemandem mehr, sich der Prinzessin zu nähern.
Auf dem großen Platz vor der Allee, die zum Tempel des Seth führte, waren einige hundert Soldaten in dichten Reihen postiert. Ihre Harnische und die Spitzen ihrer Lanzen glitzerten in der Sonne. Mit stolzgeschwellter Brust repräsentierten diese Männer die Macht der Hyksos, und ohne Zögern kamen sie ihrer Aufgabe nach, die Menge in Schach zu halten, die von den Herolden aus ihren Häusern gerufen worden war. Ein großer Teil der Bewohner von Auaris hatte sich versammelt und wartete auf das versprochene Schauspiel – die Hinrichtung der Mitglieder der letzten Widerstandsgruppe.
Als Apophis erschien, gekleidet in ein granatfarbenes Gewand und gefolgt von seinem getreuen Khamudi, erhob sich Beifall. Obwohl sonst eher von düsterem Wesen und von Festlichkeiten wenig angetan, verachtete der Herrscher bei Gelegenheiten wie dieser durchaus nicht das Bad in der Menge.
Die Zeremonie wurde zum richtigen Zeitpunkt abgehalten. Seinen hochfliegenden Plänen stand nichts mehr im Weg, und es würde jedem Ägypter noch einmal mit aller Eindringlichkeit vor Augen geführt, dass die höchste Macht mit einem Höchstmaß an Strenge ausgeübt wurde.
»Wie viele Kanaanäer hast du festgenommen, Khamudi?«
»Vier. Gute Agenten, durch die wir einige hundert Aufständische haben identifizieren können.«
»Werden sie im Augenblick des Todes nicht gefährliche Dinge herausschreien?«
»Keine Sorge, Herr. Ich habe ihnen die Zunge herausschneiden lassen.«
Apophis warf Khamudi einen anerkennenden Blick zu. Er schätzte das harte Durchgreifen seiner rechten Hand, die zu handeln wusste, ohne seinen Herrn mit Kleinigkeiten zu behelligen.
»Hat der Bucklige gesungen?«
»Eine halbe Stunde Folter hat genügt.«
»Interessante Enthüllungen?«
»Nichts, das wir nicht schon wussten … Er hat es uns nur bestätigt.«
»Ist der Widerstand also vernichtet?«
»Es gibt keine einzige organisierte Gruppe mehr, weder in Auaris noch im Delta. Vielleicht versuchen irgendwelche einzelnen Leute hier und da noch, ihre Verbindungen wieder aufzubauen, aber ich habe meine Vorkehrungen getroffen, und der Verrat wird das Seine tun … Über kurz oder lang werden wir sie alle kriegen.«
Apophis und Khamudi hassten beide die Sonne, der erste, weil Hitze seine Beine anschwellen ließ, der zweite, weil er ein schwaches Herz hatte. So hielt der Herrscher des Reichs nur eine kurze Rede.
»Ihr Leute von Auaris! Infame Verbrecher haben versucht, unsere Ordnung umzustürzen. Sie werden vor euren Augen ihr armseliges Leben aushauchen, und das gleiche Schicksal werden all jene erleben, die es wagen, ihrem schändlichen Beispiel zu folgen. Gehorcht mir, und ihr habt nichts zu befürchten!«
Auf ein Signal der Offiziere hin klatschte das Volk von neuem Beifall, und Apophis zog sich zurück. Eine Kohorte von Scharfrichtern mit frisch geschärften Äxten trat auf den Plan.
Es war der Bucklige, der zuerst enthauptet wurde. Sein mit verstümmeltem Mund
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