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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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kontrollieren alle Provinzen des Nordens, sie haben Memphis besetzt, das wirtschaftliche Zentrum des Landes, und sie haben bei Hermopolis eine Zollstation errichtet.«
    »Ist die heilige Stadt Abydos in ihre Hände gefallen?«
    »Das ist anzunehmen, Prinzessin. Und noch schlimmer: Die Stadt Koptos, vierzig Kilometer nördlich von Theben, ist nicht mehr sicher. In Gebelein, dreißig Kilometer im Süden, haben die Hyksos eine neue Festung gebaut.«
    »Anders gesagt«, stellte Ahotep fest, »wir sind umzingelt. Aber ist Edfu, weiter im Süden, nicht ein treuer Verbündeter?«
    »Fürst Emheb ist tatsächlich ein Mann, der sein Wort hält; aber ist er noch am Leben? Was Elephantine betrifft, Hauptstadt der ersten Provinz Oberägyptens und direkt an der Grenze zu Nubien gelegen, so steht sie bereits unter der Kuratel des Feindes.«
    »Die Nubier sind bedingungslose Anhänger der Hyksos«, fügte Teti die Kleine hinzu, »und so weiten unsere Feinde ihr Gebiet immer mehr aus. Wir erhalten kein Gold mehr aus Nubien, keine Zedern und kein Pinienholz mehr aus dem Libanon, wir sind nicht mehr in der Lage, Handelsexpeditionen auszurüsten, und wir haben keinen Zugang mehr zu den Steinbrüchen, weil der gesamte Verkehr und alle Straßen sich in der Hand der Hyksos befinden.«
    »Es gibt also überhaupt keine Provinz mehr, die zu Theben steht?«, fragte Ahotep.
    »Die Theben treuen Provinzen sind in kleine Fürstentümer zersplittert«, erklärte Qaris, »und jeder örtliche Machthaber untersteht dem Befehl eines Hyksosoffiziers mit seiner Miliz. Apophis ist es gelungen, ein Spinnennetz zu weben, in dem noch die kleinste Ortschaft gefangen ist.«
    »Theben ist zum Tode verurteilt«, schloss die Königin. »Die Stadt wird ersticken … falls Apophis es nicht doch vorzieht, sie mit seinem Absatz zu zermalmen.«
    »Besitzen wir nicht immerhin noch eine intakte Landwirtschaft?«
    »Verwaltung und Verteilung sind in einem so erbärmlichen Zustand, dass wir bald hungers sterben werden … Und niemand ist fähig, diesem immer schneller werdenden Abstieg Einhalt zu gebieten.«
    Die Königin und ihre Tochter hörten diesen Worten schweigend zu.
    »Bis heute habe ich noch eine kleine Hoffnung gehabt«, begann Qaris von neuem. »Doch gerade ist unsere letzte Widerstandsgruppe vernichtet worden, und wir verfügen jetzt über keinerlei Informationen mehr. Wie kann man kämpfen, wenn man taub und blind ist?«
    »Das ist das Ende«, sagte Teti die Kleine, und der Haushofmeister bestätigte ihr Urteil mit einem Kopfnicken.
    Ahotep ging langsam um das Modell herum.
    »Es ist das Ende unserer Untätigkeit«, sagte sie. »Nur weil wir noch nichts versucht haben, sind wir in Gefahr zu verschwinden.«
    »Die Realität, Prinzessin …«
    »Die Realität, Qaris – wir kennen sie nicht! Wenigstens nicht jeden ihrer Aspekte … Unsere Informationen sind unvollständig, und ich kann nicht glauben, dass wirklich jeder Widerstand ausgelöscht ist. Vielleicht gibt es doch irgendwo noch eine Gruppe. Mit ihr müssen wir Kontakt aufnehmen. Aber vor allem brauchen wir jetzt das Zepter der Macht.«

11
    T eti die Kleine wurde aschfahl. »Ahotep … du willst die Göttin Mut doch nicht noch einmal herausfordern?«
    »Ich habe keine Wahl, Mutter.«
    »Sie wird dir ihr Zepter niemals geben! Diesmal wird ihr Feuer dich vernichten, sei dessen gewiss!«
    »Besser so zu sterben, als untätig und feige auf das Ende zu warten.«
    »Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit«, meldete sich Qaris zu Wort.
    Ahoteps Miene hellte sich auf. »Woran denkst du?«
    »Nur Götter können das Zepter der Macht handhaben … Aber es gibt eine Ausnahme: den blinden Landvermesser, der nach dem alljährlichen Hochwasser die Grenzsteine wieder an ihren richtigen Platz setzt. Da er als Ausleger des göttlichen Rechts handelt und keinen Menschen bevorzugen oder benachteiligen darf, hat er das Recht, einen Stab in Form des heiligen Zepters mit sich zu führen … Doch ob dieser auch dessen heilige Eigenschaften besitzt …?«
    »Wo ist dieser Mann zu finden?«
    »Ich weiß es nicht, Prinzessin. Seit einigen Jahren schon versieht er sein Amt nicht mehr. Deshalb häufen sich auch die Grenzstreitigkeiten. Heutzutage siegt der Starke über den Schwachen und die Lüge triumphiert im ganzen Land.«
    »Hör auf zu jammern, Qaris! Welcher Verwaltungseinheit unterstand er?«
    »Dem Katasteramt.«
    »Gut. Gehen wir also dorthin.«
    Die Gebäude des Katasteramts, nicht weit vom Tempel von

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