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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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den Palast von Theben beschreiben können, und du musst den Anfang der Erzählung des Sinuhe schreiben können, die du sicher mit deinem Hofmeister gelesen hast.«
    »Löse meine Fesseln, und ich werde das alles tun.«
    »Ich muss dich zuerst durchsuchen.«
    »Wenn du es wagst, mich zu berühren, wirst du es bereuen!« Überwältigt von Ahoteps Kühnheit und Selbstsicherheit, nahm sich Titi ihre Warnung zu Herzen.
    »Gut, beschreib mir den Palast.«
    Die Prinzessin fügte sich.
    »Wie heißt der Haushofmeister?«
    »Qaris.«
    Der Stadtvorsteher machte die Fesseln los, gab der jungen Frau dann ein Papyrusblatt und ein Schreibrohr.
    Mit feinen, schnellen und präzisen Zügen zeichnete Ahotep die Hieroglyphen, die den Beginn des berühmten Sinuhe bildeten. Dieser Abenteuerroman erzählte die Flucht eines Hofbeamten, der fürchtete, zu Unrecht der Mittäterschaft an einer Verschwörung gegen seinen König angeklagt zu werden.
    »Wir sollten uns an einen angenehmeren Ort begeben«, schlug Titi vor, als er Ahoteps Zeichen gelesen hatte.
    »Lass sofort meinen Gefährten frei!«, forderte die Prinzessin vorab.
    »Die Soldaten werden seine Zelle aufschließen und ihm zu essen geben.«
    Der alte Palast von Koptos war verfallen. Seit langem hatte sich kein Pharao mehr in der Stadt aufgehalten, und man hatte es nicht für nötig befunden, die leeren Zimmer instand zu setzen.
    Der Stadtvorsteher begnügte sich mit einem kleinen Audienzsaal mit zwei Säulen, einem Amtszimmer und einem Schlafraum, dessen Fenster auf den Hof gingen, wo die Wachen biwakierten. Das geschmackvolle Mobiliar stammte noch aus der glücklichen und wohlhabenden 12. Dynastie – Stühle und Sessel in strengen Formen, elegante niedrige Tische, raffinierte Lampenständer.
    »Ich bin tief bewegt, dass ich die Ehre habe, unserer letzten Prinzessin leibhaftig zu begegnen«, erklärte Titi, während er frisches Bier in zwei Becher goss. »Tatsächlich habe ich zwar gehört, dass man Euren Namen nannte, aber ich habe immer daran gezweifelt, dass Ihr wirklich existiert. Vergebt mir die miserable Qualität dieses Gebräus. Die besten Brauer der Stadt müssen für die Eroberer arbeiten.«
    »Ist Koptos von den Hyksos besetzt?«
    »Sie geben sich mit regelmäßigen Inspektionstouren zufrieden, weil es mir gelungen ist, sie glauben zu lassen, dass ich in größter Treue zu ihnen stehe. Aber sie sind nicht so dumm, dass sie mir unbedingtes Vertrauen entgegenbringen. Deshalb organisieren sie selbst die Reisen in die Wüste, ohne mich an der Ausbeute der Unternehmungen teilhaben zu lassen. Ich darf nicht einmal einen Blick auf die gesammelten Steine werfen! Und ich fürchte, dass Koptos wie die meisten wichtigen Städte des Landes bald zur Garnisonsstadt herabsinken wird. Die Märkte sterben, und die Leute haben kaum genug zu essen. Dank meiner guten Verbindungen zum Hyksosreich erhalte ich noch in ausreichendem Maße Getreide – doch wie lange wird das noch dauern?«
    »Hast du dafür gesorgt, dass sich Widerstandsgruppen bilden können?«
    »Unmöglich, Prinzessin. Überall sind Spitzel, selbst in diesem Palast. Letzten Monat sind zehn Bauern, denen man pro-thebanische Umtriebe zur Last legte, enthauptet worden. Die Barbarei hat die Menschen entsetzt und erschreckt, und keiner hat mehr Lust, den Helden zu spielen. Alles was ich tun kann, ist, Freundschaft mit den Eroberern zu heucheln und damit dem Volk noch Schlimmeres zu ersparen. Im letzten Jahr konnten wir so noch einmal das große Fest des Min feiern, doch nur im Geheimen, im Inneren des Tempels und mit nur wenigen Priestern, die Stillschweigen bewahren können. Diese kurzen Stunden haben uns die Hoffnung zurückgegeben, eines Tages unsere Traditionen Wiederaufleben zu sehen, auch wenn der Tag noch in weiter Ferne liegt – und doch ist die Hoffnung so schnell wieder enttäuscht worden … Jeden Tag wird die Besatzung drückender.«
    »Gerade deshalb darf man nicht untätig bleiben«, sagte Ahotep mit Entschiedenheit.
    »Was schlagt Ihr vor, Prinzessin?«
    »Theben wird sein Haupt erheben, und die anderen Städte werden folgen.«
    »Theben … Aber über welche militärischen Mittel verfügt Ihr?«
    »Es scheinen wirklich lächerlich geringe Mittel zu sein, denn unsere Truppen haben keinen Kampfgeist … Doch die Lage wird sich ändern, dessen sei gewiss! Ich bin davon überzeugt, dass es uns nicht an tapferen Männern fehlt, man muss sie nur dazu bringen, dass sie sich mit ihrem ganzen Feuer in den Kampf

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