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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Euch verteidigen bis zum bitteren Ende, wie ich es versprochen habe, weil … weil ich Euch liebe.«
    Ein gelb-orangefarbener Schmetterling mit schwarzem, weiß gepunktetem Kopf ließ sich auf Ahoteps Stirn nieder.
    Die Soldaten waren nur noch ein paar Schritte weit entfernt.
    Ahotep nahm zärtlich Seqens Hand, und er fühlte sich plötzlich wie entrückt. Er vergaß die drohende Gefahr und schloss die Augen, um sich ganz diesem unerhofften Moment hinzugeben.
    Nach einem kurzen Wortwechsel drehten sich die beiden Hyksos um und machten kehrt.
    »So ein Schmetterling heißt ›Monarch‹«, sagte Ahotep. »Die Vögel lassen ihn in Ruhe und fressen ihn nicht. Als er sich auf mir niederließ, hat er mich vor der Entdeckung bewahrt!«
    Nachdem sie einer so großen Gefahr entgangen waren, küssten sich die beiden jungen Leute der Sitte entsprechend viermal den Handrücken. Sie blieben nebeneinander sitzen, bis die Sonne sank und alle Hyksossoldaten in die Festung zurückkehrten.
    »Weißt du eigentlich, was du da gesagt hast, Seqen?«
    Mit einem Mut, den er selbst nicht für möglich gehalten hatte, nahm der junge Mann noch einmal die Hand der Prinzessin.
    »Was ich für Euch empfinde, ist stärker als alle Sonnen. Es ist ein Gefühl, das aufregend und überschäumend ist wie der frühe Morgen, feurig heiß wie der Mittag und sanft wie der Abend. Schon vom ersten Moment an, da ich Euch sah, habe ich Euch geliebt.«
    »Liebe … Ist es denn möglich zu lieben, wenn Ägypten tausend Tode stirbt?«
    »Werden wir ohne Liebe die Kraft haben, bis zum Tod zu kämpfen? Ich kämpfe für mein Land, aber auch für Euch.«
    »Lass uns von hier fortgehen«, sagte die Prinzessin entschieden.
    Nordwind setzte seine Hufe so behutsam auf, dass sie keinen Lärm machten.
    Ahotep und Seqen wanderten mit geschärften Sinnen weiter. Sie waren sich bewusst, dass sie jeden Augenblick einer Hyksospatrouille oder einer Gruppe von Bauern begegnen konnten, die sich von ihnen bedroht fühlen und sie angreifen konnten, ohne sich darum zu kümmern, um wen es sich bei den Angegriffenen handelte. Aber sie mussten sich auch vor Schlangen fürchten, die ihnen zu nahe kamen.
    Immer wieder blieb der Esel lauschend und witternd stehen.
    Seqens Nerven lagen blank, aber er fühlte sich fähig, gegen Riesen zu kämpfen, um das Leben der Prinzessin zu retten. Und er gab sich selbst das Versprechen, unermüdlich seine Kräfte zu stählen und der beste Soldat Ägyptens zu werden – falls er mit heiler Haut nach Theben zurückkam.
    Endlich sahen sie die ersten Hütten der Amunstadt vor sich.
    Trotz seiner Angst bedauerte es Seqen, dass die Reise nicht noch länger dauerte. Er hatte mit Ahotep gelebt und war ihr sehr nah gekommen, und er durfte nicht hoffen, dass ihm dieses Privileg je wieder gewährt wurde. Was für eine Verrücktheit war es gewesen, dass er, ein einfacher Mann aus dem Volk, einer Prinzessin seine Gefühle gestanden hatte! Diese Unverschämtheit würde zweifellos damit bestraft werden, dass sie ihn aus dem Palast jagte!
    Im fließenden Licht des Mondes war Ahotep von einer geradezu göttlichen Schönheit.
    Die Wachen der königlichen Residenz salutierten vor ihr.
    »Füttere Nordwind und geh schlafen«, sagte sie zu Seqen. »Ich muss mich zurückziehen, um nachzudenken.«

18
    D er Afghane und seine rechte Hand, der Schnauzbart, warfen die Trauben in den Bottich und schwangen sich dann hinein, um sie zu treten. Aus einer seitlichen Öffnung begann Saft herauszufließen, und ein Weinbauer, Mitglied ihrer Gruppe, fing ihn in einem Tonkrug auf.
    Die kleine Widerstandsgruppe hatte Auaris verlassen, weil die Kontrollen so streng geworden waren, dass es unmöglich geworden war, ein Treffen zu organisieren, ohne möglicherweise verraten und sofort festgenommen zu werden. Der Afghane hatte dennoch in jedem Viertel einige Informanten zurückgelassen, mit denen er – in unregelmäßigen Abständen, um nicht die Aufmerksamkeit der Ordnungshüter auf sich zu ziehen – Kontakt aufnahm.
    Khamudi und seine Schergen hielten die Hauptstadt in eisernem Griff, und fast alle Ägypter, die zu einem Sklavendasein verurteilt waren, hatten die Hoffnung auf Veränderung aufgegeben. Doch es gab noch ein paar wenige, die nicht kapitulieren wollten.
    Auf den Feldern des Deltas war die Grausamkeit der Besatzung nicht minder deutlich spürbar, doch die Bauern erwiesen sich als schwerer zu unterwerfen als die Stadtbewohner. Der Afghane staunte über ihre trotzige

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