Die Königin von Theben
Beharrlichkeit, ihren unerschütterlichen Willen, sich der Tyrannei zu widersetzen. Leider waren sie keine Soldaten und stellten gegenüber den gut ausgerüsteten Hyksos nur eine recht armselige Streitmacht dar.
Den Mitgliedern seiner Widerstandsgruppe sagte er immer wieder, die einzig vernünftige Strategie sei Geduld, gepaart mit nie nachlassender Wachsamkeit. Nach und nach musste man bei den Dorfvorstehern und den Kleinbauern Überzeugungsarbeit leisten, man musste jeden Kandidaten für den Widerstand auf Herz und Nieren prüfen und höllisch aufpassen, dass es sich nicht um einen Hyksosspion handelte, der vorhatte, ihre Gruppe zu unterwandern.
Der Afghane gab kleinen, wendig operierenden Gruppen mit festem Zusammenhalt den Vorzug.
Vor allem galt es, so viele Hyksosinformanten wie möglich auszuschalten, damit der König allmählich taub und blind wurde.
»Der Wein wird ausgezeichnet werden«, prophezeite der Schnauzbart. »Wie schade! Fast die ganze Produktion wird an die Besatzer und die Exporteure gehen. Die Ägypter werden zu Zwangsarbeit verurteilt, müssen jeden Tag mehr produzieren und bleiben selbst hungrig!«
»Beklag dich nicht, mein Freund.«
»Apophis hat sich zum Pharao gekrönt, er ist nie mächtiger gewesen! Sein Reich wächst, und seine Armee wird immer stärker.«
»Daran ist nicht zu rütteln.«
»Wie kannst du angesichts dieser Tatsachen deine unerschütterliche Haltung bewahren?«
»Wenn ich meinen Reichtum wiedergewinnen und zwischen meinem Land und Ägypten normale Handelsbeziehungen wieder aufbauen will, gibt es keinen anderen Weg als zu versuchen, die Hyksos zu schlagen. Und ich bin störrischer als jeder Esel.«
»Im tiefsten Innern weißt du, dass wir nicht die geringste Chance haben.«
»Das ist eine Frage, die ich mir nicht stelle, und du solltest es genauso halten. Ist unser Mann eingetroffen?«
»Er hat gerade die Säcke gebracht.«
»Könnte ein brauchbares neues Mitglied werden, oder?«
»Und ob! Er ist Eigentümer von drei Booten, zweihundert Rindern und einem Palmenhain, und über hundertfünfzig Bauern arbeiten für ihn und gehorchen ihm aufs Wort. Er bietet uns einen sicheren Unterschlupf und eine Schmiede, wo wir Waffen herstellen können.«
Der Afghane und der Schnauzbart stiegen aus der Kelter. Der Ägypter konnte sich das Vergnügen nicht versagen, von dem Traubensaft zu kosten, während sein Gefährte sich säuberte.
Nicht weit davon stand ein Bottich bereit, der den nach einer traditionellen Technik in Säcken gepressten Most aufnehmen sollte.
Das zukünftige Mitglied ihrer Gruppe war ein etwa sechzigjähriger Mann mit weißem Haar und Ehrfurcht einflößendem Gesicht.
»Bist du der Afghane?«
»Ja, der bin ich.«
»Du bist fremd hier und bist der Anführer einer Widerstandsgruppe!«
»Hast du etwas dagegen?«
»Ich bedaure es, dass von uns keiner den Mut dazu aufbringt … Weißt du, was du aufs Spiel setzt?«
»Es gibt nichts Schlimmeres als Armut und Entwürdigung. In meinem Land war ich ein reicher und angesehener Mann. Wegen der Hyksos habe ich alles verloren. Ich werde mir das Verlorene mit Zins und Zinseszins zurückholen.«
»Ist der Gegner nicht zu stark für dich?«
»Man merkt, dass du die Afghanen nicht kennst! Niemand hat sie je besiegt, und niemand wird sie je unterjochen. Also … Wir sollten weiterarbeiten. Der Ort ist anscheinend sicher, aber ich bin vorsichtig.«
Der Schnauzbart hängte einen mit Trauben gefüllten Sack zwischen zwei Stangen auf.
»Was machen wir jetzt?«, fragte der Afghane.
»Wir legen die Stangen überkreuz und drehen sie über dem Bottich.«
»Wir müssen darauf achten, sie immer im richtigen Abstand zueinander zu halten«, präzisierte der weißhaarige Mann. »Ich habe mich mit diesen Sachen schon lange nicht mehr vergnügt … Wir werden aussehen wie drei richtige Weinbauern.«
Geschickt kletterte er die Stangen hoch, die von den beiden anderen Männern gehalten wurden, und schob ihre Spitzen auseinander, während er sich mit seinen kräftigen Füßen im Gleichgewicht hielt.
»Jetzt könnt ihr anfangen, sie zu drehen! Der Sack wird ausgepresst und filtert den Most, der herausfließt.«
Der Afghane war noch ein wenig ungeschickt, aber er lernte von seinem Gefährten.
»Und du«, fragte er den Ägypter, »weißt du, wie groß das Risiko ist, das du auf dich nimmst? Du gehörst zu den angesehenen Persönlichkeiten des Landes, die Besatzer dulden dich, und doch willst du dich auf ein Abenteuer
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