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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Gewand war die Prinzessin dabei, Hymnen zu lesen, die von weisen Männern verfasst waren. Die königlichen Insignien darin wurden als lebendige Wesen betrachtet, deren inneres Feuer in der Lage war, die Kräfte der Finsternis zu besiegen.
    »Ich bringe Euch Lächler zurück«, erklärte Seqen mit düsterer Miene. »Gebt Ihr mir die Erlaubnis, in Theben zu bleiben?«
    Ahoteps Blick blieb auf den Papyrus geheftet.
    »Haben sich deine Gefühle geändert?«
    »Meine Gefühle …«
    »Hast du in dieser langen Nacht deine absurden Erklärungen vergessen?«
    »Nein, bestimmt nicht!«
    »Du hättest nachdenken und erkennen sollen, dass du von einem Trugbild genarrt wurdest.«
    »Ihr seid kein Trugbild, Prinzessin, sondern die Frau, die ich liebe.«
    »Bist du dessen sicher?«
    »Ich schwöre es beim Leben des Pharaos!«
    »Es gibt keinen Pharao mehr, Seqen.«
    »Die ewigen Bewohner des Himmels sind Zeugen meiner Aufrichtigkeit.«
    Ahotep legte den Papyrus auf ein niedriges Tischchen und sah dem jungen Mann in die Augen. »Heute Nacht habe ich nicht geschlafen, weil ich unaufhörlich an dich denken musste«, bekannte sie. »Du hast mir gefehlt.«
    Seqens Herz klopfte so heftig, dass es zu zerspringen drohte.
    »Aber dann … Es ist möglich, dass ich dich liebe … Aber eine Heirat ist eine viel ernstere Sache. Hast du schon einmal ein Mädchen gekannt?«
    »Nein, Ahotep.«
    »Und ich habe noch nie einen Mann berührt. Bist du in der Lage, einer Prinzessin das Jungfrauengeschenk darzubringen, das heißt Betten, Stühle, Truhen, Schmuckdosen und Schminkbüchsen, Armbänder und Ringe, wertvolle Vasen und erstklassige Stoffe, die ihr bei ihrem Tod als Leichentücher dienen?«
    Seqen war bestürzt. »Ihr wisst sehr wohl, dass ich das nicht kann.«
    »Dann eben nicht. Ich komme auch ohne das alles aus. Meine Mutter wird protestieren, aber ich werde sie schon überzeugen. Was ich von meinem zukünftigen Gatten erwarte, ist Folgendes: Er soll nicht habgierig sein und nicht eitel, nicht dumm, nicht falsch, nicht kleinlich, er soll es sich im Leben nicht zu bequem machen, und er soll sich der Stimme der Götter nicht verschließen.«
    »Ich werde bestimmt mein Möglichstes tun, aber ich weiß nicht, ob …«
    »Du bemühst dich, das zählt. Kommen wir jetzt zum Wichtigeren: Ich will zwei Söhne, so schnell wie möglich. Der Kampf gegen die Hyksos wird lange dauern, und ich werde die Liebe zu ihrem Land und den Wunsch, es zu befreien, in ihre Herzen pflanzen. Wenn wir nicht mehr da sind, du und ich, werden sie unseren Kampf fortsetzen.«
    Seqen lächelte. »Ich akzeptiere alle Eure Bedingungen.«
    Ihre Lippen näherten sich.
    »Ich bin keine Frau wie alle anderen, Seqen, und es ist mir untersagt, ein gewöhnlicher Mensch zu sein … Selbst wenn wir miteinander glücklich sind, werden wir immer ein stürmisches Leben haben.«
    »Ihr habt mir schon beigebracht, ein Mann zu sein, der nicht ist wie alle anderen. Ich bin zu jedem Opfer bereit, um mit Euch zusammen zu leben.«
    Sie küssten sich zum ersten Mal, zögernd zunächst, dann immer feuriger.
    Seqens zitternde Hände glitten unter dem Gewand über Ahoteps makellosen Körper, wagten es, ihre duftende Haut zu berühren und zu streicheln, was sie aus ihrem tiefsten Inneren heraus erschauern ließ.
    Sie, die stolze und hochfahrende Kämpferin, ergab sich mit vollem Herzen diesem Liebenden, der die Gesten der Leidenschaft neu erfand.
    Und sie gaben sich einander hin und vergaßen alles, was ihrem Begehren nicht genügte.
    Trotz eines leichten Unwohlseins empfing Teti die Kleine ihre Tochter im Beisein von Qaris, dem Haushofmeister.
    »Du hast noch nie so strahlend ausgesehen, Ahotep … Bringst du gute Nachrichten mit?«
    »Leider nein, Majestät. In Gebelein ist eine Festung gebaut worden, die uneinnehmbar scheint, auf dem Nil fahren die Kriegsschiffe der Hyksos, ohne von irgendjemandem daran gehindert zu werden, und die Felder der Thebais genießen keinerlei militärischen Schutz.«
    »Wart Ihr in Koptos?«, fragte Qaris.
    »Ich habe den Stadtvorsteher getroffen.«
    »Titi?«
    »Ja. Ein merkwürdiger Mann, ziemlich desillusioniert, aber ich hoffe, ich habe ihm die Lust zu kämpfen wiedergegeben.«
    »Er ist einer unserer treuesten Verbündeten«, erklärte der Haushofmeister, »aber seine Widerstandsgruppen sind zerstört worden, und Titi ist der Todesstrafe nur dadurch entgangen, dass er sich zum treuen Vasallen des Hyksoskönigs erklärte.«
    »Glaubst du, er ist fähig, mich

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