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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Amtes, König von Unter- und Oberägypten. Sei Baumeister, Gesetzgeber, Krieger und Befruchter der Erde in einer Person. Verbreite das schöpferische Feuer, das uns leben lässt, und das zerstörerische Feuer, das unsere Feinde vernichtet. Sei Damm und Schutzwall, sei der luftige Saal im Sommer, das warme Zimmer im Winter. Lass Maat regieren, bekämpfe Ungerechtigkeit und Tyrannei!«
    Der Hohepriester entrollte den Papyrus, der, gemäß den Schriften des Gottes Thoth, eine neue Regentschaft verkündete.
    Teti die Kleine und Ahotep magnetisierten den jungen Pharao durch Zaubersprüche, die ihm die Energie einflößten, die notwendig war, um das in seinem Namen enthaltene Regierungsprogramm zu erfüllen: Seqen heißt ›Tapferkeit‹ und ›Eignung zum Sieg‹.
    »Der Pharao ist auferstanden«, erklärte Teti die Kleine, »doch das Geheimnis muss gewahrt bleiben, bis Theben wieder sicher ist.«
    »Alles hat sich geändert«, sagte der Hohepriester, zu Tränen gerührt. »Alles hat sich geändert, denn es gibt wieder ein königliches Paar in Ägypten. Und es wird uns die Kraft geben, uns endlich wieder aufzurichten, wie es unserem Land gebührt.«

25
    E s gab keinen Grund, übermütig zu werden, doch die Ergebnisse der letzten Wochen gaben auch den Niedergedrücktesten die Lebensfreude zurück.
    In Auaris war kein Mitglied des Widerstands festgenommen worden. Diejenigen, die in der Hauptstadt geblieben waren, um Informationen zu sammeln, mussten mit ungeheurer Umsicht vorgehen, doch das Netz, das der Schnauzbart, argwöhnischer als eine Raubkatze, geknüpft hatte, erwies sich als äußerst tragfähig. Nachdem man sich von allen zweifelhaften Elementen befreit hatte, wurden Pass- und Geheimwörter häufig geändert.
    Auch in Memphis gab es bessere Aussichten. Etliche Hyksosspitzel waren identifiziert und enttarnt worden, und die kleinen Widerstandszellen erwiesen sich als sehr zuverlässig und schlagkräftig. Sie hatten keine Waffen, keine Strategie und keine Führer, doch sie sprachen von der Zukunft und waren davon überzeugt, dass die Freiheit nicht endgültig tot war.
    Der Afghane verfuhr nach seiner bewährten Methode: den Hyksoskönig seiner Augen und Ohren zu berauben. Sobald ein Hyksosspion ausgemacht worden war, legte er mit zwei, drei Genossen einen Hinterhalt, und man entledigte sich des gefährlichen Eindringlings. Er war vorsichtig genug, um sich bei seinen Operationen Zeit zu lassen und beim geringsten Zweifel die Taktik zu verändern; und er ging stets mit äußerster Sorgfalt vor und hinterließ bei seinen Aktionen nicht die geringste Spur. Auch der Schnauzbart, der eher zur Ungeduld neigte, musste der mühsamen Kleinarbeit des Afghanen schließlich Anerkennung zollen.
    Dank der erreichten Fortschritte hatte sich der Kopf des Widerstands im Herzen der Stadt einnisten können, in der Nähe des großen Tempels des Gottes Ptah. Der Afghane, der Schnauzbart und ihre Offiziere bewohnten ein altes, zweistöckiges Haus, das von Schreinerwerkstätten umgeben war.
    Wenn die Ordnungshüter das Viertel durchsuchten, wurden die Aufständischen sofort gewarnt – entweder von einem Posten auf der Terrasse eines Hauses an der Ecke der Gasse, oder von einem alten Mann, der gegenüber Wache hielt und ihnen das verabredete Zeichen gab, indem er seinen Stock hob. Als letzte Schutzmaßnahme gab es einen Hund, der bei Gefahr auf eine bestimmte Weise bellte.
    Trotz ständiger Überwachung war es dem Widerstand gelungen, sich auszubreiten. Die Bevölkerung von Memphis, die täglich mehr litt, hasste die Hyksos. Die meisten hatten zu große Angst, um sich aufzulehnen, doch jeder war dazu bereit, denen zu helfen, die sich der Freiheit verschrieben hatten. Es gab bei Jung und Alt Angebote, sich einzusetzen; doch welche davon würden sich als wirklich verlässlich erweisen?
    »Ein Ptah-Priester wünscht uns zu sprechen«, sagte der Schnauzbart.
    »Wer hat ihn empfohlen?«
    »Ein Bäcker vom Tempel. Sehr sicherer Kontakt.«
    »Hast du diesen Priester beschatten lassen?«
    »Natürlich.«
    »Der Bäcker soll ihn in die erste Gasse nördlich des Tempels bestellen. Ich werde auf ihn zugehen, du versteckst dich mit zwei von unseren Männern. Bei der geringsten Ungereimtheit – töte diesen Priester. Wenn zu viele Hyksos in der Nähe sind – mach dich aus dem Staub.«
    »Ich lasse dich nicht allein.«
    »Wenn es ein Hinterhalt ist, musst du es tun.«
    Obwohl er nichts Besonderes wahrnehmen konnte, blieb der Afghane auf der Hut. Er

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