Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
kehrte um, entfernte sich scheinbar und ging dann zurück zu dem Mann, der mit geschlossenen Augen auf einem Schemel saß.
    »Bist du das, der Priester?«
    »Dreieinig sind alle Götter. Kennst du die Wüste?«
    »Ich liebe nur unsere schwarze Erde.«
    Die Geheimwörter waren in der korrekten Weise ausgetauscht worden. Der Afghane setzte sich zur Linken des Ägypters, der ihm feine Zwiebeln zum Knabbern anbot.
    »Was hast du uns vorzuschlagen, Priester?«
    »Einen Aufstand der Nordstadt und eines Großteils der Hafenarbeiter. Wir dringen in das Arsenal ein, holen uns eine ausreichende Zahl von Waffen und entern dann mehrere Hyksosschiffe.«
    »Sehr riskant … Selbst wenn es gelingt, wird es ein Blutbad geben.«
    »Dessen bin ich mir bewusst.«
    »Wer wird den Befehl haben?«
    »Der Hohepriester des Ptah persönlich. Er braucht die Unterstützung deiner Gruppen, um die Hyksossoldaten zu beseitigen, die das Arsenal bewachen, und um in der Südstadt Unruhen zu provozieren. Die Hyksos werden sehr viele Kräfte dort bündeln, während wir den Hafen angreifen.«
    »Wir laufen Gefahr, aufgerieben zu werden.«
    »Das wird so oder so passieren, irgendwann … Unsere Chancen, Memphis wieder zu erobern, stehen eins zu tausend, und doch sollte man es wenigstens versuchen.«
    »Du hast Recht, Priester. Zeitpunkt der Operation?«
    »In drei Tagen, wenn es dämmert.«
    »Ich werde schon heute Abend die wichtigsten Mitglieder unserer Gruppen zusammentrommeln. Wir treffen uns morgen, bei Tagesanbruch, hier, und ich werde dir unseren Plan mitteilen.«
    Im Haus der Aufständischen war die Nacht lang gewesen und voller Enthusiasmus. Allen Vorsichtsmahnungen des Afghanen und des Schnauzbarts zum Trotz konnten es die Männer nicht erwarten, sich mit den Hyksos zu schlagen und ihnen eine schmähliche Niederlage beizubringen. Der Entschluss des Hohepriesters war von größter Bedeutung, denn die anderen Diener der Götter würden es ihm nachtun, und so würde sich der Aufstand vielleicht schon bald über das ganze Land hin ausdehnen.
    Der Schnauzbart bemühte sich, einen kühlen Kopf zu bewahren. Minutiös arbeitete er aus, wie sie vorgehen mussten, um die Wachen des Arsenals am besten abzulenken und unschädlich zu machen. Dabei musste er immer wieder jene Vorwitzigen in die Schranken weisen, die schon vor sich sahen, wie sie Apophis selbst das Schwert in den Leib rammten. Am Ende ordneten sich aber alle den strengen Befehlen unter und gingen voller Hoffnung auseinander.
    »Lass uns ein bisschen auf die Terrasse gehen und ausruhen«, sagte der Afghane.
    Im Osten rötete sich der Himmel, und nur ein paar Wölkchen verzögerten noch den erneuerten Triumph der auferstandenen Sonne.
    »Ich sehe den Posten an der Ecke nicht«, bemerkte der Afghane.
    Der Schnauzbart beugte sich nach vorn. »Der Alte ist auch nicht da … Sie sind schlafen gegangen.«
    »Die beiden auf einmal? Das ist gegen die Sicherheitsvorschriften!«
    Gebell zerriss die Stille.
    Gleich darauf ertönte der Schmerzenslaut des Hundes, dem der Kopf zerschmettert wurde.
    »Sie haben den Hund getötet und die Wachen … Hauen wir ab, Schnauzbart, wir sind verraten worden! Nein, nicht durch die Gasse … Wir können nur noch über die Dächer.«
    Admiral Jannas hatte sich entschlossen, im Morgengrauen anzugreifen, wenn die Priester die ersten Kulthandlungen vollzogen, in deren Verlauf sie einen Pharao anriefen, den sie nicht mit Apophis gleichsetzten. Da der Klerus aus hartnäckigen Abtrünnigen bestand und viele dieser Priester die Umstürzler auch noch unterstützten, würde die beste Lösung darin bestehen, ihnen das Rückgrat zu brechen.
    Jannas meinte, dass Festnahmen und die Schließung der Tempel genügten, aber Khamudi, Sprecher des Königs, hatte noch mehr verlangt: Tötung der Priester und Zerstörung der heiligen Standbilder der alten Hauptstadt.
    Ohne zu wissen warum, hatte dieser Befehl den Admiral schockiert. War er als Hyksoskrieger nicht an die Aufgabe gewöhnt, Schrecken und Verzweiflung in die Welt zu bringen? Vielleicht hatten allzu einfache Siege und das angenehme Leben in Ägypten seine Moral untergraben. Auch das Verhalten Khamudis den weiblichen Sklaven gegenüber hätte ihn nicht so vor den Kopf stoßen sollen, wie es geschehen war.
    Wenn er dem stolzen Memphis erst einmal den Kopf zurechtgerückt hätte, würden all diese merkwürdigen Gedanken verschwinden.
    »Admiral, wie kann man die Hohepriester von ihren Gehilfen unterscheiden?«, fragte ihn ein

Weitere Kostenlose Bücher