Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
sie durch eine Beschwerde bei ihrem Meister zu verbessern gedachten.
    »Wir legen die Arbeit nieder«, entschied der Hitzkopf.
    »So weit werde ich nicht gehen«, verkündete der Magere. »Der Prinzessin ist zuzutrauen, dass sie uns die Ordnungskräfte auf den Hals hetzt.«
    »Wir legen die Arbeit nieder, weil wir keine Seife mehr haben. Also können wir auch nicht mehr richtig waschen.«
    »Das stimmt«, bekräftigte der Dicke.
    Der Ungeduldige verließ seinen Stapel mit schmutziger Frauenwäsche. Als Sprecher der Bediensteten gab er ihrem lebhaften Protest Ausdruck, während der Meister, der für die feinen Leinengewänder sorgen musste, aufmerksam zuhörte.
    »Alles nach Plan«, sagte er.
    »Wie … alles nach Plan … unser Protest?«
    »Aber nein, dass die Seife ausgeht.«
    »Wenn es so ist, werden wir die Arbeit nicht wieder aufnehmen!«
    »Ihr könnt euch ausruhen, bis neue Seife kommt. Ach! Da ist sie schon!«
    In gemächlichem Trab kam Nordwind heran. Er brachte den Wäschern die neue Seife, hergestellt aus Kalk und pflanzlichen Fetten.
    Der Esel war nicht allein. Direkt hinter ihm erschien Ahotep, prachtvoll anzusehen in ihrem hellgelben gefältelten Gewand.
    Bei ihrem Anblick stockte selbst dem Ungeduldigen der Atem.
    »Bei allen Göttern, wie schön sie sein kann!«, murmelte der Hitzkopf.
    Aus einem der Säcke, die der Esel trug, nahm Ahotep einen Krug.
    »Hier ist gutes Bier für euer Frühstück. Da der Palast mit eurer Arbeit zufrieden ist, wird euer Lohn aufgebessert. Außerdem erhält der Meister die Erlaubnis, Lehrlinge zu beschäftigen, sodass der Umfang der Arbeit erträglich bleibt.«
    Niemand hatte mehr Lust, Protest anzumelden.
    »Wir trinken auf Eure Gesundheit, Majestät«, versprach der Dicke, »und auf das des Kindes, das Ihr unter dem Herzen tragt!«
    Ahotep hatte dafür gesorgt, dass wieder strenge Hygieneregeln befolgt wurden. Für sie war das die Grundlage des bewaffneten Kampfes. Wenn der Schmutz gewann, würde das auch den Niedergang der Moral nach sich ziehen, Furcht und Faulheit würden in den Seelen Einzug halten. Tag für Tag musste jeder Thebaner seine Würde zurückgewinnen. Die Sauberkeit seines Körpers, seiner Kleidung und seiner Wohnung trugen viel dazu bei. Straßenreinigungstrupps, die die Stadt durchzogen, vervollständigten die Bemühungen jedes Einzelnen, und sehr schnell wurde sichtbar, dass eine Verwandlung stattgefunden hatte. Die Thebaner wohnten wieder in einer schönen Stadt.
    Dieser bescheidene Sieg über die Hoffnungslosigkeit gab ihrem Leben einen neuen Sinn. Statt Trübsal zu blasen, begannen sie wieder, miteinander zu sprechen und sich gegenseitig zu helfen.
    »Die Frauen machen sich wieder schön«, bemerkte Teti die Kleine.
    »Sehr gut!«, sagte Ahotep. »Auch ihre Schönheit wird den Wunsch nach Freiheit anfachen.«
    »Leider fehlt es uns oft an Kosmetika. Die Vorräte des Palasts sind fast erschöpft, und die Hersteller von Salben, Farben und Parfüms sind nach Edfu gezogen.«
    Edfu lag etwa hundert Kilometer südlich von Theben, im besetzten Gebiet …
    »Emheb war einer unserer treuesten Vasallen«, bemerkte Qaris. »Woher wissen wir, ob er noch lebt? Und wenn er noch lebt – hat er noch die Befehlsgewalt? Die Tauben können uns nur helfen, wenn wir wissen, wohin wir sie schicken sollen.«
    »Da gibt es nur eins: hinfahren und nachsehen.«
    »Du nicht, Ahotep!«, widersprach Teti.
    »Ein armer Fischer und seine schwangere Frau werden bei niemandem Argwohn erregen.«
    Der Kahn war bescheiden, das Segel geflickt, das Ruder schwer, doch der Nordwind blies stetig und ließ Seqen und Ahotep auf ihrem Weg nach Edfu schnell an Fahrt gewinnen.
    Der junge Pharao hatte sich verändert.
    Dank seines ausdauernden und intensiven Übens hatte der einst magere, schmächtige Junge eine geradezu athletische Statur bekommen.
    »Bist du bereit, Vater zu werden?«
    »Seit ich mit dir zusammen bin, bin ich bereit, jeden Kampf zu gewinnen.«
    Das junge Paar verbrachte eine beglückende Nacht in dem unbequemen Kahn, versteckt in einem Papyrusdickicht. Einige Stunden waren sie ganz für sich, und sie spürten, dass ihre Liebe, leidenschaftlich tobend wie ein Gewitter und zärtlich wie das Herbstlicht, ihnen eine Kraft gab, die allen Stürmen des Lebens gewachsen war.
    Als der Morgen graute, setzten sie ihre Fahrt fort.
    In der Nähe von Edfu befahl ihnen ein Kriegsschiff der Hyksos anzuhalten. Seqen holte das Segel ein und krümmte sich wie ein unterwürfiger

Weitere Kostenlose Bücher