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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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immer weiter aus, doch extreme Wachsamkeit war angebracht. Hier und da flackerte Widerstand auf, der von Khamudi stets mit größter Härte unterdrückt wurde. Überall im Land der Hyksos türmten sich Berge von Leichen getöteter Männer, Frauen, Kinder und Tiere. Auch wenn eine Provinz völlig befriedet schien, organisierte Khamudi in regelmäßigen Abständen Razzien. Der Anblick brennender Dörfer und gefolterter örtlicher Würdenträger dämpfte den Eifer möglicher Abtrünniger.
    »Wir sollten nicht vergessen, die Kreter zu überwachen, Majestät. Ich habe keine Beweise, aber es ist möglich, dass sie den Angriff auf unsere Schiffe finanziert haben. Alle meine Informanten sind alarmiert.«
    »Jannas' Flotte soll sich zum Auslaufen bereitmachen.«
    Khamudi stellte sich die Zerstörung der großen Insel schon genüsslich vor.
    »Hast du vom Einäugigen etwas gehört?«
    »Der kleine König scheint sich ruhig zu verhalten, Majestät. Aber ich bin überzeugt, er wird früher oder später über Theben herfallen. Die Beute ist zu verlockend.«
    »Zuerst muss er die Ordnungskräfte besiegen, die Edfu kontrollieren.«
    »Genau deshalb schicke ich ihnen keine Verstärkung«, fuhr Khamudi fort. »Edfu ist der letzte Riegel vor Theben. Wenn er ihn sprengt, wird Nedjeh glauben, er sei stärker als wir, die Hyksos, und uns dann den Krieg erklären. Wir vernichten ihn in der Schlacht um Theben, das wir ausradieren. Und wenn Theben von der Karte dieses Landes verschwunden ist, werden wir Nubien kolonisieren, wie es uns beliebt.«

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    I ch habe Angst«, sagte Mausgesicht.
    »Ich auch«, gab Schiefnase zu, »aber es gibt keine Gefahr. Du weißt, dass man uns an höchster Stelle deckt. Königin Teti ist verwirrt, ihre Tochter stirbt, und Theben liegt in den letzten Zügen. Wir holen uns, was zu holen ist, und machen uns aus dem Staub. Wirklich, es gibt nichts zu fürchten.«
    »Ja, schon, aber trotzdem … Ein Grab ausrauben … Ich habe Angst!«
    »Wir riskieren nichts, gar nichts! Hier, am Westufer von Theben, gibt es nur noch ein paar hungernde Bauern und gut versteckte Gräber, die sagenhafte Schätze enthalten. Stell dir nur vor, was wir dafür kriegen werden!«
    »Und wenn wir verhaftet werden?«
    »Unmöglich! Komm, wir sollten keine Zeit mehr verlieren.«
    Der Spitzel erwartete sie am Fuß eines Hügels.
    »Das beste Grab ist dort drüben«, sagte er und machte eine zögernde Handbewegung. »Habt ihr alles?«
    »Mach dir keine Sorgen und zeig es uns.«
    Die ersten Stufen der Treppe, die zur Grabstätte eines vornehmen Mannes führten, waren deutlich sichtbar.
    »Ich habe sie selbst freigelegt«, erklärte der Spitzel. »Mein Vater wusste, wo das Grab ist, und hatte dem Verstorbenen versprochen, es keinem Menschen zu verraten. Aber es sind jetzt so schwere Zeiten …«
    »Die Zeiten sind, wie sie sind. Gehen wir.«
    Mit kupfernen Bohrstangen durchbrachen Mausgesicht und Schiefnase eine niedrige Schutzmauer, gelangten in einen Gang und entzündeten eine Fackel. Die Tür der Gruft widerstand ihnen nicht lange, und sie drangen in die Grabkammer ein.
    Neben dem Sarkophag fanden sie Schemel und Truhen voller Schmuck, Kleidung, Sandalen und Toilettenartikel, die Schiefnase in Säcke stopfte.
    »Lass uns schnell abhauen«, sagte Mausgesicht. »Ich bin sicher, dass die Seele des Toten uns beobachtet.«
    »Wir haben noch das Wichtigste, den Sarkophag!«
    »Nein, das geht nicht!«
    »Sicher wird er ein goldenes Halsband enthalten und schöne Amulette … Wir werden reich sein!«
    Schiefnase zertrümmerte den Deckel des Sarkophags.
    Die Mumie war vollkommen erhalten. Auf ihrer Brust lag ein breiter Kragen aus getrockneten Blüten.
    Schiefnase machte sich an die Bandagen.
    Entsetzt wandte sich sein Komplize ab und lief wieder in den Gang hinein, um bei diesem gotteslästerlichen Akt nicht dabei sein zu müssen. Dann aber hörte er Freudenschreie und vergaß seine Gewissensbisse.
    »Amulette aus Gold, ein großer Skarabäus aus Lapislazuli und ein paar Ringe! Hilf mir, den Sack zu füllen!«
    Ohne dass er es gewagt hätte, einen Blick auf die gepeinigte Mumie zu werfen, ging Mausgesicht dennoch seinem Komplizen zur Hand.
    Beim Verlassen des Grabes hob sich ihm plötzlich der Magen.
    »Endlich kommt ihr! Habt ihr gute Beute gemacht?«, fragte der Spitzel.
    »Es war rundum lohnend! Wollen wir gleich teilen?«
    »Natürlich.«
    Als Schiefnase ein Amulett in Form eines Beins herauszog, stieß ihm der Spitzel einen Dolch in den Bauch

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