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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Khamudi bestimmt, der nichts zahlte, den Libyer jedoch autorisiert hatte, einen Teil der Oasenproduktion für sich selbst abzuzweigen.
    Trotz der frühen Stunde herrschte bereits drückende Hitze.
    »Ich brauche mehr Luft, du Faulpelz!«
    Um ihm besser fächeln zu können, näherte sich der ägyptische Sklave dem Esel, auf dem es sich sein Herr bequem gemacht hatte. Er schonte seine Kräfte nicht, in der Hoffnung, dass sein Herz bald aussetzte und der Tod seinen Qualen ein Ende machte.
    Plötzlich blieb die Karawane stehen.
    Adafi der Dieb sprang zu Boden. Sein Helfer kam gelaufen.
    »Der Esel an der Spitze hat gescheut«, erklärte er. »Quer über dem Weg liegt eine Leiche.«
    »Na und? Wir trampeln über sie hinweg und ziehen weiter!«
    »Auf der Leiche liegen ein Halsband und Armreifen. Außerdem scheinen Kamm und Sandalen von guter Qualität.«
    »Ich kümmere mich darum.«
    Gefolgt von seinem Fächerträger, ging Adafi zur Spitze des Zuges. Mit Beute durfte man nicht spaßen. Der Anführer hatte das Recht, sich stets zuerst zu bedienen.
    Der Tote lag auf dem Rücken. Er schien noch jung, trug einen schönen Schnurrbart und – vor allem – prunkvollen Schmuck.
    Vor Befriedigung schmatzend, beugte sich Adafi hinunter, um das Halsband abzureißen.
    Unvermittelt zum Leben erwachend, ergriff der Schnauzbart den Dolch, der im Sand versteckt neben ihm gelegen hatte, und schnitt dem Leichenschänder die Kehle durch.
    »Auf sie!«, schrie er, als er sich erhob.

38
    B efehls gemäß hatten die Aufständischen nicht Quartier gemacht. Seit über zwei Jahren attackierten sie kleinere Karawanen, bald in der Wüste des Westens, bald in der des Ostens. Das war nicht einfach, weil man sichere Informationen brauchte und die Risiken so gering wie möglich halten musste. Wenn die Konvois sich als zu bedeutend erwiesen, oder wenn sie von Hyksossoldaten begleitet wurden, zogen es der Afghane und der Schnauzbart vor, auf den Angriff zu verzichten.
    Nichtsdestoweniger hatten sie schon etliche Erfolge zu verzeichnen, und sie hatten Vorräte an Nahrung, Kleidung und anderen Dingen anlegen können, die ihnen im Notfall als Tauschobjekte dienten. Diese Karawane war ihre bisher größte Eroberung.
    »Der Widerstand wird reich!«, bemerkte der Schnauzbart. »Warum ziehst du so ein Gesicht, Afghane?«
    »Weil wir zu weit gegangen sind. Am Körper von diesem Kerl, den du getötet hast, habe ich einen Skarabäus mit dem Zeichen Khamudis gefunden. Diese Karawane war für ihn bestimmt, und er wird eine Untersuchung einleiten.«
    Die Freude des Schnauzbarts verflog.
    »Vor allem darf er nichts von unserer Existenz erfahren … Vielleicht glaubt er an einen Überfall der Beduinen?«
    »Die Sandläufer sind mit den Hyksos verbündet, nie würden sie sich an eine offizielle Karawane heranwagen. Im Fall eines Irrtums würden sie die Beute als Erstes nach Auaris bringen und von den Behörden Verzeihung erflehen.«
    »Da haben wir uns ja was Schönes eingebrockt …«
    »Es gibt nur eine Lösung«, entschied der Afghane. »Wir müssen es so aussehen lassen, als ob die Händler sich gegenseitig umgebracht hätten. Wir lassen also so viele Sachen wie möglich hier und nehmen nur ein paar Esel mit.«
    Die Aufständischen legten die Leichen der Getöteten so hin, dass es nach einem wilden Handgemenge unter rivalisierenden Kaufleuten aussah.
    »Schau dir mal den hier an«, sagte der Schnauzbart zum Afghanen. »Sie haben ihm die Ohren und die Zunge abgeschnitten. Aber was noch interessanter ist: Er ist auf die ägyptische Weise beschnitten, und unter der linken Achsel hat man ihm das Zeichen der Mondscheibe in der Barke eintätowiert!«
    »Ein Erkennungszeichen … Dieser arme Mann wurde gefangen genommen, wir hätten ihn am Leben lassen sollen.«
    »Wie hätten wir davon wissen sollen?«
    »Es muss irgendwo eine weitere Widerstandsgruppe geben«, sagte der Afghane.
    »Theben liegt in den letzten Zügen, Edfu ist in der Hand der Hyksos, Elephantine von Nubien unterjocht. Ob es uns gefällt oder nicht – wir sind allein.«
    »Dieses Erkennungszeichen existiert aber immerhin, und wir sehen es schon zum zweiten Mal.«
    Der Schnauzbart schwankte.
    »Willst du etwa in den Süden gehen, die Sperre von Herakleopolis durchbrechen?«
    »So weit sind wir noch nicht, obwohl unsere Erfolge bis jetzt nicht so übel sind. Monat für Monat wird die Gruppe größer, wir haben mehrere sichere Stützpunkte, die Bauern unterstützen uns und beliefern uns mit

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