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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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mit Misstrauen begegnet? Er linderte Sorgen und Ängste, entschärfte Konflikte und geizte nicht mit komischen Geschichten, die die trübseligsten Gemüter aufheiterten. Die wohlhabenden Familien fühlten sich geehrt, wenn sie ihn bei sich empfangen durften, und erzählten ihm, was ihnen auf den Nägeln brannte. So hatte er das Vertrauen von Frauen wie von Männern gewonnen, von jungen wie von alten Leuten, von Leichtgläubigen wie von Zweiflern.
    »Ich habe das Gefühl, die Stadt hat überhaupt keine Geheimnisse mehr vor dir«, begann Ahotep, als sie mit ihm im Palastgarten spazieren ging, bewacht von Lächler, dem Hund.
    »Majestät, ich habe die wichtigsten Befürworter der Kollaboration ausgemacht. Es sind Waschlappen, aber ich muss Euch gestehen, dass ich sehr enttäuscht und beunruhigt bin, denn es sind viel mehr, als ich anfangs glaubte. Theben ist untergraben von Furcht, Egoismus und Feigheit.«
    »Das Gegenteil hätte mich überrascht. Jetzt wissen wir mit Sicherheit, dass wir unsere Armee nur im Geheimen bilden können. Ich zähle auf dich. Du musst den Thebanern weismachen, dass wir auf gefährliche Vorstöße jeder Art endgültig verzichtet haben und lammfromm geworden sind. Erkläre ihnen, dass mein einziger Ehrgeiz jetzt darin besteht, ein zweites Kind zu bekommen, ein ruhiges Leben zu führen und mich meiner letzten Privilegien zu erfreuen.«
    »Verlasst Euch auf mich, Majestät.«
    Lächler witterte irgendetwas. Zuerst spitzte er die Ohren, dann legte er sich plötzlich in Spiellaune flach und mit ausgebreiteten Pfoten auf den Boden und jaulte fröhlich auf, als der kleine Kamose auf ihn zulief.
    Als der Hund ihm die Stirn leckte, brach der Junge in Lachen aus. Dann tat er, als bekäme er Angst. »Mama, Mama! Rette mich!«
    Ahotep nahm ihn in ihre Arme und hob ihn hoch über ihren Kopf.
    »Eines Tages, mein Sohn, werden wir frei sein!«

39
    A hotep kam aus einem Stall, in dem gerade ein Kalb geboren worden war. Als die Mutter begann, das Neugeborene eifrig zu lecken, ging die Königin weiter zu den Feldern, die von ihren Besitzern schon seit einigen Jahren nicht mehr bewirtschaftet wurden. Sorgenvoll ließ sie ihren Blick schweifen. Dank ihrer und Herays Bemühungen hatte sich die Viehzucht in letzter Zeit immerhin etwas besser entwickelt. Auch die Gemüsegärten erholten sich. Wasserträger kamen regelmäßig zur Bewässerung, und der Schlamm, den der Nil bei seinem jährlichen Hochwasser hinterließ, war ein ausgezeichneter, von den Bauern gern verwendeter Dünger. Allmählich sollten sie auch wieder gute Ernten erzielen.
    Ahotep wachte auch über die Instandhaltung der Deiche und sorgte dafür, dass neue Rückhaltebecken gebaut wurden, sodass es der Provinz Theben auch in der trockenen Jahreszeit nicht an Wasser mangelte.
    »Alles ist bereit, Majestät«, verkündete Heray.
    Die Weinbauern hatten gute Arbeit geleistet, der Jahrgang versprach ausgezeichnet zu werden, und Ahotep hatte sich entschlossen, in Gegenwart hoher Würdenträger ein kleines ländliches Fest zu feiern. Trotz der lastenden feindlichen Bedrohung freute sich jedermann an diesem der ständigen Angst abgetrotzten Moment, und man sprach rückhaltlos dem neuen Wein zu. Wie erregend und erfrischend es war, dem Gott der Kelter Dank zu sagen, vergnügt zu plaudern und an die Zukunft zu glauben, und sei es nur diesen einen unbedeutenden Moment lang!
    Der Haushofmeister Qaris bat um Ruhe.
    »Viele von euch fragen sich verwundert, warum Ihre Majestät Teti die Kleine nicht unter uns weilt. Unsere Herrscherin ist mit ihrer ganzen Seele bei uns, doch ihre angegriffene Gesundheit erlaubt es ihr nicht, den Palast zu verlassen. Sie hat mich beauftragt, euch zu verkünden, dass sie offiziell von allen ihren Ämtern zurücktritt und ihre Tochter Ahotep von jetzt an die Pflichten einer Königin Ägyptens übernimmt.«
    Beifallsbekundungen folgten seinen Worten.
    Ein hoher Beamter ergriff das Wort. »Wir begrüßen diese Wahl, aber was wird der Pharao Apophis davon halten?«
    »In dem offiziellen Schreiben, das eben an ihn abging, bittet seine Dienerin Ahotep untertänigst um seine Einwilligung und verleiht gleichzeitig ihrem Wunsch Ausdruck, er möge auch weiterhin seine schützende Hand über die botmäßige Stadt Theben halten.«
    Der Beamte, der zur Fraktion der Kollaborateure gehörte, lächelte erleichtert.
    Auf der anderen Seite gab es zahlreiche Bauern, denen diese Geste der Unterwerfung missfiel. Ahotep konnte ihnen nicht die Wahrheit

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