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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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»Ein Bauer kommt auf uns zu.«
    »Bekannt?«
    »Er hat uns schon einmal Unterschlupf gewährt.«
    »Sieh nach, ob ihm Hyksos folgen.«
    Der Bauer war allein.
    Geschützt von dem Afghanen, der sich hinter einer Tamariske versteckte, willigte der Schnauzbart ein, mit dem Neuankömmling zu sprechen.
    »Was willst du?«
    »Es ist zu Ende, die Volkszählung ist vorbei! Die Spezialpatrouillen sind wieder nach Auaris gefahren, die Kriegsflotte hat sich in Richtung Delta auf den Weg gemacht. Jetzt sind nur noch die üblichen Besatzungstruppen da. Von heute Abend an könnt ihr bei mir übernachten.«
    Theben war ausgeblutet.
    Ahotep bedauerte nicht, sich der von Emheb geplanten Vorgehensweise angeschlossen zu haben, doch sie hatte die Bewohner der kleinen Stadt ruiniert. Die neuen Steuern auf die Ernten ließ den Thebanern kaum noch das Lebensminimum, und Ahotep musste ihre ganze Überredungskunst aufbieten, damit sie nicht einfach die Flinte ins Korn warfen.
    Teti die Kleine unterstützte sie nach Kräften. Oft begab sie sich auf den Markt und erklärte den Hausfrauen, dass die königliche Familie nicht mehr und nicht weniger zu essen hatte als sie selbst. Und der kleine Kamose bekräftigte laut und deutlich, dass Theben über all seine Feinde triumphieren werde.
    Der Keramikhändler Chomu war niedergeschlagen. Er hatte gehofft, dass die Hyksossoldaten in Theben bleiben und ihn als Stadtvorsteher einsetzen würden, zum Dank dafür, dass er ihnen jene Leute angezeigt hatte, die der Schatzmeisterei ein paar Besitztümer unterschlagen hatten. Emheb hatte ihn zu seiner Arbeit herzlich beglückwünscht und war nach Edfu zurückgekehrt, ohne Königin Ahotep ihres Amtes zu entheben, die tatsächlich all seine Bedingungen akzeptiert hatte.
    Was konnte man gegen die Beliebtheit dieser jungen Herrscherin und der Königinmutter tun? Zutiefst enttäuscht, fehlte es Chomu an Argumenten, wenn ihn die Anhänger der Kollaboration um Rat fragten. Ahotep fügte sich schließlich allen Forderungen des Königs.
    Heray, der Aufseher der Getreidespeicher, hatte ihn ein wenig mit der Aussicht getröstet, dass es in der Zukunft sicher noch Bedeutendes für ihn zu tun gebe. Seine Verehrung der neuen Herren würde nicht unbemerkt bleiben, umso mehr, als Emhebs Bericht diesen so lobend hervorgehoben habe.
    In Wahrheit hatte Emheb sich gehütet, diese Ratte zu erwähnen, deren Aktivität von Heray argwöhnisch beäugt wurde. Früher oder später würde Chomu aus seiner Melancholie erwachen und seine schädlichen Kräfte von neuem entfalten.
    In der Region Theben war die Volkszählung noch nicht ganz beendet. Um nicht selbst verdächtigt zu werden, hatte Emheb nicht verhindern können, dass ein Hyksoskommando sich zum Westufer begab, um die Nekropole und deren Umgebung zu inspizieren, obwohl dort angeblich niemand wohnte.
    Aber kein Winkel der Erde sollte den Volkszählern entgehen.
    Und wenn sie ihren Auftrag ordnungsgemäß ausführten, würden sie den geheimen Stützpunkt entdecken.

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    G raukopf landete auf Seqens Schulter, der ihn streichelte und dann die Botschaft las, die er ihm brachte.
    »Die Hyksos nehmen die Nekropole unter die Lupe«, kündigte er seinen Männern an. »Dann müssen sie nur noch darauf kommen, sich die Wüstengegend im Norden anzusehen.«
    »Wir greifen sie an und töten sie«, sagte ein junger Krieger großspurig.
    »So ein Sieg würde zu nichts führen«, sagte Seqen. »Das Hauptquartier würde bald von dem Verschwinden des Kommandos Wind bekommen, und dann schicken sie uns eine Armee, gegen die wir machtlos sind.«
    »Wir können uns doch nicht einfach von ihnen niedermetzeln lassen!«
    »Vor allem müssen wir jetzt die Regeln für den Notfall anwenden und dürfen nicht davon abweichen.«
    Am Eingang der Totenstadt zögerte der Kommandeur der Hyksoseinheit. Emheb hatte ihm anvertraut, dass kein Ägypter sich mehr an diesen Ort wagte, wo Ungeheuer mit Geierköpfen und Löwentatzen ihr Unwesen trieben. Sie würden ihre Opfer von hinten angreifen, hatte er gesagt, ihnen die Augen ausreißen, den Schädel zertrümmern, ihr Blut trinken und ihnen das Mark aus den Knochen saugen.
    Als ehemaliger Pirat hatte der Offizier selbst schon zu viele Gegner niedergemetzelt, um sich vor solchen harmlosen Tieren noch zu fürchten. Doch seine Soldaten waren, obwohl gut bewaffnet, anderer Meinung.
    Die strenge Feierlichkeit des Ortes und das drückende Schweigen ließen ein leichtes Unbehagen in ihm aufsteigen.
    Als ein Hund bellte, zuckte

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