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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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erweckte.
    Theben, Edfu, Nekheb: Das Holzmodell des Haushofmeisters Qaris zeigte jetzt schon drei ägyptische Städte, die sich der Herrschaft der Hyksos entzogen.
    Zum Leitesel ernannt, übernahm Nordwind an der Spitze der Karawane den Transport des Materials, das für die Schiffswerft bestimmt war. Die Esel brachten ohne Murren Holz, Papyrus und Werkzeuge, sie waren so kräftig und geduldig, als wüssten sie, dass sie zu einem alles entscheidenden militärischen Schlag beitrugen.
    Für Ahoteps Geschmack ging alles noch viel zu langsam, aber Geduld war nicht ihre Stärke. Erst als die Werft zu arbeiten begann, schien ihr, als hätten sie eine entscheidende Wegstrecke hinter sich gebracht: Wenn die Aufständischen endlich über eine Kriegsflotte verfügten, waren sie nicht mehr an einen einzigen Ort gebunden und konnten vielleicht bald schon einen ersten Angriff wagen.
    Die Handwerker arbeiteten im Freien, im Rhythmus von Liedern, deren Worte die Ohren feiner Damen verletzt hätten. Aber der Königin war das gleich. Sie kümmerte sich mehr um das erste Schiff, das gebaut wurde, Träger so vieler Hoffnungen.
    Akazienstämme waren zu kleinen Brettern zurechtgeschnitten worden, die die Zimmerleute wie Ziegelsteine aneinander fügten, um die ›Mauer‹ des Bootes zu formen. Sie wurden von langen Bolzen zusammengehalten; dann wurden Löcher gebohrt und feste Taue gespannt, die alles miteinander verbanden.
    Mit einer Dechsel formte der Zimmermeister das Stevenruder, während seine Gehilfen sich mit dem Vorsteven und dem Kiel beschäftigten.
    Die Königin inspizierte selbst den Rumpf, innen wie außen. Die Arbeit war noch lange nicht beendet, denn die Planken, die schon an Ort und Stelle waren, mussten noch geglättet und kalfatert werden, bis sie völlig wasserundurchlässig geworden waren.
    »Seid Ihr zufrieden, Majestät?«
    »Kannst du nicht schneller arbeiten?«
    »Wir tun, was wir können. Zu schnelles Arbeiten würde dem Material schaden, und wir brauchen solide Schiffe zum Transport unserer Soldaten. Leider habe ich zu wenig erfahrene Techniker, und die Ausbildung von Lehrlingen braucht Zeit, viel Zeit.«
    »Wir schaffen es«, versprach die Königin.
    Ahoteps Lächeln war für die Zimmerleute die schönste Belohnung. Wenn sie erschien, herrschten Lebensfreude und Schaffenskraft an jedem Arbeitsplatz.
    Einer der Handwerker teilte diese Gefühle allerdings nicht.
    Als er rekrutiert wurde, hatte er nur auf besseren Lohn gehofft und sich nicht vorgestellt, dass ein solcher Stützpunkt überhaupt existieren konnte. Dass sie all das ins Werk gesetzt hatte, zeigte ihm nur, dass Ahotep den Verstand verloren hatte und Theben zugrunde richten würde. Früher oder später würden die Hyksos das Widerstandsnest entdecken, und die Bestrafung würde fürchterlich sein.
    Als Zimmermannslehrling von erst zwanzig Jahren hatte er nicht die mindeste Lust, Opfer eines Kampfes zu werden, der von vornherein verloren war. Eine Zeit lang hatte er sich davon zu überzeugen versucht, dass sich Ahoteps Utopie bald von selbst erledigen würde. Doch der geheime Stützpunkt lebte und wuchs, Waffen wurden hergestellt, Soldaten ausgebildet, und jetzt wurde sogar ein Kriegsschiff gebaut!
    Mit seinen Vorgesetzten zu sprechen war nutzlos, sie waren alle Parteigänger der Königin.
    Der Lehrling musste selbst tätig werden, einen entscheidenden Schlag führen, um eine Katastrophe zu verhindern.
    Die Seele des ganzen wahnwitzigen Unternehmens war Ahotep. War sie erst einmal tot, würde selbst Seqen, der sich als ein immer besserer Befehlshaber erwies, seine ganze Macht verlieren. Die Aufständischen würden ihre Basis verlassen, nach Theben zurückkehren und die Hyksos als ihre Herrscher anerkennen.
    Er musste Ahotep also töten.
    »Majestät, darf ich Euch etwas sehr Merkwürdiges zeigen?«
    Die Königin blickte interessiert auf.
    »Am Rand der Werft … Ich glaube, Ihr werdet erstaunt sein.«
    Ahotep folgte ihm. Sie gingen zwischen sorgfältig aufgestapelten Bretterreihen entlang und kamen zu einem schmalen Platz, der von unbehauenen Stämmen begrenzt wurde.
    »Was gibt es hier so Merkwürdiges?«
    Der Lehrling schwang einen schweren Holzhammer und einen scharfen Meißel. »Ihr seid eine Gefahr für ganz Theben! Nur Euer Tod kann die Thebaner vor dem Chaos bewahren!« In den Augen des jungen Mannes loderte der Wille zum Mord.
    »Du irrst dich. Der Kampf ist die einzige Chance, die wir haben, um zu überleben.«
    »Man kann nicht gegen die Hyksos

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