Die Königliche (German Edition)
überbringen.«
»Und geht es Todd gut?«
»Todd ist äußerst niedergeschlagen«, sagte Madlen. »Aber abgesehen davon auf dem Weg der Besserung.«
Bitterblue hatte nicht erwartet, dass ihr das Frühstück guttun würde. Aber das tat es und sofort hatte sie Schuldgefühle deswegen. Es sollte nicht so einfach sein, sich zu ernähren, ihr Magen sollte nicht von sättigender Nahrung getröstet werden. Sie sollte nicht das Bedürfnis haben zu leben, wo Thiel hatte sterben wollen.
Die beiden Lienid-Wachen auf der Krankenstation schienen sich über Bitterblues Besuch und ihren Dank zu freuen.
Todd saß mit einem schiefen Verband um den Kopf aufrecht im Bett.
»All diese Bücher«, klagte er. »Verloren. Unersetzlich. Königin, Madlen hat gesagt, ich dürfe nicht arbeiten, bis meine Kopfschmerzen weg sind, aber ich glaube, die Schmerzen kommen vom Mangel an Arbeit.«
»Das klingt eher unwahrscheinlich, Todd«, sagte Bitterblue sanft, »wenn man bedenkt, dass Sie einen Schlag auf den Kopf erhalten haben. Aber ich weiß, was Sie meinen. Was für eine Arbeit hätten Sie denn gerne?«
»Die restlichen Tagebücher, Königin«, sagte er inbrünstig. »Das, an dem ich gerade saß, ist vom Feuer verschont geblieben, und Lord Giddon hat mir gesagt, dass das auch für ein paar andere gilt. Sie sind bei ihm. Ich würde sie so gerne sehen, Königin. Ich war so kurz davor, ein paar Dinge zu verstehen. Ich glaube, dass einige seiner merkwürdigeren und spezielleren Umgestaltungen des Schlosses und der Stadt ein Versuch waren, eine andere Welt zum Leben zu erwecken. Vermutlich die Welt, aus der er stammte, die mit der farbigen Ratte. Ich glaube, er versuchte unsere Welt hier in jene zu verwandeln. Und ich glaube, dass es möglicherweise ein Land mit großem heilkundlichen Fortschritt war, darum war er so besessen von seinem verrückten Krankenhaus.«
»Todd«, sagte sie leise, »hatten Sie beim Lesen über sein Krankenhaus je den Eindruck, dass nicht er, sondern seine Untergebenen den Opfern diese schmerzhaften Dinge zugefügt haben? Dass er oft einfach nur dabeistand und zusah?«
Todds Augen verengten sich. »Das würde einiges erklären, Königin«, sagte er. »Er spricht manchmal von den wenigen Opfern, die er ›für sich aufspart‹. Das könnte bedeuten, dass er die anderen geteilt hat, vermutlich mit anderen Misshandlern, nicht wahr?«
»Die Misshandler waren ebenfalls seine Opfer.«
»Ja, natürlich, Königin. Er spricht auch von ›Momenten, in denen seine Männer anfangen zu verstehen, was sie da tun‹. Es war mir bisher nicht in den Sinn gekommen, Königin«, sagte er verdrossen, »auf welche Männer er sich bezog oder was genau sie taten.«
Bei dieser Erinnerung an ihre Männer stand Bitterblue auf und wappnete sich grimmig. »Ich gehe jetzt besser.«
»Königin«, sagte er, »darf ich Sie noch um eine Sache bitten?«
»Ja?«
»Sie …« Er hielt inne. »Sie werden es für unwichtig halten, Königin, angesichts Ihrer anderen Sorgen.«
»Todd, Sie sind mein Bibliothekar. Wenn es etwas gibt, das ich tun kann, um Ihnen Trost zu spenden, sagen Sie es mir.«
»Nun«, sagte er, »ich habe immer eine Schale mit Wasser für Lovejoy unter meinem Schreibtisch stehen. Sie wird bestimmt leer sein, wenn sie überhaupt noch dort ist. Meine Abwesenheit wird ihn verwirren, wissen Sie? Er wird glauben, ich hätte ihn verlassen. Er kann sich selbst ganz gut von den Bibliotheksmäusen ernähren, aber er wagt es nicht, die Bibliothek zu verlassen, und wird nicht wissen, wo er Wasser findet. Er trinkt sehr gerne Wasser, Königin.«
Lovejoy trank gerne Wasser.
Der Schreibtisch war ein zusammengebrochenes schwarzes Wrack, der Boden darunter ruiniert. Die Schale, so grün wie ein Tal in Monsea, lag umgestülpt etwas entfernt vom Schreibtisch. Bitterblue trug sie zitternd aus der Bibliothek und in den großen Schlosshof zum Brunnen. Als sie die Schale befüllt hatte, war sie so kalt, dass ihre Finger brannten.
Zurück in der Bibliothek überlegte sie kurz, dann kniete sie sich hinter den kaputten Schreibtisch und stellte das Wasser darunter. Es schien nicht nett, Lovejoy zu so einer stinkenden Ruine zu locken, aber wenn er daran gewöhnt war, hier sein Wasser zu finden, würde er auch hier am ehesten danach suchen.
Sie hörte das Knurren einer Katzenstimme, die sie erkannte. Als sie unter den Tisch linste, sah sie ein dunkles Etwas und ein gefährliches Schwanzzucken.
Vorsichtig schob sie ihre Hand halb unter den Tisch auf
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