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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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wenn sie stehen blieb, Angst zeigte oder stürzte. Sie würde ihre Angst vor ihm verbergen und weitergehen; solange sie Angst hatte, konnte sie genauso gut weitergehen.
    Ein ganzes Leben später war sie beinahe an der Treppe angelangt und jetzt war ihr egal, was Saf sah. Auf allen vieren näherte sie sich der Treppe und war froh, als sie endlich angekommen war. Der Schnee bedeckte sie ungleichmäßig. Unten stand jemand, das Gesicht und die Haare unter einer Kapuze verborgen. Er schob die Kapuze zurück. Bo.
    Bitterblue setzte sich auf die oberste Stufe und begann zu weinen.
    Er stieg zu ihr herauf, setzte sich neben sie an die Außenkante der Treppe und legte den Arm um sie. Es war eine solche Erleichterung, nichts sagen oder erklären zu müssen. Eine solche Erleichterung, dass sie sich nur erinnern musste, damit er Bescheid wusste.
    »Es ist nicht deine Schuld, Liebes.«
    Nicht, Bo. Bitte … nicht.
    »Ist gut«, sagte er. »Tut mir leid.«
    Er nahm ihr den Hut ab, rollte ihre losen Haarsträhnen ein und setzte ihr den Hut wieder auf, damit man ihre Haare nicht sah. Dann klappte er ihren Kragen hoch und zog ihr den Hut noch tiefer ins Gesicht. Und als sie die Treppe hinabstiegen, ging er am äußeren Rand, den Arm um sie gelegt, und führte sie durch leere Gassen bis zu einer schmalen Tür in einer Mauer.
    Hinter der Tür war ein sehr langer, sehr dunkler und feuchter Tunnel.
    Als sie schließlich das Ende des Tunnels erreichten und Licht durch den Spalt unter einer weiteren Tür drang, sagte er: »Warte einen Moment. Da sind gerade zu viele Leute.«
    »Kommen wir von hier in den östlichen Flur?«, fragte Bitterblue.
    »Ja, und dann gehen wir rüber zu dem Geheimgang, der zum Zimmer deines Vaters hinaufführt.«
    »Warum schleichen wir uns rein?«
    »Damit alle glauben, dass du schon gestern ins Schloss zurückgekehrt bist, uns das mit Thiel gesagt hast und seitdem in deinen Räumen warst«, sagte Bo.
    »Damit sich niemand an die Existenz des Zugbrückenturms erinnert«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Oder sich fragt, woher ihr das mit Thiel wusstet.«
    »Ja.«
    »Hast du es schon allen gesagt?«
    »Ja.«
    Oh, danke. Danke, dass du mir das abgenommen hast.
    »Gut«, sagte Bo. »Jetzt lass uns schnell machen.«
    Helles Licht, als sie auf den Flur hinaustraten. Sie gingen zum Wandbehang mit einer grünen Wildkatze, hinter dem sie durch eine weitere Tür traten und erneut in Dunkelheit versanken. Sie hatten keine Lampe, als sie den sich schlängelnden Gang hinaufstiegen, daher warnte Bo sie vor den Stufen auf dem Weg.
    Schließlich kletterten sie hinter einem anderen schweren Wandbehang hindurch in Lecks Zimmer. Bitterblue stolperte die Treppe hinauf. Oben klopfte Bo. Man hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Als die Tür aufging, fiel Bitterblue in Heldas wartende Arme.

Die Päckchen mit Seenagel lagen in einem Schrank im Badezimmer. Bitterblue hätte nicht gedacht, dass sie sich so … verloren fühlen würde, wenn sie die Kräuter zum ersten Mal schluckte.
    Zurück im Vorraum ging sie auf die Tür zu.
    »Ein Bad und Frühstück würden Ihnen guttun, Königin, bevor Sie Ihren Leuten gegenübertreten«, sagte Helda sanft. »Saubere Kleidung. Ein Neuanfang.«
    »So etwas wie einen Neuanfang gibt es nicht«, erwiderte Bitterblue benommen.
    »Brauchen Sie Madlen für irgendetwas, Königin?«
    Bitterblue hätte Madlen gern gesehen, aber sie brauchte sie nicht. »Ich glaube nicht.«
    »Soll ich sie nicht trotzdem herbitten, nur für alle Fälle, Königin?«
    Und so halfen Helda und Madlen ihr, im Bad Schweiß und Schmutz wegzuspülen und ihr die Haare zu waschen, nahmen ihre dreckige Kleidung mit und brachten ihr frische, saubere Sachen zum Anziehen. Madlen plauderte nebenher leise mit ihr und ihr vertrauter eigenartiger Akzent erdete Bitterblue. Sie fragte sich, ob es Anzeichen an ihrem Körper für ihre Nacht mit Saf gab, ob Helda und Madlen es sehen konnten. Oder Anzeichen ihres Kampfes mit Thiel. Es machte ihr nichts aus, solange niemand Fragen stellte. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass Fragen ihren Panzer zerbrechen würden. »Sind Bren und meine Wachleute wohlauf?«, fragte sie.
    »Es geht ihnen nicht sehr gut«, sagte Madlen, »aber sie werden sich erholen. Ich gehe später wieder zu Bren.«
    »Ich habe Saf versprochen, ihn auf dem Laufenden zu halten«, sagte Bitterblue.
    »Lord Giddon wird nach Einbruch der Dunkelheit nach Saf sehen, Königin«, sagte Helda. »Er wird ihm alle Neuigkeiten

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