Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
Vom Netzwerk:
vierhundertsechsundsiebzig mal vierhundertsiebenundsiebzig ist?«
    Saf nahm sie samt ihrem Schwert hoch und trug sie zum Zugbrückenturm, während sie sich an ihn klammerte und versuchte, das auszurechnen.
    Drinnen war es warm. Es gab Kohlenpfannen. Als er sie auf einem Stuhl absetzte, hielt sie sich an seinem Arm fest und wollte ihn nicht wieder loslassen.
    »Sparks«, sagte er, als er vor ihr kniete, ihr die Handschuhe und den Hut abnahm, ihre Hände und ihr Gesicht betastete, »du hast keine Unterkühlung und trotzdem habe ich das Gefühl, dass es mehr ist als deine Höhenangst. Bei deinem letzten Anfall von Höhenangst hattest du eine Zunge, mit der du mich verfluchen konntest.«
    Bitterblue umklammerte seinen Arm so fest, dass sie dachte, ihre Finger würden brechen. Und dann legte er seinen anderen Arm um sie und drückte sie an sich. Jetzt übertrug sie die ganze Kraft ihrer Umklammerung auf seinen Oberkörper und umarmte ihn auch. Zitternd. »Sag mir, was los ist«, sagte er.
    Sie versuchte es. Sie versuchte es wirklich. Es ging nicht.
    »Flüster es mir ins Ohr«, sagte er.
    Sein Ohr war warm an ihrer Nase. Der Goldstecker in seinem Ohrläppchen war hart und tröstlich auf ihren Lippen. Drei Wörter. Nur drei Wörter waren nötig, dann würde er verstehen. »Thiel«, flüsterte sie, »ist gesprungen.«
    Die Reaktion darauf war Schweigen, dann ein Ausatmen, dann ein Anspannen seines Arms. Anschließend eine Bewegung, ein Hochheben, Umpacken, bis er mit ihr auf dem Schoß auf dem Stuhl saß und sie festhielt, während sie zitterte.
    Sie wachte auf, als er sie auf Decken auf dem Boden ablegte. »Bleib bei mir«, sagte sie. »Geh nicht weg.«
    Er legte sich neben sie und schlang die Arme um sie. Sie schlief.
    Von leisen Stimmen wachte sie erneut auf. Sanfte Hände. Leute in schneebedeckten Mänteln, die sich über sie beugten. »Sie wird sich erholen«, sagte Raffin.
    Safs Stimme sagte etwas über den Schnee. »Vielleicht sollten Sie besser hierbleiben«, sagte er.
    Bos Stimme sagte etwas von Pferden, etwas davon, dass es zu gefährlich sei, Aufmerksamkeit zu erregen. Bos Stimme! Bo hielt sie, küsste ihr Gesicht. »Pass auf sie auf«, sagte er. »Ich warte am Fuß der Brücke auf sie, sobald der Sturm vorbei ist.«
    Dann war sie wieder allein mit Saf. »Bo?«, fragte sie und wandte verwirrt den Kopf.
    »Er war hier«, erwiderte Saf.
    »Saf«, sagte sie, als sie sein Gesicht im Dämmerlicht erblickte. »Vergibst du mir?«
    »Psst.« Saf strich ihr übers Haar, über die aufgelösten Zöpfe. »Ja, Königin. Ich habe dir schon längst vergeben.«
    »Warum weinst du?«
    »Aus vielen Gründen«, sagte er.
    Sie wischte die Tränen von Safs Gesicht und schlief ein.
    Sie wachte aus einem Albtraum vom Fallen auf. Ashen, sie selbst, Knochen, alles und jeder fiel. Sie erwachte um sich schlagend mit einem Aufschrei und war erst verblüfft und dann am Boden zerstört, als sie feststellte, dass Saf da war und sie umarmte und tröstete, denn diesmal war sie richtig wach, und bei Safs Anblick kehrten auch all die anderen Wahrheiten der wachen Welt zurück. Und so klammerte sie sich an ihn, um sie wegzuschieben, presste sich an ihn. Sie spürte seinen ganzen Körper neben ihrem; sie spürte seine Hände. Sie hörte sein Geflüster, das ihre Ohren und ihre Haut erfüllte. Sie küsste ihn. Als er ihre Küsse erwiderte, küsste sie ihn stärker.
    »Bist du sicher, dass du das willst?«, flüsterte er, als klar wurde, was passierte. »Bist du sicher, dass du sicher bist?«
    »Ja«, flüsterte sie. »Und du?«
    Es brachte sie dazu, wieder zu sich zu finden. Denn Saf erinnerte sie an Vertrauen, an ihre Fähigkeit, sich trösten zu lassen, ihren Wunsch nach Liebe. So dass sie anschließend, als der Schmerz zurückkehrte, frisch und gnadenlos, die Kraft hatte, ihn zu ertragen, und einen Freund, der sie hielt, während sie schluchzte.
    Sie weinte um den Teil ihrer Seele, der an Thiel gehangen hatte und mit ihm ins Wasser gestürzt war, den Teil von ihr, den er abgerissen hatte, als er gesprungen war. Sie weinte darüber, dass es ihr nicht gelungen war, ihn zu retten. Aber vor allem weinte sie darüber, was Thiel für ein Leben gehabt hatte.
    »Keine Albträume mehr«, flüsterte Saf. »Träum von etwas Tröstlichem.«
    »Ich würde gern glauben, dass er manchmal glücklich war.«
    »Sparks, das war er bestimmt.«
    Sie hatte ein Bild von Thiels kargem, ungemütlichem Zimmer vor Augen. »Ich habe ihn nie glücklich gesehen. Ich weiß von

Weitere Kostenlose Bücher