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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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Teddy nachsah. »Und wahrscheinlich mache ich das nachher auch.«
    »Was hat er damit gemeint, dass du nur stiehlst, was bereits gestohlen wurde?«
    »Lass uns lieber über deine Diebstähle sprechen, Sparks«, sagte Saf. »Bestiehlst du auch die Königin oder nur arme Kerle, die was trinken wollen?«
    »Und du? Stiehlst du sowohl an Land als auch auf See?«
    Das brachte Saf zum Lachen, was Bitterblue bisher noch nie gesehen hatte. Sie war ziemlich stolz auf sich. Er trank einen bedächtigen Schluck aus seinem Krug, ließ den Blick durch den Raum schweifen und nahm sich Zeit für die Antwort.
    »Ich bin auf einem Schiff unter Seefahrern aus Lienid aufgewachsen«, räumte er schließlich ein. »Dass ich einen Seemann bestehle, ist ungefähr so wahrscheinlich, wie dass ich mir einen Nagel in den Kopf bohre. Meine leibliche Familie stammt aus Monsea und vor ein paar Monaten bin ich hergekommen, um meine Schwester zu besuchen. Ich habe Teddy kennengelernt, der mir Arbeit in seiner Druckerei angeboten hat, was eine gute Sache ist, bis mir irgendwann wieder danach ist, weiterzuziehen. So. Das ist meine Geschichte.«
    »Da fehlen aber große Teile«, sagte Bitterblue. »Warum bist du auf einem Schiff aus Lienid aufgewachsen, wenn du eigentlich aus Monsea bist?«
    »Von deiner Geschichte fehlen alle Teile«, erwiderte Saf, »und ich tausche meine Geheimnisse nicht gegen nichts ein. Wenn du mich als Seemann erkannt hast, musst du mal auf einem Schiff gearbeitet haben.«
    »Vielleicht«, sagte Bitterblue gereizt.
    »Vielleicht?«, entgegnete Saf amüsiert. »Was machst du in Bitterblues Schloss?«
    »Ich backe Brot in der Küche«, sagte sie und hoffte, er würde nichts Genaueres über diese Küche erfahren wollen, weil sie sich nicht erinnern konnte, sie je gesehen zu haben.
    »Und stammt deine Mutter aus Lienid oder dein Vater?«
    »Meine Mutter.«
    »Und arbeitet sie mit dir?«
    »Sie fertigt feine Näharbeiten für die Königin an. Stickereien.«
    »Siehst du sie oft?«
    »Nicht während der Arbeit, aber wir wohnen zusammen. Wir sehen uns jeden Abend und jeden Morgen.«
    Bitterblue hielt inne und musste plötzlich nach Luft schnappen. Es kam ihr wie ein schöner Tagtraum vor, einer, der leicht wahr sein könnte. Vielleicht gab es ein Bäckermädchen im Schloss, deren Mutter am Leben war, jeden Tag an sie dachte und sie jeden Abend sah. »Mein Vater war ein reisender Fabulierer aus Monsea«, fuhr sie fort. »Eines Sommers reiste er nach Lienid, um dort Geschichten zu erzählen, und verliebte sich in meine Mutter. Er hat sie mit hierhergebracht. Er ist bei einem Unfall mit einem Dolch ums Leben gekommen.«
    »Tut mir leid, das zu hören«, erwiderte Saf.
    »Das ist schon Jahre her«, sagte Bitterblue atemlos.
    »Und warum schleicht sich ein Bäckermädchen nachts raus, um Geld für etwas zu trinken zu stehlen? Ein bisschen gefährlich, oder?«
    Sie vermutete, dass er mit seiner Frage auf ihre Größe anspielte. »Hast du schon mal Lady Katsa von den Middluns getroffen?«, fragte sie schelmisch.
    »Nein, aber natürlich kennen alle ihre Geschichte.«
    »Sie ist gefährlich, ohne so groß zu sein wie ein Mann.«
    »Meinetwegen, aber sie ist eine beschenkte Kämpferin.«
    »Sie hat vielen Mädchen in dieser Stadt das Kämpfen beigebracht. Mir auch.«
    »Du hast sie kennengelernt?«, fragte Saf, knallte seinen Krug auf den Sims und wandte sich ihr mit großen Augen zu. »Hast du auch Prinz Bo getroffen?«
    »Er ist manchmal im Schloss«, sagte Bitterblue mit einer unbestimmten Handbewegung. »Ich meine nur, dass ich durchaus in der Lage bin, mich zu verteidigen.«
    »Was würde ich dafür geben, einen von beiden kämpfen zu sehen«, sagte er. »Und ich würde pures Gold dafür zahlen, sie beide miteinander kämpfen zu sehen.«
    »Dein eigenes Gold? Oder das eines anderen? Ich glaube, du bist ein beschenkter Dieb.«
    Saf schien dieser Vorwurf enorm zu gefallen. »Ich bin kein beschenkter Dieb«, sagte er grinsend. »Und auch kein beschenkter Gedankenleser, trotzdem weiß ich, warum du dich nachts rausschleichst. Du kannst nicht genug von den Geschichten bekommen.«
    Ja. Sie konnte nicht genug von den Geschichten bekommen. Oder von diesen Gesprächen mit Teddy und Saf, weil sie dasselbe waren wie die Geschichten, dasselbe wie die mitternächtlichen Straßen, Gassen und Friedhöfe, der Geruch nach Rauch und Apfelmost, die verfallenen Häuser. Die riesigen Brücken, die sich hoch in den Himmel reckten, von Leck grundlos gebaut.
    Je

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