Die Königliche (German Edition)
Bitterblue in einem dunklen Schlafzimmer und rüttelte ihre Heilerin. Madlen wachte auf und knurrte eigenartige, unverständliche Worte, die Bitterblue mit scharfer Stimme abschnitt. »Madlen, ich bin’s, die Königin. Wachen Sie auf, ziehen Sie sich was an, worin Sie rennen können, und nehmen Sie mit, was Sie für einen Mann mit einer Klinge im Bauch brauchen.«
Man hörte ein Rascheln, dann leuchtete ein Funke auf, als Madlen eine Kerze anzündete. Sie sprang aus dem Bett, warf Bitterblue mit ihrem einen bernsteinfarbenen Auge einen eindringlichen Blick zu und tappte durch das Zimmer zu ihrem Schrank, wo sie in ein Paar Hosen stieg. Das Nachthemd reichte ihr bis zu den Knien und ihr Gesicht leuchtete genauso blass wie das Hemd, als sie anfing, eine Menge Phiolen, Päckchen und schrecklich aussehender scharfer Metallinstrumente in eine Tasche zu werfen. »Welcher Teil des Bauchs?«
»Ziemlich weit unten und eher rechts, glaube ich. Die Klinge war lang und breit.«
»Wie alt ist der Mann, wie groß, und wie weit ist es bis dahin?«
»Ich weiß nicht, neunzehn oder zwanzig, und er ist normal groß – weder besonders groß noch besonders klein, weder besonders dick noch besonders dünn. In der Nähe des Silberhafens. Ist es schlimm, Madlen?«
»Ja«, sagte sie, »es ist schlimm. Zeigen Sie mir den Weg, Königin. Ich bin fertig.«
Sie war nicht direkt fertig im herkömmlichen höfischen Sinne des Wortes. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Augenklappe aufzusetzen, die sie normalerweise über ihrer leeren Augenhöhle trug, und ihr weißes Haar stand in wirren Büscheln vom Kopf ab. Aber sie hatte ihr bauschiges Nachthemd in den Hosenbund gestopft. »Sie dürfen mich heute Nacht nicht Königin nennen«, flüsterte Bitterblue, während sie durch die Flure und zwischen den Sträuchern im großen Schlosshof hindurchliefen. »Ich bin Bäckerin in der Schlossküche und heiße Sparks.«
Madlen machte ein ungläubiges Geräusch.
»Und vor allem«, flüsterte Bitterblue, »dürfen Sie keiner Menschenseele auch nur das allerkleinste Detail dessen erzählen, was heute Nacht passiert. Das sage ich Ihnen als Ihre Königin, Madlen. Verstehen Sie?«
»Ich verstehe vollkommen, Sparks«, sagte Madlen.
Bitterblue wollte den Meeren dafür danken, dass sie diese energische, erstaunliche Beschenkte an ihren Hof gebracht hatten. Aber für Dankbarkeitsbezeugungen schien es noch zu früh in der Nacht.
Sie rannten zum Silberhafen.
Am Brunnen in der Tinker Street blieb Bitterblue heftig keuchend stehen. Sie drehte sich im Kreis auf der Suche nach einem beleuchteten Haus und versuchte die Aufschriften auf den Ladenschildern zu entziffern. Sie hatte gerade die Wörter Teddrens und Druckerei über einem dunklen Hauseingang entdeckt, als die Tür aufging und das Gold in Safs Ohren ihr entgegenblitzte.
Seine Hände und Unterarme waren blutbeschmiert, seine nackte Brust hob und senkte sich, und als Bitterblue Madlen nach vorne schob, verwandelte sich die Panik in seinem Gesicht in Wut. »Das ist nicht Roke«, sagte er und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf Madlens weiße Mähne – offenbar der Teil an ihr, der sie am deutlichsten als jemand anderen als Roke kennzeichnete.
»Das ist die beschenkte Heilerin Madlen«, sagte Bitterblue. »Du hast zweifellos schon von ihr gehört. Sie ist die Beste, Saf, die bevorzugte Heilerin der Königin.«
Er schien sich furchtbar aufzuregen. »Du hast eine der Heilerinnen der Königin hierher gebracht?«
»Ich schwöre dir, dass sie nichts von dem, was sie hier sieht, weitererzählen wird. Du hast mein Wort.«
»Dein Wort? Dein Wort, wenn ich noch nicht mal deinen richtigen Namen kenne?«
Madlen, die jünger war, als ihre Haarfarbe vermuten ließ, und so stark, wie ein Heiler sein muss, stieß Saf mit beiden Händen vor die Brust und schob ihn mit Gewalt ins Innere der Druckerei. » Mein richtiger Name ist Madlen«, sagte sie, »und ich bin womöglich die einzige Heilerin in allen sieben Königreichen, die denjenigen, der dadrin im Sterben liegt, retten kann, wer auch immer es ist. Und wenn mich dieses Mädchen hier bittet, etwas für mich zu behalten«, sagte sie und zeigte mit ruhigem Finger auf Bitterblue hinter sich, »dann tue ich das. Und jetzt geh mir aus dem Weg, du hirnloser Muskelprotz!«
Sie schob sich an ihm vorbei auf das Licht zu, das durch eine halb geöffnete Tür hinter Saf drang. Nachdem sie hindurchgestürmt war, knallte sie die Tür hinter sich zu.
Saf streckte
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