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Die Kolonie Der Catteni

Die Kolonie Der Catteni

Titel: Die Kolonie Der Catteni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Weg zurückkehren wollte, auf dem sie hergekommen waren, schüttelte sie heftig den Kopf und deutete zur anderen Seite.
    »Sicher! Dorthin!« rief sie, um den Lärm der herabstürzenden Wassermassen zu übertönen. Er runzelte die Stirn. »Ich habe einen Flitzer, in dem man sich verstecken kann.« Sie deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger in die Richtung ihres versteckten Fahrzeugs. Wie vom Donner gerührt, als sie plötzlich begriff, was sie soeben ausgesprochen hatte, starrte sie ihn an. »Oh, mein Gott!«
    Er hob überrascht eine Augenbraue, und sie hoffte für einen einzigen langen Moment, daß er nicht verstanden hatte, was sie gesagt hatte. Aber er hatte es verstanden, und nun funkelten seine Augen sie im Halbdämmer des Waldes mit weitaus wacherem Interesse an.
    Er ist wie ein großer Löwe, dachte Kris und würgte beinahe vor Angst.
    »Sie haben einem Catteni geholfen«, stellte er mit einer tiefen, dröhnenden Stimme in Lingua barevi fest. »Dafür soll Ihnen kein Leid geschehen.«
    Kris war sich dessen nicht so sicher, als sie aus dem Fluß zu klettern versuchte und feststellte, daß sie vor Kälte taub und kraftlos war. Er hingegen stieg lässig aus dem Wasser. Er schaute auf ihre erfolglosen Bemühungen hinunter und runzelte ungehalten die Stirn. Dann, ohne sichtbare Anstrengung, schlang er die langen Finger einer Hand um ihren Oberarm, zog sie einfach aus den Fluten und stützte sie, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
    Fröstelnd blickte sie zu ihm hoch. Mein Gott, war er groß. Er war sicherlich der größte Catteni, dem sie je begegnet war. Sie hatte ihre Körpergröße von ihrem schwedischen Vater geerbt und maß barfuß immerhin einsfünfundsiebzig. Sie hatte die meisten Catteni, die sie kennengelernt hatte, stets um mehrere Zentimeter überragt, aber in diesem Falle mußte ihr Gegenüber seinen Blick nach unten richten, um sie zu betrachten. Und seine Schultern waren so breit wie die Schaufel einer Planierraupe. »Wo ist der Flitzer?« fragte er knapp.
    Sie deutete in die entsprechende Richtung, ärgerte sich dabei, daß sie ihm so prompt gehorchte und daß sie ihr Zähneklappern und das Zittern ihres Körpers nicht unterdrücken konnte. Er faßte nach ihrer Hand und entspannte seinen Griff ein wenig, als er ihren unwillkürlichen Schmerzenslaut hörte.
    Man muß ›Dreckspfoten‹ durch ›Schwerstkraftpranken‹ ersetzen, sagte sie sich in dem Bemühen, ihre Zuversicht zu wahren, als sie vor ihn trat.
    »Ich muß durch die Dornen vorausgehen«, sagte sie. »Oder machen Dornen der Haut eines Catteni nichts aus?« fügte sie spitz hinzu.
    Zu ihrer Überraschung grinste er.
    Während sie sich abwandte, wurde ihr bewußt, daß sie noch nie einen Catteni lächeln gesehen hatte. Sie registrierte außerdem, daß er sorgfältig in ihre Fußstapfen trat. Es war gut zu wissen, daß er genauso wie sie darauf bedacht war, die Dornenbüsche mit ihren gemeinen kleinen Pfeilen nicht zu wecken.
    Sie hatten die Hälfte des Weges zu dem versteckten Flitzer bewältigt, als sie rechts von sich im Tal laute Cattenistimmen vernahmen.
    Mahomet hielt inne, ging leicht in die Hocke und verrenkte instinktiv seinen Körper, um die in nächster Nähe wuchernden Pflanzen nicht zu berühren. Er lauschte, und während die Wörter für Kris viel zu verzerrt waren, als daß sie sie hätte verstehen können, hatte er damit offensichtlich keine Schwierigkeiten. Ein freudloses Lächeln spielte um seine Lippen, und in seine Augen trat ein Funkeln, das Kris Angst machte. »Sie haben hier eine Bewegung wahrgenommen. Schnell weg!« flüsterte er.
    Kris fiel in einen leichten Trab. Ein höheres Tempo einzuschlagen, war auf dem gewundenen Pfad nicht ungefährlich. Als sie vor dem ausgedehnten Dickicht auf eine Lichtung gelangten, blieb sie stehen. »Wohin? Haben Sie sich verlaufen?« fragte er.
    »Durch diese Büsche. Nehmen Sie sich in acht. Und wenn ich das Zeichen gebe, dann rennen Sie los!« Er runzelte skeptisch die Stirn, als sie eine Handvoll kleiner Steine sammelte. Mit geübter Geste und genau zielend schleuderte sie sie in einem weiten Bogen nach links und rechts, schaute sich wachsam um und zählte die Pfeile, um sicherzugehen, daß sie jeden Busch ausgelöst hatte. Vorsichtshalber sammelte sie eine zweite Handvoll Steine auf und warf diese in einem weiteren Bogen. Aber kein Pfeil wurde abgeschossen.
    »Los jetzt!« Seine Reaktionszeit war viel kürzer als ihre, so daß er die Lichtung schon halb überquert hatte,

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